Großbrand in Rainbach

Großbrand in Rainbach.

Beim Brand am Annatag des Jahre 1853 (= 26. Juli) wurden 9 Häuser „in der Scheiben“ (= jetziger Marktplatz) eingeäschert. Nur die Pfarrkirche wurde verschont. Im Hause des reichen Franz Ferster – sein Sohn Mathias Ferster, war von 1867 bis 1885 Bürgermeister von Rainbach - wurden 30.000 Gulden ein Raub der Flammen. Wenn man bedenkt, dass sich die Schadenssumme für die damals 9 abgebrannten Häuser auf ca. 23.000 Gulden belief, so kann man ermessen, welchen Wert Franz Ferster in seinem Haus aufbewahrte. Ferster war nicht nur Besitzer des „Löwenhofes“ (= Traxlerhaus) in Rainbach, ihm gehörten außerdem noch zwei große Anwesen in Rainbach und Kerschbaum. Auf Grund seiner ausgezeichneten finanziellen Situation verlieh er auch Kredite zu einem Zinssatz von 4 % an finanzschwächere Bauern.

Über den 1. Großbrand am 26. Juli 1853 berichtete Heimatforscher Dir. Leopold Pötscher in einem Beitrag in „Sport Rainbach 1971/72“: „Am 26. Juli (1853) brach im Haus Nr. 2 am Dorfplatz in Rainbach (= das im Jahr 1971 abgerissene „Mesnerhaus“) ein Brand aus. Zu dieser Zeit war ein Josef Hager, Wagner von Beruf, Besitzer des Hauses und hatte daselbst auch seine Werkstätte. Nach der mündlichen Überlieferung erzählte man, dass kochender Leim in der Wagnerwerkstätte übergelaufen sei und sich entzündete, auch dass Glut in die Hobelspäne gefallen sei. Die „Currende“ (Rundschreiben der bischöflichen Kanzlei) berichtete allerdings von einem „Brand aus unbekannter Ursache“. Das Feuer fand jedoch in den Holzabfällen des Wagners reichlich Nahrung und trotzte fortan allen Löschversuchen. Bald schon schlugen die Flammen über dem Dach des ebenerdigen Hauses zusammen. Die Windböen taten ein Übriges und trugen die Glut zum Nachbarhäusel des Mathias Reindl (heute Blumauerhaus), von da zum Wirtshaus des Mathias Leithner (schon damals „Maurerwirt“ genannt) und nachfolgend stand auch das Wirtshaus Stineder (= später Asyl, dann Altenheim, welches abgerissen und der Nah- und Frischmarkt Greul errichtet wurde) in hellen Flammen. Von dort flogen laut Überlieferung „die Feuerfetzen“ zum Benedikthaus des Simon Fleischanderl, wo eine Butter-, Schmalz- und Eierhandlung untergebracht war und setzten dieses in Brand. Weiter nach der Überlieferung „schleuderte der Wirbelwind Brandkugeln von der Butterhandlung zwischen der Kirche und dem ehemaligen „Schulhaus an der Friedhofsmauer“ (= nördlich vom jetzigen Marktgemeindeamt) hindurch zum Schedlhof, dem Leisch-Bauernhaus, dessen Strohdach sofort Feuer fing. Nach der Schilderung des sich „einseitig rundum ausbreitenden Feuerringes“ müsste als nächstes Haus der Pfarrhof in Brand geraten sein (laut Pfarrchronik, geschrieben vom Pfarrer Schönbaß, konnte das Feuer am Pfarrhof jedoch gelöscht werden). Vom Pfarrhof sprang das Feuer auf das „Gasthaus zum Löwen“ über. Nun war das Feuer an seinen Ausgangspunkt zurückgekehrt und hat so den „Feuerring der totalen Vernichtung“ geschlossen.

Da in der „Currende“ von 9 Brandstellen die Rede ist, muss im Brandbereich noch ein Gebäude gestanden sein. Es könnte dies das Gartenhaus (Barthaus) des Traxlerhauses (Weinhäusl) gewesen sein.

Nach einer ebenfalls kursierenden Darstellung soll sich das Feuer auch in Richtung Fersterhaus, dann weiter in Richtung Pfarrhof entwickelt haben. Der Zusammenschluss der Feuersbrunst soll darnach beim Pfarrhof erfolgt sein.

