Wieder Schreckenstage in Rainbach

Wieder Schreckenstage in Rainbach.

1899 gab es den zweiten Großbrand in Rainbach. Darüber stand folgendes in einem Zeitungsbericht: „Am 28. Februar, 13.00 Uhr nachmittags, schreckte Glockengeläute und Feuersignal die Dorfbewohner; Scherbs Gasthaus, inmitten des Ortes, stand im Feuer und eine Katastrophe wie im Jahre 1853 schien unausbleiblich. Hätte damals die Gemeinde eine Feuerspritze besessen, so wäre nur ein Objekt zum Opfer gefallen; jetzt besitzt Rainbach einige Feuerwehren mit ein halb Dutzend Feuerspritzen in den Ortschaften der Gemeinde. Da glücklicherweise vollkommene Windstille herrschte, blieb der Brand bei angestrengter Arbeit auf das Scherbhaus und die anliegenden, alsbald vom Feuer ergriffenen Gebäude des Schmiedemeisters Umdasch und der Schuhmachers-Witwe Eidenberger beschränkt. Kerschbaum, Summerau, Zulissen, die nachbarliche Feuerwehr Lichtenau waren schnellstens zur Hilfe eingetroffen. Später erschienen noch die Feuerwehren von Grünbach, Böhmisch-Hörschlag, Oberhaid, Reichenthal, Freistadt und Windhaag, konnten aber teilweise nicht mehr in Aktion treten, da der Brand schon lokalisiert war. Innigster Dank sei hiermit ausgesprochen allen, welche uns zu Hilfe kamen und opferwillig mit Ausdauer an den Rettungsarbeiten teilnahmen; insbesondere dem auf Sammlung hier weilenden barmherzigen Bruder aus Linz, welcher in der anfänglichen Verwirrung zielbewusst die erste Hilfsaktion leitete, bis unsere Feuerwehr eingreifen konnte, einem wackeren Rauchfangkehrer aus Freistadt, welcher mit Todesverachtung durch das Flammenmeer sich wagte, um ein Pferd zu retten und schwere Verletzungen sich zuzog. Auch dem geschätzten Stationsvorstand in Summerau, Herrn Rueskäfer, sei herzlich gedankt, daß er alsbald nach Wahrnehmung des Brandes die Nachbarsorte davon telegraphisch in Kenntnis setzte. Fahrnisse und Vieh wurden zum Teil gerettet, 8 Schweine sind verbrannt. Wie der Brand entstand, ist unbekannt.“

