1918 und 1938 – Zwei ereignisreiche Jahre.
1918 - Tschechische Truppenteile kamen in Güterzügen von der Front zurück, um ihre neue Heimat, die Tschechoslowakei zu gründen. Sie hatten die Front verlassen, während noch Österreichische Heeresteile überall im Feindesland im Abwehrkampf standen oder oft nach Verrat noch gefangengenommen wurden. Soldaten eines solchen tschechischen Rücktransportes beschossen im Jaunitztal vom Zug aus zum Vergnügen das Dorf Summerau. Beim Einschnitt im Jaunitz-Kronbach-Becken, in der Nähe der heutigen Eisenbahnbrücke der Sternwaldbundesstraße, stürzte zu dieser Zeit ein Felsblock auf die Schienen vor die Lokomotive eines solchen Transportzuges. Die Tschechen nahmen an, es sei Sabotage. Nur mit Mühe gelang es dem Bahnwärter, die Soldaten von seiner Unschuld zu überzeugen. Bei Deutsch-Hörschlag kam es zu Grenzkämpfen zwischen Tschechen und der deutschen Bevölkerungsgruppe, die nördlich unserer Gemeinde beheimatet war. Das Geknatter der Maschinengewehre konnte man bis Summerau hören. Die Tschechen waren bereits bis zum Bahndamm in Hörschlag vorgedrungen. Nach dem Friedensschluss von Saint Germain mussten sie aber wieder an den Hainbach zurück. Die Tschechen betrachteten seit der Zeit Ottokars, der eine Babenbergerwitwe heiratete, das Land bis zur Donau als an sie versprochen. Für viele Kriegsteilnehmer endete der Einsatz in der Gefangenschaft. Hier seien zwei Fälle aus meiner Verwandtschaft geschildert: Leopold Pötscher vom Kollergute in Summerau war schon zu Kriegsbeginn in der Festung Przemysl in die russische Gefangenschaft gekommen und nach Sibirien gebracht worden, von wo er erst 1922 heimkehrte. Mein Vater Anton Pötscher, ebenfalls aus Summerau, wurde bei einem Nahkampf mit den Russen gefangengenommen und musste dann als Zimmermann, einem von ihm nie gelernten oder ausgeübten Beruf, im Bergwerk Jekaterinoslaw in Rußland arbeiten. Ihm glückte es, sich beim Kampf der Rotgardisten mit den Weißgardisten in Rußland zu Fuß und mit Gelegenheitsfahrten abzusetzen. Nicht immer endete das Schicksal unserer Kriegsteilnehmer mit gutem Ende. Die Pfarrchronik verzeichnet 77 Gefallene und Vermisste.
1938 - Die Notsituation, Arbeitslosigkeit, äußerst schlechte Wirtschaftslage durch die deutsche 1000-Mark-Sperre, der Niedergang der politischen und menschlichen Werte und die Missverständnisse politischer Gruppen ermöglichten den Einmarsch der Deutschen Wehrmacht unter der NSDAP. Es kam zur Angliederung unseres Landes an das Deutsche Reich. Am 10. Mai 1938 gab es dann eine Abstimmung über den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Dabei war es besser, den Stimmzettel zu zeigen, damit gesehen werden konnte, dass man mit „JA“ gestimmt hatte. Trotzdem gab es fünf mutige NEIN-Stimmen in unserer Gemeinde. Im Mai 1948 wurde auch in aller Eile die Bundesstraße durch den Ort Rainbach in Richtung Tschechoslowakei asphaltiert. In Summerau wurde östlich des damaligen Pumpenhauses eine Rampe gebaut, die dann später zum Ausladen von Militärfahrzeugen benutzt wurde. Im Zuge des Sudeteneinmarsches kam am 30. 9. 1938 die SS-Leibstandarte nach Rainbach und wurde in Bauernhäusern einquartiert. Im Haus Nr. 77 (heute Kindergarten) waren das Krankenzimmer und die Wachstube. In den anderen Orten lagen längs der Straße andere Truppenteile. Am 1.10.1938 wurde Zulissen ein Sammelort für Flüchtlinge aus der Tschechoslowakei. Diese schickte man in der folgenden Zeit in die verschiedensten Teile des Deutschen Reiches, wo sie eine neue Heimat fanden. Am Tag der Besetzung marschierten die verschiedensten Waffenverbände durch Rainbach, der größte Teil davon in Richtung Reichenthal und weiter nach Hohenfurth.
Fünf Ordner mit Schriften von OSR Leopold Pötscher sind im Rainbacher Gemeindearchiv.
Man kann hier im Internet darin schmöckern:
Sammlung Pötscher 1
Sammlung Pötscher 2
Sammlung Pötscher 3
Sammlung Pötscher 4
Sammlung Pötscher 5
Sicher interessant und lohnenswert.
Fotos
Verfasser
Quelle: Aufzeichnungen vom Heimatforscher OSR Leopold Pötscher.
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