Ortsplanung von Rainbach während der NS-Zeit

Ortsplanung von Rainbach während der NS-Zeit.

Am 1. Oktober 1940 erhielt Dipl. Ing. Architekt Karl Ritter Tobisch von Labotyn aus Linz vom damaligen Bürgermeister von Rainbach den Auftrag, einen Bebauungsplan mit Gestaltung eines neuen Ortskerns sowie eine Umfahrung des Ortszentrums zu erstellen. Der Plan enthielt den Neubau von 6 Wohnhäusern, einer Siedlung im Süden des Ortes, die Umlegung der damaligen Reichsstraße - jetzt B 310 -, den Neubau eines Sportplatzes mit Sportgebäude, die Errichtung eines Strandbades im Aisttal, eines neuen Dorfplatzes, umgeben von einem Schulgebäude mit angeschlossenem Kindergarten und eines Gemeindeamtshauses mit Postamt, Gendarmerie, eines Feuerwehrhauses, eines Gasthauses, eines Kinosaales und eines Parteigebäudes. Zwischen dem „Traxlerhaus“ auf dem Marktplatz und dem „Leitnerhaus“ war der Bau eines HJ-Heimes vorgesehen.

Das Strandbad wäre auf der Bachwiese der Bruckmühle (Ortschaft Rainbach) und des Fürtingerhofes (Ortschaft Stadln) vorgesehen gewesen. Dadurch wäre die Verlegung der Feldaist auf einer Länge von ca. 100 m auf das Gebiet der Ortschaft Stadln erforderlich gewesen. Daher war die Zustimmung der Gemeinde Grünbach (Stadln gehörte damals noch zur Gemeinde Grünbach) erforderlich. Diese Zustimmung zur Verlegung der Feldaist und zum Bau eines Teiles des Bades auf dem Gebiet von Stadln wurde von der Gemeinde Grünbach schriftlich erteilt.

Interessant ist auch der Plan einer Umfahrung des Rainbacher Ortskerns. Die „anbaufreie Reichsstraße“ (in einem beidseitigen Abstand von ca. 100 m hätte kein Haus errichtet werden dürfen) hätte die Riendlberg-Landesstraße zwischen den Bauernhöfen Stockinger und Kohlberger überquert.

Auffallend ist, dass das Haus Stumvoll (zwischen der ehemaligen Schmiedewerkstätte Umdasch und dem Gasthaus Scherb) für einen Abbruch vorgesehen war.

Im Schreiben des Architekten Karl Ritter Tobisch von Labotyn vom 30. Dezember 1940 wurde erwähnt, dass die Ortsplanung von Rainbach nach zahlreichen Gesprächen mit der Abteilung für Raumordnung beim Reichsstatthalter in Oberdonau erstellt wurde, die sich insbesondere für eine geschlossene Bauweise der Siedlung aussprach. Auch wurde für den Sportplatz (hinter dem Grögernhanslhof) jene Stelle gewählt, „die von Natur aus möglichst in der Horizontalen lag, sodass Erdbewegungen auf ein Minimum beschränkt geblieben wären.“

Bei der Übersendung der Ortspläne durch den Architekten an den Bürgermeister bemerkte dieser noch, „dass die Ortsplanung nicht etwas unverrückbar Starres darstellt. Wesentlich bleibt jedoch die Lage des Sportplatzes und die Form des neuen Hauptplatzes mit der Schule, wohl auch die Führung der Verbindungswege innerhalb der neuen Ortsteile.“ Für die Verfassung der Ortsplanung und Erstellung der Pläne stelle der Architekt am 3. Jänner 1941 an den Bürgermeister eine Rechnung in Höhe von Reichsmark 1.609,88.

Am 17. Jänner 1941 wurde vom Bürgermeister eine eingehende und umfassende 4-seitige Begründung der geplanten Ortsgestaltung an die Kreisleitung der NSDAP Freistadt, an den Herrn Landrat des Kreises Freistadt und an den Amtsleiter für Kommunalpolitik in Freistadt abgesandt.

Am 9. Februar 1943 teilte Architekt Dipl. Ing. Karl Tobisch - Labotyn nach einem Gespräch beim Referat für die Ortsplanungen beim Reichsstatthalter in Linz, Harrachstraße 16, dem Bürgermeister schriftlich mit, dass „in Anbetracht der Kriegsverhältnisse die Arbeiten der Planungsbehörde weitgehend eingeschränkt wurden. Dies erfolgte insbesondere auch deshalb, weil im Sinne eines Göring-Erlasses und einer Führer-Verfügung Ortsplanungen nur für Orte mit kriegswichtigen Bauvorhaben ausgearbeitet werden dürfen. Dennoch werden die bereits bei der Planungsbehörde eingereichten Planungen grundsätzlich einer Erledigung zugeführt, die in einer Gültigkeitserklärung der Pläne bestehen wird.“

Dieser Ortsplan mit all seinen Vorstellungen über das zukünftige Aussehen von Rainbach wurde durch den Kriegsverlauf nie Realität.
Quelle: Gemeindechronik Rainbach i. M., 2012, Schachtel Nr. 97, Faszikel 1 – 2, Gruppe 610

Rainbach i. M.
1940
Fotos
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Verfasser

Hans Stöglehner, Stadln 5, 4261 Rainbach i. M.

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