Der hochwürdige Pfarrer von Rainbach schreibt zu diesem Brand unter dem 1. dieses Monats: „War das ein Schrecken gestern. Ich hatte gerade einen Versehgang und wie wir bei der Kirchenthüre heraustraten, schauen wir das Feuer vor uns. Alsbald läuteten wir aus Leibeskräften eine Zeit, dann schickte ich den Mesner zur Rettung, denn sein Haus über der Straße war in großer Gefahr; und von einem Buben begleitet, mußte ich am Brande vorbei und fort. Wohl hundertmal schaute ich um, ob die Gefahr sich Pfarrhof und Kirche nähere. Das war ein entsetzlicher Gang. Die Spitzen der Feuerwehr waren leider auch alle abwesend, daher die Verwirrung. Beim Schmied verbrannten u.a. 8 neue Wagen, die der Schmiedearbeit entgegenharrten. Hätte heute um diese Zeit der Schneesturm wie gestern gewütet, halb Rainbach wäre ausgebrannt. Herr Scherb ist krank, seine Frau war in Freistadt, Herr Umdasch, der Fabrikant des „Donnerers“ war im Petrinum, seine Frau gleichfalls in Freistadt. Das war ein Jammer, als sie heimkamen!“ (1)“
Pfarrer Schönbaß hielt den Brand auch neben dem Tod des jungen Gastwirtes Anton Scherb in der Pfarrchronik fest: „Im Blütenmonat (=Mai), dem 16., verwelkte ein sonst frisches Blümchen. Der 30jährige Gastwirt Anton Scherb wurde das Opfer eines Lungenleidens. Der 4jährigen Ehe mit der „Röbl Mimie“ von Passberg, entstammen 3 Kinder. .... Zum vorzeitigen Tod trug viel bei, der Schrecken des 28. Februar (1899) und die diesem folgenden Strapazen und Sorgen. – Ein sonnenklarer, warmer Tag war es. Soeben nach 1 Uhr gingen Priester und Mesner aus der Kirche, ein Versehgang zu einem vom Schlage getroffenen Einleger in Apfoltern. Da steigt vor ihnen ein breiter, grauer Streifen jäh empor. O je! Beim Scherb! Also zurück in die Kirche und als erstes Feuersignal mächtig läuten; dann fort! Vorbei beim Scherb, wo schon der Dachstuhl zu brennen beginnt und die Nachbarhäuser Schmied Umdasch und Schuster Eidenberger vor Hitze rauchen um ehest auch in Flammen zu stehen. Konnte nicht anders kommen, die Hitze war zu groß, die Häuser standen zu nahe. Zum Glück vollkommene Windstille und so bleibt sogar der nebenan stehende hölzerne Scherb-Stadl unversehrt und hatten die von allen Seiten anrückenden Feuerwehren nun Arbeit mit dem Abdämpfen. Hätte im Jahre 1853 Rainbach schon eine Feuerspritze besessen, so wäre am Annatag (= 26. Juli) nicht die ganze „Scheiben“ niedergebrannt.“ (2)
Volksschuldirektor Leopold Pötscher schreibt in seinen geschichtlichen Aufzeichnungen: „Von diesem Brand steht uns die Schilderung eines Augenzeugen zur Verfügung. Herr Franz Röbl, Bäckermeister in Freistadt, wusste zu berichten: … Es war ungefähr halb vier Uhr Nachmittag, als es im Gasthaus Scherb bei den Dachfenstern hinausbrannte. Im Nu stand der ganze Dachstuhl, der mit Schindeln gedeckt war, in Flammen. Wir, vier zwölf- und dreizehnjährige Buben hatten im Kloster bei Max Wirtl Musikunterricht. Als wir aus dem Haus rannten, schrie die Maurerwirtin: „Buam bloast´s!“ Wir bliesen mit unseren Instrumenten, was wir nur herausbringen konnten. Alles schrie: „Feuerwehr! Feuerwehr!“ Die Wehr war vor fünf, sechs Jahren gegründet worden. Viele liefen zum Zeughaus, doch niemand wusste, wo der Schlüssel war. Die einen vermeinten ihn beim „Benedikten“, andere beim Witzany. In beide Häuser wurde jemand geschickt und endlich fand man den Schlüssel. Aber als das Tor aufgesperrt war, konnten die Torflügel zuerst nicht geöffnet werden. Sie waren eingefroren. Sie mussten mit Krampen und anderem Werkzeug freigemacht werden. Die Menschenmenge und ihre Aufregung wurde immer größer. Auch die Feuersbrunst wurde immer größer und hatte schon das Schebesta-Haus erreicht (bis 1938 Tabaktrafik, heute Backstube Scherb). Das Umdasch-Haus war noch verschont geblieben. Endlich wurden Feuerspritze und Sauger im Laufschritt zum Haiderteich gebracht. Doch der war auch zugefroren. Es dauerte eine Weile, bis Wasser die Brandstelle erreichen konnte. Inzwischen hatte das Feuer auch das Umdasch-Haus mit der Huf- und Wagenschmiede erreicht. Das nächste große Objekt wäre der Scherbstadel gewesen. Der aber konnte vor der Vernichtung gerettet werden. Zuletzt kam auch die Freiwillige Feuerwehr Freistadt, die die ganze sechs Kilometer lange Wegstrecke im Galopp zurückgelegt hatte.“

Die Ursache des Brandes konnte nicht ermittelt werden. Man sagte jedoch, es sei eine Strafe Gottes, weil die Eisenbahner von Summerau an einem Samstag einen Maskenball abhielten. Rainbach hatte damals noch eine alte Feuerspritze ohne Sauger. In die musste das Wasser mit Kübeln in die Pumpenwanne gegossen werden.“(3)

(1) Linzer Volksblatt vom 3. März 1899 aus dem Archiv der Marktgemeinde Rainbach i.M.
(2) Pfarrchronik von Pfarrer Josef Schönbaß, 1899, Seite 108/109
(3) Aufzeichnungen von Leopold Pötscher (aufbewahrt im Gemeindearchiv)

Rainbach i. M.
1899
Verfasser

Hans Stöglehner (geb.1939), Stadln 5
4261 Rainbach i. M. (gest.2021)

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