Strobetteln im Winter.
Viele Arbeiterfamilien, deren Einkommen für ihre größere Familie (vier bis sieben Kinder) zu dürftig war, hielten sich in einem Bretterstall einige Ziegen und ein Schwein. Als Futter für die Ziegen durften sie gnädigerweise die Feldraine und die schlechtesten Wiesen größerer Bauern heuen. Dafür mussten die Frauen der Arbeiter im Sommer als Tagelöhnerinnen um einen Spottlohn bei den Erntearbeiten helfen (pro Tag 20 Schilling). Das Heu wurde mit dem „Dragatsch“ (= Schubkarren) mühsam weitere Strecken nach Hause gebracht. Kartoffeln für das Schwein und zum Eigenbedarf durften sie sich wieder gegen Arbeit bei den größeren Bauern auf einem „Losacker“ ansetzen. Da sie kein Feld besaßen, auf dem sie Getreide und Stroh ernten konnten, mussten sie im Winter Strohbetteln gehen. Man fuhr mit dem Dragatsch von Bauer zu Bauer und sagte: „Bitt´ gar schön um ein bisschen Stroh!“ Mir erbarmten diese Frauen immer, wenn sie so betteln mussten. Bei meinen Eltern, die selbst nicht begütert waren, wurden sie immer großzügig bedient, was bei vielen anderen Bauern nicht der Fall war.