Wunderschöne Erinnerungen an Weihnachten in den 1960er Jahren

Wunderschöne Erinnerungen an Weihnachten in den 1960er Jahren.

Als zweitälteste von fünf Geschwistern bin ich am „Steinkellnerhof“ (Röbl, Lichtenauer Straße 25) in Rainbach aufgewachsen und erlebte dort in meiner Kindheit die Advent- und Weihnachtszeit so:

Im Advent beteten wir jeden Tag einen Rosenkranz beim Adventkranz. Als wir schon älter waren, beteten wir Kinder alleine, während unsere Eltern im Stall arbeiteten. Oft hatten wir beim Beten die volle Gaudi! Aber wehe, wenn die Mutter zufällig herein in die Stube kam, dann gab es nachher von Papa viel Geschimpfe.

Als die Tante Resi noch bei uns wohnte, kamen jedes Jahr die Krampusse zu ihr. Ich hab mich einmal so arg gefürchtet, dass ich sogar auf die heiße Herdplatte vom Kachelofen gehüpft bin.

Öfter stellten wir eine Schüssel mit Kekse vor die Haustüre für die „Bärmuada“, damit sie etwas zum Essen hat und keine schlimmen Kinder mitnimmt.

Der große Höhepunkt war der Hl. Abend. In Rainbach ist an diesem Tag der Anbetungstag. Die Eltern gingen schon in die Frühmesse, wir Kinder später ins „Amt“. Danach war die Betstunde für die Rainbacher. Für uns Kinder war sie erst um 13 Uhr. Die Mutter putzte am Nachmittag im Haus, der Papa im Stall und in der Scheune, damit alles sauber war, wenn am Abend das Christkind kam. Als wir in den späten 1960er Jahren dann auch einen Fernseher hatten, durften wir sogar nachmittags am 24. Dezember fernsehen. Als es endlich finster wurde, kochte Mami für uns Bratwürstel mit Sauerkraut. Die gab es bei uns nur zu Weihnachten. Danach tranken wir Tee und aßen Kekse dazu. Anschließend beteten wir den Rosenkranz beim Adventkranz. Wir Kinder konnten kaum mitbeten, denn voller Erwartung horchten wir, ob nicht schon das Klingeln des Glöckchens zu hören wäre. Endlich klingelte es und voller Achtung öffneten wir die Stubentüre. Da stand er nun der Christbaum im Vorhaus. Die Kerzen leuchteten und die Spritzkerzen funkelten. Wir stellten uns zum Baum und beteten ein „Vater unser“. Dann trug Papa den Christbaum in die Stube. Wir nahmen die Geschenke, die neben dem Baum waren, auch in die Stube mit. Es waren Sachen zum Anziehen und Spielsachen. Nach der Bescherung verrichteten die Eltern die Stallabeit. Wir Kinder spielten mit den neuen Sachen und waren sehr glücklich und brav.

Die Mette fing um Mitternacht an. Wenn wir dabei sein wollten, weckten uns die Eltern auf und wir durften mitgehen.

Der Baum war geschmückt mit Kugeln, Geleeringerl, Windbäckerei und in Seidenpapier eingewickelten Zuckerl und Schokoladestückerl. Jeden Tag am Abend zündeten wir die Kerzen an und beteten einen Rosenkranz. Dann durften wir vom Christbaum ein Stück naschen. Jedes Jahr versprach mir die Mutter, dass ich die restlichen Süßigkeiten vom Baum zu meinem Geburtstag am 5. Jänner bekomme. Aber leider blieben meist nur ein paar Geleeringerl übrig, die mir nicht schmeckten und die ich auch heute noch nicht mag.

Ein besonderes einschneidendes Erlebnis hatte im Alter von 7 oder 8 Jahren. Ein paar Tage vor Heiligabend sagte mein älterer Bruder Fritz(i) zu mir: „Weißt eh Annei (damit meinte er mich), dass es gar kein Christkind gibt. Die Sachen für Weihnachten kauft alle die Mami.“ Er ging mit mir in die obere Stube, wo ein Doppelbett mit vielen Tuchenten und oben zudeckt mit einer Decke war. Er wühlte unter den Tuchenten und holte ein Paar Winterschuhe hervor. „Die bringt dir das Christkind“, triumphierte er und versteckte sie wieder und richtete das Bett wieder so her, wie es vorher ausgesehen hatte und grinste. Ich stand verdattert daneben. Und tatsächlich standen dann diese braunen Winterschuhe unterm Christbaum. Ich war längere Zeit wütend auf meinen Bruder, weil er mir den Glauben an das Christkind genommen hat.

Weihnachten in meinem Elternhaus in Rainbach war für mich immer wunderschön.

Rainbach i. M.
1960-1969
Fotos
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Fritz Röbl ("Steinkellner") Weihnachten 1957 - Bildleihgeberin: Anna Wagner, geborene Röbl, Spörbichl 28, 4263 Windhaag
Verfasser

Anna Wagner, geborene Röbl, Spörbichl 28, 4263 Windhaag

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