Zur Zeit des Brandes wollte der reiche Franz Ferster aus dem brennenden Löwenhof noch Bargeld und Wertsachen herausholen. Ferster gelangte zwar noch in das brennende Haus, doch dann versperrten ihm herabstürzende Balken den Rückweg. Beherzte Männer haben den Gefährdeten unter Einsatz ihres Lebens aus den brennenden Trümmern geholt. Sie trugen den Schwerverletzten an die nördliche Gartenmauer hinter dem Haus, wo der Verunglückte trotz aller Hilfeleistungen starb. An der Stelle des tödlichen Unfalles steht heute noch zur Erinnerung ein Bildstock.

Am 1. Sonntag im September des Jahres 1853 wurde in allen Kirchen des „Landes ob der Enns“ die „Currende“ verlesen. Neben der „Sammlung zur Errichtung von Badeanstalten bei den Spitälern der Barmherzigen Brüder“ und einer „Sammlung für die Hochwasserge-schädigten an Donau und Traun im Juli 1853“ finden wir unter Punkt 2. das Eingehen auf die Rainbacher Brandkatastrophe:

Am 26. Juli l. J. brach in dem Pfarrort Rainbach bei Freistadt aus unbekannten Gründen ein Brand aus. In 3 Stunden waren 9 Gebäude abgebrannt. Der erhobene Schaden beträgt 22.892 fl 42 kr in C.M. (= Gulden und Kronen in Konventionswährung), wovon nur 3.300 fl assecuriert (= versichert) sind. Der Herr k.u.k. Statthalter von Oberösterreich hat für diese Verunglückten eine Sammlung bewilligt und zwar auf dem Wege der k.u.k. Bezirkshauptmannschaften . Die hochw. Herren Ortspfarrer werden eingeladen, diese mildthätige Sammlung bestens zu unterstützen. Gezeichnet: Dr. Franz Rieder, Domscholaster und Josef Schropp, Domkapitular und Kanzler“. (1)
In der Salzburger Landeszeitung vom 30. Juli 1853 kann man über dieses Ereignis folgendes lesen: „Freystadt, 26. Juli. Heute Nachmittag 1 Uhr brach im Pfarrdorfe Rainbach bei Freystadt in einem Kleinhause am südlichen Ende des Dorfes aus bisher unbekannter Ursache Feuer aus, welches neun Häuser, mehr oder weniger, verzehrte. Die Vogteigebäude wurden gerettet. Leider ist bei diesem Brande auch ein Menschenleben zu beklagen, indem ein Mann von einem abrollenden Dache tödlich verletzt wurde und bald darauf verstarb. Die Nachbarn von Freystadt, von Reichenthal und Kerschbaum, von Leopoldschlag, selbst von Oberhaid in Böhmen erschienen eiligst mit Feuerspritzen und halfen dem Verderben des Feuers Schranken zu setzen. In den Vorderreihen der Verdienstlichen war, wie immer, die k. k. Gendarmerie von Freystadt, auch der k. k. Hauptmann des 10. Jäger-Battailons zu Freystadt, Herr Kudolitsch, eilte mit seiner Mannschaft zum schnellen Beistande an den Unglücksort hin. Die meisten der vom Brande Betroffenen waren assekuriert (=versichert), obschon gering. Die Trennung der Häuser durch dichte Baumgruppen trug wesentlich dazu bei, daß das Feuer bemeistert werden konnte, ohne weiter um sich zu greifen, und die bessere Bauart der Wohnstöcke schützte dieselben meistens vor dem Durchbrechen bis zum Grunde. Obschon dabei die Wirthschaftsgebäude vernichtet sind, ist doch das Unheil nicht so entsetzlich groß, wie zu Weitersfelden, immer jedoch der Schaden an Kleinvieh, der Verlust der eingescheuerten Fechsungen (=Ernte, die in der Scheune gelagert war) und werthvollen Wirthschaftsgebäude bedeutend.“
(1) Beitrag „Aus Rainbachs Geschichte“ von Dir. Leopold Pötscher in in der Zeitschrift „Sport Rainbach 1971/72“

Rainbach i. M.
1853
Verfasser

Hans Stöglehner (geb.1939), Stadln 5
4261 Rainbach i. M. (gest.2021)

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