Johann Hager, Konduktansager und Heiratsvermittler

Johann Hager, Konduktansager und Heiratsvermittler.

Dieser wohnte einst in dem im Februar 1972 abgetragene „Mesnerhaus“ am Ortsplatz von Rainbach. Johann Hager übernahm von seinem Vater Josef die Mesnerstelle und wohnte in dem am 26. Juli 1853 abgebrannten und wieder neu aufgebauten Hause am Dorfplatz. Dieser Johann Hager war der „sprachkundige Konduktansager „Hager Hansl“, den Pfarrer Josef Schönbaß in der Pfarrchronik in sehr launiger Weise erwähnte:

„Der „Hager Hansl“, wie ihn die Leute nannten, war auch ein sprachkundiger Koduktansager. Hans Stöglehner fand darüber in der Parrchronik 1895-1920 folgende Aufzeichnung aus dem Jahre 1887: „Die größte Teilnahme fand bei seinem Tode der Häusler in Rainbach 59, Gottfried Wallenstein, nicht etwa, weil er unter Pfarrer Fischer bei den Kirchenarbeiten sich als Maurer hervorgetan, nicht weil er als Schweinehändler Lieferant für den Pfarrhof war, sondern wegen nachfolgender Episode: Der damalige Mesner Johann Hager, vulgo Hager Hansl, leitete, in einem Stuhle rückwärts sich platzierend, auch jedes Mal die Gebete für die Verstorbenen und verkündete schließlich laut und öffentlich, für wen die Totenglocke geläutet wurde. So auch am 29. März 1887, für genannten 46jährigen Wallenstein. Zuerst galt die Kunde den Gebildeten: „Gestorben ist Gottfried Wallenstein von Rainbach“, hieß es im tadellosen Hochdeutsch. Dann kam die Botschaft für das gewöhnliche Volk: „No, da Sautreiber do untn, kenntsn e.“ Allgemeine, wenn auch des heiligen Ortes wegen verschämte Heiterkeit! Da ein solches Prachtexemplar von einem Konduktansager weit und breit nicht zu erfragen war, wurde nach dem Tod des „Hager Hansl“ dessen Ehrenamt kassiert. Es wird nun nach der Messe eigens eine Bitte um das allgemeine Gebet für den Verstorbenen verlesen und ein Vaterunser gebetet.“ Anmerkung des Verfassers Hans Stöglehner: Gottfried Wallensteins Witwe Klara verkaufte am 15. Juni 1889 das Haus Rainbach 59 – jetzt Birkengasse Nr. 8, auch als „Leithnergütl“ und „Friedlgütl“ bezeichnet, an Josef Stöglehner, *28. Oktober 1854 in Mitterbach 4, + 1. Jänner 1947, in Rainbach 59 „(1)

„Josef Hager war ein sehr belesener Mann, der schriftlich sehr versiert war und sich in Rechtskunde gut auskannte. Darum kamen viele Ortsbewohner zu ihm, um verschiedenste Bittschriften für die Behörde zu verfassen. Er half auch bei Rechtsberatungen und fungierte als Richter bei Grundstreitigkeiten.

Er war auch Heiratsvermittler. Es gibt eine Episode, die Pfarrer Schönbass in den Kirchenbüchern niedergeschrieben hat und hier sinngemäß wiedergegeben wird: Eines Sonntags kam ein Bauer aus Kerschbaum zu ihm mit der Bitte, er solle für seinen 49jährigen Sohn eine Braut suchen. Er selber habe nun aus Altersgründen beschlossen, in die Rente zu gehen. Damals erfolgte die Hofübergabe an den Hoferben immer sehr spät, weil die Alten befürchteten, dass sie dann nichts mehr mitzureden hätten. Für den 49jährigen Wirtschaftnachfolger war es nicht leicht, eine junges heiratsfähige Mädchen zu finden. Die Brautsuche war damals Aufgabe der Eltern. Die Braut sollte fleißig und sittsam sein. Außerdem sollte sie eine gute Mitgift mitbringen. Der Mesner kannte durch seine Tätigkeit fast alle Gemeindebewohner. Am Sonntag darauf konnte er schon seinen Brautvorschlag präsentieren. Beim „Glockerbauer“ in Labach wäre ein 17jähriges Mädchen, das noch nicht verheiratet sei. Der Altbauer aus Kerschbaum erkundigte sich jedoch gleich, wie es mit der Mitgift ausschaue. Der Mesner erzählte, dass sie zwei Ochsen mitbekäme. Das war ihm zu wenig. Nach weiteren Gesprächen einigte man sich auf vier Ochsen und der Hochzeit stand nichts mehr im Wege. Solche Eheschließungen wären heute unvorstellbar.“ (2)

So wurde das Haus am Ortsplatz bis zu seinem Abbruch 1972 das „Mesnerhäusl“, aber auch "Graberhäusl" genannt, weil die Pfarre später den Totengräber Leopold Riepl mit seiner Familie bis zu seinem Tod im Jahr 1936 und dann den Totengräber Johann Wagner mit seiner Familie darin wohnen ließ. In diesem Haus war auch bis 1961 das Postamt untergebracht und Franziska Haiböck hatte hier eine Damenschneiderei.

Quellenverzeichnis:

  1. Pfarrchronik
  2. Sinngemäß niedergeschrieben von Helmut Knogler nach Aufzeichnungen von Fritz Haider sen.
Rainbach i. M.
1623
Fotos
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rechts: Mesnerhaus, links: Scherb-Kapelle, Bildleihgeber: Pötscher Leopold (Gottfried), Birkengasse 5, 4261 Rainbach i. M.
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links: Scherb-Kapelle, dann Mesner-Haus, Maurerwirt-Gasthaus; Bildleihgeber: Archiv Landesmuseum Linz - Abteilung Landeskunde (Photo-Obermayr, Freistadt)
Verfasser

Hans Stöglehner (1939-2021), Stadln 5, 4261 Rainbach i. M.

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