OSR Leopold Pötscher – Lehrer, Musiker und Heimatforscher

OSR Leopold Pötscher – Lehrer, Musiker und Heimatforscher.

Etliche Personen erinnern sich noch gerne an ihren Lehrer Leopold Pötscher. Ab September 1931 war der Sohn der Gastwirtseheleute Anton und Anna Pötscher, Besitzer des Gasthauses beim Bahnhof Summerau, an der Volksschule Rainbach i. M. mit einer Unterbrechung während des zweiten Weltkrieges Lehrer. Ab 1945 war er provisorischer Schulleiter und bald darauf auch Direktor, bis er 1970 nach 42 Dienstjahren in Pension ging.

Leopold Pötscher war begeisterter Musiker. In der damaligen Lehrerbildungsanstalt im Marianum Freistadt lernte er Geige, Klavier und Orgel. Bei besonderen kirchlichen Anlässen spielte er in dieser Zeit auf dem Chor mit der Violine. Schon während seines Studiums 1924 bis 1928 marschierte er oft täglich zur Kirche in Rainbach, um auf der Orgel zu üben. Während seiner Lehrertätigkeit war er neben Oberlehrer Klopf und Ludovika Kummer als Organist tätig. Unter dem NS-Regime wurde Lehrern diese Tätigkeit verboten. Oberlehrer Klopf hörte mit der Organistentätigkeit sofort auf, er etwas später. Ludovika Kummer spielte weiterhin und verlor dadurch ihren Lehrerposten. Nach dem zweiten Weltkrieg war er neben anderen Personen viele Jahre Organist in der Pfarrkirche Rainbach.

In den 1930er Jahren lernte Leopold Pötscher außerhalb des schulischen Unterrichtes Kindern und Jugendlichen das Musizieren auf der Geige und Zither. Darunter war auch sein späterer Lehrerkollege Hermann Ecker.

Die Blasmusik lag ihm auch sehr am Herzen, obwohl er selbst kein Blasinstrument spielte. Seit 1930 engagierte er sich bei der Blasmusikkapelle Rainbach. In einem Protokoll über die 1934 durchgeführte Neuwahl bei der Kapelle ist zu lesen, dass er zum Stellvertreter des Obmannes Simon Fleischanderl gewählt wurde. 1938 sollte sich die Kapelle einer Gliederung der NSDAP anschließen. Da die Musiker dies ablehnten, wurde die Kapelle aufgelöst. Außerdem mussten fast alle Musiker im Zweiten Weltkrieg Kriegsdienst leisten. 1950 wurde die Kapelle unter dem Namen „Verein der Musikfreunde“ neu gegründet. Leopold Pötscher wirkte nun als Kapellmeister und Dirigent. Bei ein paar Kursen am Konservatorium in Linz holte er sich dafür das notwendige Rüstzeug. Er erledigte auch alles Organisatorische, was eigentlich Aufgabe des Schriftführers und Kassiers gewesen wäre. Einige Zeit lernte er auch jungen Männern das Spiel auf einem Blasinstrument, bis ihm dann seine Söhne Leo und dann überwiegend Gottfried Ende der 1960er und in den 1970er Jahren die Ausbildung der Jungmusiker abnahmen. Gottfried fungierte neben seinem Vater nun meist auch als Kapellmeister und Dirigent.

Einige Jahre spielte er in der Familienband mit seinen drei Söhnen, die unter dem Namen „Pinguinband“ über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt wurde. Dieser Musikergruppe ist ein eigener Beitrag in diesem Buch gewidmet.

Leopold Pötscher war der Erste, der in unserer Gemeinde Heimatforschung betrieb. Er sammelte über unsere Gemeinde unzählige Artikel aus Büchern, forschte in verschiedensten Archiven und schrieb viel davon mit der Schreibmaschine nieder. Er überarbeitete mehrmals seine Forschungen und verfasste dann in den 1970er Jahren die Schriftenreihe „Rainbach 1270 bis 1970“ und schrieb heimatkundliche Beiträge in der Vereinszeitung „Sport in Rainbach“. Viele Fotodokumente aus unserer Gemeinde sind ihm zu verdanken. Er machte schon in den 1950er Jahren Dias, zuerst schwarz-weiß, später dann schon in Farbe, was damals teuer war und von ihm selbst bezahlt wurde. Er hielt auch in den damaligen örtlichen Gasthäusern heimatkundliche Diavorträge, die von der Bevölkerung gerne besucht wurden.

Heimatverbunden sind die von ihm verfassten Texte einiger Lieder, die er auch vertonte, wie z. B. das Rainbacher Heimatlied „Ein Kirchlein steht mit alter Wehr“ und das Advent-und Weihnachtslied „Uns´re Hügel deckt der Schnee“ u.a.

Der Gemeinderat ernannte ihn am 23. Dezember 1970 für seine Verdienste einstimmig zum Ehrenbürger von Rainbach i. M. . Diese Auszeichnung hat er ehrlich verdient.

Quellen:
Gemeindearchiv: Niederschrift des Lebenslaufes von Leopold Pötscher, von diesem selber verfasst
Festschrift „110 Jahre Blasmusik in Rainbach i. M.“
Mündliche Information von Gottfried Pötscher, Birkengasse 5, Rainbach i. M. u. Jobst Johann, Kerschbaum 56

Aus dem Buch "Vom Gleisdreieck bis zur Dorfglocke", in dem man viele weitere interessante Erzählungen über das Leben damals in unserer Gemeinde findet.
Hier findet man eine Auflistung der Beiträge dieses Buches. >>>

Fünf Ordner mit Schriften von OSR Leopold Pötscher sind im Rainbacher Gemeindearchiv.
Man kann hier im Internet darin schmöckern:
Sammlung Pötscher 1
Sammlung Pötscher 2
Sammlung Pötscher 3
Sammlung Pötscher 4
Sammlung Pötscher 5

Rainbach i. M.
1950-1959
Fotos
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In den 1930er Jahren lernte Leopold Pötscher (Bildmitte mit Geige) außerhalb des schulischen Unterrichtes Kindern und Jugendlichen das Musizieren auf der Geige und Zither. - Bildleihgeberin: Kranzl Anna, Summerau Oberort 8, 4261 Rainbach i. M.
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Seit 1930 engagierte sich OSR Pötscher (rechts als Stabführer) bei der Blasmusikkapelle Rainbach. Einige Zeit lernte er auch jungen Männern das Spiel auf einem Blasinstrument, bis ihm dann seine Söhne Leo und dann überwiegend Gottfried Ende der 1960er und in den 1970er Jahren die Ausbildung der Jungmusiker abnahmen. Bildleihgeber: Hofbauer, Kaplan Straße 6, 4020 Linz
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Schon während seines Studiums 1924 bis 1928 marschierte er oft täglich zur Kirche in Rainbach, um auf der Orgel zu üben. Bis in die 1980er Jahre war er neben anderen Personen Organist in der Pfarrkirche Rainbach. - Bildleihgeberin: Greul Gertrude, Marktplatz 6, 4261 Rainbach i. M.
Verfasser

Helmut Knogler (geb. 1949),
Labacher Straße 9,
4261 Rainbach i.M.

Info

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