Das Gasthaus "Maurerwirt".
Da das Haus an der alten Salzstraße gelegen ist, der Straße, die vom Salzkammergut über Linz und weiter über den Kerschbaumersattel ins Böhmische führte, ist anzunehmen, dass es schon sehr lange ein Gasthaus ist. Erstmals ist im Totenregister des Pfarramtes Johann Thanner, Gastgeb und Weber, wohnhaft im Haus Rainbach 4 erwähnt (gestorben 1734). Seine Frau Sabine (Familienname nicht bekannt) ist mit Sterbejahr 1746 angeführt. Die Eheleute hatten elf Kinder, von denen acht starben. Also muss schon Anfang der 1700er Jahre das Gasthaus existiert haben.
Der Sohn Gottlieb Thanner heiratete 1727 Susanne, die Tochter der Elisabeth und des Martin Kollberger, Dorfrichter in Rainbach. Da von beiden in den Pfarrbüchern nichts mehr zu finden ist, dürften sie in eine andere Pfarre gezogen sein. Das Gasthaus übernahm der Bruder von Susanne Tanner, Johann Kollberger, geboren 1687 (verheiratet seit 14. November 1724 mit Maria Reiterer aus Schenkenfelden). Er war von Beruf Maurer – Von ihm kommt wahrscheinlich der Name des Gasthauses „Maurerwirt“.
Sein Sohn Franz Kollberger, geboren 1728, trat die Nachfolge an. Er heiratete am 31. Juli 1758 Anna Wimmer, die Tochter des Schulmeisters aus St. Johann am Wimberg. Am 17. April 1792 starb er, seine Frau Anna im Jahr 1804. Von ihren fünf Kindern starben vier.
Der einzige lebende Sohn Fanz Kollberger (geboren 1769) übernahm als Erbe das Haus. Er war seit 18. Mai 1801 mit Maria Anna Leitner, der Tochter des Bräumeisters Zacharias Leitner aus Kerschbaum (Prem) verheiratet. Er starb am 13. Februar 1829, seine Frau Maria Anna 1842.
Da aus dieser Ehe keine Kinder hervorgingen, bekam das Erbe der Neffe der Maria Anna Leitner, Ignaz Leitner, der Sohn des Bräumeisters Franz Leitner aus Kerschbaum. Er hatte auch eine Braugerechtigkeit auf dem Haus Zulissen Nr. 24. Diese ließ er sich am 24. März 1847 auf das Maurerwirt-Haus in Rainbach 4 übertragen. Er war seit 29. Jänner 1839 mit Aloisia Forstner, der Tochter des Glasermeisters Forstner aus Grammastetten verheiratet. Diese starb 1848 im Alter von 35 Jahren. Er musste sie sehr gern gehabt haben, weil er erst wieder nach sieben Jahren geheiratet hat, nämlich am 14. Juli 1855 die Klara Röbl, mit der er keine Kinder hatte.
Am 4. November 1857 scheinen Martin und Maria Fuchs als Maurerwirtleute auf. Leider starb Martin Fuchs bereits am 13. Jänner 1858.
Das Wirtshaus kauften am 19. Juni 1868 Josef Greul und seine Frau Elisabeth, geborene Sonnleitner aus Kerschbaum, eine Schwester der Maria Fuchs. Der Kaufvertrag wurde im Grundbuchamt Freistadt geschlossen. Greul mussten 7.000 österr.Gulden aufwänden, wovon 1700 Gulden bar bezahlt wurden, der Rest in grundbücherlichen Verpflichtungen oder als Erbteil der drei Kinder des Ignaz Leitner aus erster Ehe etc. Die Anna Maria Fuchs hat sich ein ganz saftiges Ausgedinge gesichert: Das Wohnrecht im kleinen Kammerl gegenüber der Wirtsstube. Zur Nahrung und andere Bedürfnisse: 8 Metzen Korn, ein Schwein im Gewicht von einem Zentner, Erdäpfel und Kraut nach Bedarf, Milch täglich eine halbe Maß, Eier wöchentlich 4 Stück, Bier täglich eine halbe Maß, Brennholz zwei Klafter 24-zöllige weiche Scheiter, fünfzig Bündel Reisig, zehn Bündel Lichtspäne,dreißig Pfund Flachs von der Brechel her. Der Vertrag wurde von der Maria Fuchs mit + + + (Zeuge M.Förster), von Josef Greul handschriftlich und von Elisabeth Greul mit + + + (Zeuge Leopold Sonnleitner) unterzeichnet, im Original von Scharitzer als Grundbuchführer
1898 hielt der Grundbuchführer Emil Vogl die Übergabe und Teilung des Hauses an die Söhne Alois Greul und Josef Greul fest.
Den nördlichen Hausteil betrieb nun Josef Greul als Gasthaus. Er heiratete am 21. Juli 1903 Anna Preinfalk aus Eibenstein, die jung starb. Nach dem Tod seiner ersten Gattin heiratete er Barbara Winklehner aus Trölsberg am 21. September 1915.
