Mit dem Strom und dem Elektromotor änderte sich einiges

Mit dem Strom und dem Elektromotor änderte sich einiges.

Ich bilde mir ein, dass der Strom in unser Bauernhaus (Bauernhof "Reschn" - damals Rainbach 19 - heute Summerauer Str.30) 1924/25 schon eingeleitet wurde. Ich bin 1929 geboren. Ich weiß den Strom schon immer in unserem Haus. Wir hatten in der Stube beim Tisch eine Lampe, dann in der Kammer eine und im Vorhaus eine. Im Stall weiß ich auch immer schon eine Lampe. Das werden die gewesen sein, die von Anfang an in unserem Haus waren. Die Hoflampe ist erst 1930 dazugekommen, wie aus der Rechnung vom 4. 2. 1930 zu ersehen ist. In den oberen Räumen haben wir die elektrische Beleuchtung erst während des 2. Weltkrieges bekommen. Anfangs hat man mit dem Strom sparen müssen, denn wenn man eine bestimmte Menge Strom schon verbraucht hatte, ist er dann teurer gewesen. Wenn man im Winter in den Stall gegangen ist, wurde das Licht im Vorhaus, im Stall und im Hof aufgedreht. Dann wurde ausgemistet. Nach dem Ausmisten wurde die Lampe im Stall und im Hof abgedreht und eine Öllampe aufgehängt. Im Haus ist auch immer eine Öllampe aufgehängt gewesen. Im Keller haben wir Kinder oft mit den Kienspänen leuchten müssen. Wir haben 1930 einen Elektromotor bekommen. Das war etwas besonderes, denn damit wurde der Antrieb von Maschinen viel einfacher.

Die Futterschneidmaschine wurde damit angetrieben. Man musste nicht viel umbauen. Es kam nur eine größer Riemenscheibe hinauf. Es war die selbe Maschine, die vorher mit dem Göppel angetrieben wurde. Der Hafer wurde im Winter zum Teil mit der eigenen "Stefftenmaschine" gedroschen. Diese und die Brechmühle, die am Dachboden stand, wurde auch jetzt mit diesem Elektromotor angetrieben. Dann während des Krieges kauften wir eine Tischkreissäge, für die wir auch diesen Motor verwendeten. Der Motor war auf einem Gestell, das man zu zweit wie eine Sänfte tragen konnte. Außer dem Motor war auf dem Gestell auch eine Schalttafel mit Sicherungen und zwei Schaltern. Einer war zum Ein- und Ausschalten. Damit konnte man auch die Laufrichtung einstellen. Bei einem zweiten Schalter war die Geschwindigkeit des Motors zu regeln. Sein Standplatz war am Dachboden. Zum Futterschneiden musste er wieder durch eine Tür in der Feuermauer in den anderen Teil des Dachbodens gebracht werden. Räder am Gestell erleichterten den Transport. Die Stelle, wo er genau stehen musste, war mit einem genageltem Kreuz genau markiert. Er wurde dann aber wieder auf den anderen Teil des Dachbodens gebracht, weil der Vater der Meinung war, dass er hier besser vor einem eventuellen Feuer geschützt war. Zum Dreschen musste er vom Dachboden über die Stiege herunter getragen werden. Das war schon eine schwerere Arbeit. Da musste der Onkel mithelfen, der bei uns mit seiner Familie in der Wohnung war. Der Motor wurde bis Mitte der 60er Jahre verwendet. In der letzten Zeit hat er nur mehr die Brechmühle angetrieben. Diese stand in der Futterküche, wo es sehr feucht war. Das tat dem Motor nicht gut und das war sein Ende.
Ausschnitt aus einem Gespräch mit Johann Stumbauer (geb. 1929), Summerauer Str. 30, bearbeitet und zusammengestellt vom Artikelautor

Rainbach i. M.
1930
Verfasser

Helmut Knogler (geb. 1949),
Labacher Straße 9,
4261 Rainbach i.M.

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