Weihe der 1. Motorspritze der Freiwilligen Feuerwehr Rainbach.
Ein großes Fest für die Freiwillige Feuerwehr Rainbach und die Gemeindebevölkerung war die Motorspritzenweihe am 5. September 1926. Wie ernst es Wehrführer Anton Umdasch (Schmiedemeister) und dessen Stellvertreter Alois Berger (Tischlermeister) mit ihren Männern war, ein gut organisiertes Fest zu veranstalten, zeigt, dass sich das Kommando bereits Monate vor der Spritzenweihe in zahlreichen Sitzungen, Besprechungen und 3 Vorübungen mit jeweils 30 Mann gut vorbereitete. Als Ordnerchefs wurden Insp. Anton Dahedl, Michael Stumvoll (Wagnermeister) und Anton Stöglehner (Großvater von Gottfried Leitner, Lichtenauerstr.) bestimmt. 2.000 Festabzeichen wurden aufgelegt, die zum Preis von 30 Groschen an die Besucher verkauft wurden. Bereits am 19. August begab sich eine große Delegation des Kommandos zur Wirtschaftsbesitzerin Christine Röbl nach Apfoltern und ersuchte dieselbe, die Stelle einer Spritzenpatin zu übernehmen und erhielten die Zusage. Der Abordnung gehörten neben Bürgermeister Alois Traxler, Wehrführer Anton Umdasch, Wehrfüher Stv. Alois Berger, Kassier Franz Klopf (Oberlehrer), Schriftführer Anton Dahedl (Gendarmerieinsp.), Löschmeister Josef Stöglehner (Hiaslsepp von Stadln), Fahnenführer Simon Fleischanderl (Benedikt), Steigerführer Fritz Haider (Fleischhauermeister) und Ehrenhauptmann Josef Greul (Maurerwirt) an. Einladungen zu diesem Fest wurden an 42 Feuerwehrvereine und an 30 verschiedene Honoratioren gesandt. Auch wurden 9 Ehrendamen bestimmt, die den Pferdegespannen mit den Ehrengästen zugeteilt wurden. (1)
In der Zeitung wurde über die Spritzenweihe folgender Bericht gebracht: „Rainbach, 6. September 1926. (Motorspritzenweihe) Bei ausnehmend schönem Wetter feierte am gestrigen Sonntag die Feuerwehr Rainbach das Fest der Motorspritzenweihe. Dies ist nun die zweite derartige Feier im Bezirke, da uns Freistadt vor mehreren Wochen beispielgebend vorangegangen ist. Rainbach ist nun die erste Landgemeinde, die sich, wie Bezirks-Verbandobmann Oberlehrer Breitschopf in seiner Ansprache lobend hervorhob, eine Motorspritze anschaffte. Das Verdienst daran hat besonders unser Herr Bürgermeister Traxler, da er die Anregung gab und binnen kurzer Zeit den Wunsch der Erfüllung zuführte. Die Spritze wurde gestern von der Gemeinde der Wehr übergeben und vom Herrn Pfarrer Ennsgraber unter Assistenz des Herrn Kooperators und des hochw. Paters Malachias von Oberneukirchen, der zufällig an diesem Tage in Rainbach auf Besuch weilte, kirchlich geweiht. Zeuge dieses festlichen Aktes war eine Menge angesehener Gäste aus nah und fern, vornehmlich waren es Herren aus dem Feuerwehrstande, die mit Herrn Regierungsrat Mairzedt (BH Freistadt) auf einer eigens dazu vor dem Gemeindeamte errichteten Bühne der kirchlichen Segnung beiwohnte. Es waren dies die Herren Konrad Bruneder, Kommandant der Feuerwehr Linz; Eduard Hawelcik, Brandmeister der Feuerwache Linz, Innere Stadt; Wilhelm Hengel, Landesverbandschriftführer, Herr Lötz Güterdirektor auf Schloß Weinberg, Kefermarkt, Herr Mairinger, Obmann –Stv. des Bezirksverbandes aus Freistadt. Spritzenpatin war Christine Röbl, Pilgerstorferin in Apfoltern. Auch die alte Fahnenpatin hatte man nicht vergessen, die Theresia Pötscher, Kollerin in Summerau, die mit sichtlicher Freude am Feste Anteil nahm. Die sonstigen zahlreichen Zuschauer, die man nach den verkauften Schleifen auf gut 2.000 Personen schätzen konnte, verschwanden fast unter der stattlichen Zahl der Feuerwehrmänner aus der ganzen Umgebung. Den ganzen Vormittag und die ersten Stunden des Nachmittags hatte die hiesige Wehr mit ihrem Wehrführer die opfer- aber auch ehrenvolle Aufgabe, 19 Vereine mit 3 Musikkapellen, insgesamt 400 Mann, von den Empfangsorten einzuholen. Die neu und äußerst schmuck uniformierte Musikkapelle Rainbach unter ihrem Kapellmeister Fleischanderl, Benedikt von Rainbach, stellte sich den Rainbachern und den Fremden als eine tüchtige Musikkapelle vor.
Herr Lehrer Schwabegger, der sich seit seinem Hiersein so große Verdienste um unsere Kapelle durch ihre mustergültige Schulung erwarb, hatte eigens seine Ferien in Linz unterbrochen und war schon Samstag gekommen. Nach der Weihe der Spritze war noch eine kurze, stimmungsvolle Heldengedenkfeier beim Kriegerdenkmal.
Um auch die Wirkung der neuen Spritze und die Schulung der Rainbacher Wehr zu sehen, wurde eine Uebung gehalten. Wieviel und was sie leistet im Ernstfall, zeigt der Umstand, daß innerhalb von 5 Minuten nach dem Alarm sich das Wasser in vierfachem, mächtigen Strahl über die angenommenen Brandobjekte ergoß. Dabei arbeiteten die beiden Motorspritzen von Rainbach und Bahnhof Summerau und eine Handspritze.
Was aber der Wehr Rainbach das schönste Andenken an diesen Tag bleiben wird und sie mit ehrlichem Stolze erfüllen darf, ist das ihr und dem Verbande aus höchstem berufenem Munde gespendete Lob, daß sie eine tüchtige Wehr ist, beispielgebend für die ganze Umgebung; was sie besonders auszeichne, sei die Disziplin und das treue Zusammenhalten im Vereine und Verband.“ (2)
Von den auswärtigen Feuerwehrvereinen waren erschienen:
Freiw. Feuerwehr Linz: 4 Mann, Eibenstein: 12, Freistadt: 10, Grünbach: 17, Leopoldschlag Markt, Dorf und Mardetschlag mit Musik: 67, Lichtenau: 18, Passberg: 9, Prendt-Elmberg: 8, Summerau: 14, St. Oswald bei Fr.: 5, Sonnberg: 16, Waldburg: 10, Schloß Weinberg 2,
Windhaag mit Musik: 34, Zulissen: 17, Reichenthal mit Musik: 42 und Stiftung: 13
Am Fest nahmen weiters noch 34 Mann des Heimkehrervereines Rainbach und 12 Mann des Arbeiter - Radfahrervereines Rainbach teil. Das Fest verlief ohne Zwischenfälle und zur vollsten Zufriedenheit der Vereinsleitung. (3)
Ouellenverzeichnis:
(1) (3) Feuerwehrprotokoll 1926, Seite 57, 58
(2) Zeitungsbericht, dem Feuerwehrprotokoll vom 31.8.1926 beigelegt (leicht gekürzt)
Fotos
Verfasser
Hans Stöglehner (1939-2021), Stadln 5, 4261 Rainbach i. M.
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