Deren Sohn Alois Greul erbte das Gasthaus. Er heiratete Maria Frisch am 3. Juni 1946, mit der er das Mädchen Marianne und den Buben Alois hatte. Er starb jedoch am 11. Mai 1951. Die Witwe heiratete am 9. Juni 1952 Alois Röbl aus Apfoltern, von dem sie noch die Tochter Elfriede hatte.
Seit den 1950er Jahren war das Maurerwirt-Gasthaus ein Treffpunkt für Jäger, die hier ihren eigenen Stammtisch hatten. Der Grund dafür war wahrscheinlich, dass die männlichen Besitzer und Gastwirte Jäger waren.
An einem Sonntag war es üblich, dass viele Leute beim Maurerwirt einkehrten und dort ein Beuschl aßen. Ein besonderer Sonntagsstammtisch war auch eine Runde von ZulisserInnen.
1971 wurde die schon Jahrzehnte alte Gaststube neu eingerichtet. Der Maurerwirt war der erste in der Gemeinde, der sein Gasthaus modernisierte und wieder attraktiv machte. In den 1970er Jahren speisten die meisten Rainbacher LehrerInnen hier zu Mittag, aber auch ArbeiterInnen von Rainbacher Betrieben, wie z.B. von der Schneiderei Haiböck, weil sie die hier gebotene gute Hausmannskost sehr schätzten.
Früher gab es im ersten Stock einen Saal für Tanzveranstaltungen. Hier war alljährlich der Schützenball, der Feuerwehrball und der ÖVP-Ball. In der ungenutzten Zeit stellte in diesem Raum der Rainbacher Schützenverein seine Anlage auf, um hier zu trainieren und Wettbewerbe abzuhalten.
Im Zuge eines Hausumbaues 1973 wurde der landwirtschaftliche Trakt großteils abgerissen und dafür ein Bau mit einem Saal im Erdgeschoss und Gästezimmern im ersten und zweiten Stock errichtet. Einige Jahre nächtigten hier Sommergäste, die dann ein paar Tage oder gar eine ganze Woche blieben. Der der Straße zugewandte Hausteil wurde im Zuge der Umbauten um ein Stockwerk erhöht.
Das Haus erbte 1985 Alois Greul, Sohn aus erster Ehe, der seit 1973 mit Anna Schmidt verheiratet ist.
1991 wurde der zweite Saal gebaut und Renovierungen vorgenommen. Eine Trennwand konnte zusammengeschoben werden, sodass ein ganz großer Saal entstand. In den beiden Sälen wurden regelmäßig Geburtstage, Taufen, Hochzeiten und andere Feste gefeiert. Die Volkstanzgruppe Rainbach traf sich hier regelmäßig zum Tanz und der „Rainbacher Drei´gsang“ lud mehrmals Sänger/Sängerinnen und MusikerInnen ein, um hier bei einer Veranstaltung echte Volkmusik zu präsentieren. Aus Nah und Fern kamen ZuhörerInnen.
Der Stammtisch beim Maurerwirt war so gut wie jeden Tag besetzt. In der gemütlichen Gaststube kehrten Einheimische genauso gerne ein wie Ausflugsgäste und Durchreisende.
2001 wurden Kunststoffalufenster eingebaut und die Türen im Erdgeschoss erneuert.
Ab Jänner 2008 betrieben Dietmar Greul (geb. 1973) und seine Gattin Bettina, geborene Hinker (geboren 1976, verheiratet seit 1997) das Gasthaus.
2008 wurde ein Anbau für das Café „Zeitlos“ errichtet, das mit hausgemachten Mehlspeisen aufwartete. Es wurde bald zu einem Treffpunkt junger Leute, die hier gerne Übertragungen von Fußballspielen anschauten, die man in den sonst angebotenen TV-Programmen daheim nicht sah. Im selben Jahr wurden auch die WC-Anlagen modernisiert.
2015 wurde das Gastzimmer neu tapeziert und etwas umgestaltet: neue Tischplatten, eine neue Schankanlage und eine Wohlfühloase für Biergenießer. Bis zu zehn verschiedene Sorten gab es in Spitzenzeiten – vom Fass, wohlgemerkt. Seit der Ausbildung zum Biersommelier 2015 hatte Dietmar Greul sein Angebot erweitert, sehr zur Freude seiner Gäste.
Ende Februar 2020 stellte das Gasthaus seinen Betrieb ein.
Fotos
Verfasser
Zusammengestellt von Helmut Knogler nach eigenen Erinnerungen, Informationen von Alois und Dietmar Greul, nach Nachforschungen vom ehemaligen Pfarrer Anton Sageder aus dem Jahre 1981 und dem Vorwort zur Abschrift des Kriegstagebuches des Josef Greul 1854-1860, das von Hans Greul mit der Schreibmaschine abgeschrieben und 1981 den Maurerwirtleuten übergeben wurde.
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