Kegelbahnen bzw. „Kegelstätten“ in Summerau.
Seit wann in Summerau dem Freizeitvergnügen Kegelscheiben nachgegangen wird, kann nicht mehr exakt nachvollzogen werden. Die Recherchen dazu basieren Großteils auf Zeitzeugenerzählungen und erbrachten die Geschichten von sechs „Lodn-Kegelbahnen“. Zwei Bahnen im Ortsteil Bahnhof sowie vier Bahnen im Dorf. Fünf davon mit händischem Aufstellen der neun Kegel durch einen „Kegelbub“.
Eine nachgewiesen alte Kegelbahn gab es im damals größten Gasthaus von Summerau, in der Bahnhofsrestauration. Nachdem 1872 Summerau zu einer Bahnhaltestelle ausgebaut worden war, betrieb hier, der um 1860 zugezogene, Franz Pühringer, nebst einer Landwirtschaft und einem Landesproduktenhandel, auch ein Gasthaus. Und in eben diesem wurde dann von den Folgewirten Anton Pötscher, Maria Schnedt und der Familie Waldhauser als Pächter, bereits in den 1920er Jahren, bis Anfang der 1960er Jahre eine Kegelbahn betrieben. Die Bahn war im ostseitigen Gastgarten, hinter dem Eiskeller, im Schatten eines großen Baumes. Sie verlief von Nord nach Süd und war Erzählungen nach nicht überdacht. Bei den damals traditionell veranstalteten Gartenfesten am Bahnhof war hier das Kegelscheiben eine der fixen Attraktionen.
Im gleichen Gasthaus betrieb dann wieder die Wirtin Beatrix Landl in den Jahren 2004 bis 2016 eine „Lodn-Kegelbahn“. Jetzt jedoch nordseitig vom Gasthaus, von Ost nach West verlaufend und auch nicht überdacht.
Bereits vor dem zweiten Weltkrieg wurde, laut Erzählungen, auch beim Bauern „Kodl“ (Hofstadler Summerau Unterort) Kegel geschoben. Hier betrieb der im Nebengebäude eingemietete Wirt Anton Riener in einem südseitigen Anbau an die Wagenhütte einige Jahre lang eine Kegelbahn. Seit wann und wie lange es diese Kegelbahn gab, konnte noch nicht erhoben werden. Fakt ist jedoch, dass bereits 1886 auf diesem Haus ein Riener mit einem Wirtsgeschäft genannt wurde.
Seit wann beim „Schiglwirt“ im Dorf die Besitzer Schigl, Freudenthaler und dann Pröll eine Kegelbahn hatten, ist nicht bekannt. Auf Fotos aus den 1930er Jahren ist diese auf jeden Fall bereits ersichtlich. Die Bahn war nicht direkt mit dem Wirtshaus verbunden. Es war ein überdachter, aber nicht beheizbarer, Holzbau, der südlich an die zwei Nebengebäude für den ebenfalls betriebenen Landesproduktenhandel angebaut war. Kegel geschoben wurde von West nach Ost, ausgehend vom ebenfalls überdachten Vorraum, der „Kegelstube“. Hier standen auf der „Holzbruck“ auch die Tische, Bänke und Sessel für den geselligen Aufenthalt der Scheiber und diese holten sich hier auch den nötigen Anlauf für den scharfen Schub auf dem schmalen Holzpfosten, dem „Lodn“. Eine Besonderheit dieser Kegelbahn war, dass in den letzten Jahren der Lehmboden links und rechts des „Lodn“ mit Hartfaserplatten ausgelegt war. Dies ersparte das, sonst notwendige, regelmäßige Wässern zum Feuchthalten des Lehms und teilweise rollten auf diesen Platten, die den „Lodn“ verlassenen Kugeln, auch besser als auf dem Lehm. Die „Schigl-Kegelbahn“ wurde vor allem an den Sonntagen sehr gut besucht und war auch ein fixer Bestandteil der jährlichen Feuerwehrfeste im „Schigl-Garten“. 1974 kam dann das Ende dieser „Kegelstätte“ – sie musste dem Bau der neuen Veranstaltungshalle weichen.
Beim benachbarten „Kapl-Wirt“ im Dorf gab es ebenfalls, etwa zur gleichen Zeit wie beim „Schigl“, eine alte „Lodn-Bahn“. Auch hier kann nicht gesichert gesagt werden, inwieweit die Vorbesitzer Hermetin oder Pötscher diese Bahn bereits betrieben haben. Auch sie war ein überdachter Holzbau, an der Westseite an das Gasthaus angebaut, und verlief von Nord nach Süd. Hier aber konnte die „Kegelstube“ direkt durch das Vorhaus des Wirtshauses begangen werden und war ebenfalls ein Vorraum mit „Holzbruck“, Tisch und Sitzgelegenheiten. Der „Lodn“ lag hier im angefeuchteten Lehm und eine Besonderheit war das steinerne Kegelkreuz. Und natürlich gab es auch, wie bei allen überdachten Kegelbahnen, vorne beim Kegelkreuz einen seitlichen Unterstand für den Kegelbuben. Dieser hatte, bei allen nicht automatischen Kegelbahnen, nach jedem Schub die gefallenen Kegel wieder auf die Markierungen am Kegelkreuz aufzustellen und die Kugel in der schrägen Rücklaufrinne zurück zu den „Scheibern“ zu rollen. Beim „Kapl-Wirt“ ging die Dorfbevölkerung hauptsächlich freitags und samstags dem Kegelsport nach und 1979 wurde mit dem Gasthaus auch diese „Kegelstätte“ geschlossen.
Mehr über diese Kegelbahn findet man auch unter "DINGE ERZÄHLEN GESCHICHTE(N).
Heute gibt es seit 2017 nur noch eine Kegelbahn in Summerau Unterort. Diese ist eine automatische „Lodnbahn“, jedoch statt des Lehms mit Platten ausgelegt. Da es sich dabei um eine private Bahn handelt, wird hier auch nur in privatem Kreis gekegelt.
Fotos
Verfasser
Verfasst von Johann Lonsing, Summerau Mitte 23, 4261 Rainbach i. M. nach Gesprächen mit Heidemarie Bergsmann (geborene Waldhauser), Johann Kapl, Johann Lonsing sen. und Helmut Pröll im Jahr 2022 und privaten Unterlagen.
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