Grottental und Räuberhauptmann Kopetzky mit seinen Gehilfen

Grottental und Räuberhauptmann Kopetzky mit seinen Gehilfen.

Zuerst zu meiner Vorgeschichte: lch habe im Grottenthal (Rainbach Nr.75) beim Ruckendorfer das Licht der Welt erblickt. Als kleines Kind habe ich öfter etwas vom Räuber Kopetzky mit seinen Gehilfen gehört. Reichen Leuten haben sie etwas gestohlen und armen Leuten gegeben. Sicher haben sie auch einen Schatz versteckt, der nie gefunden wurde. Mein Bruder und meine Schwester zeigten mir eine Stelle in einem Wald, wo es eine Steinplatte gibt, die niemand zu heben vermochte. Dort könnte der Schatz sein. Ich habe diese Version auch an meine Kinder und Enkelkinder weitergegeben. Als ich als 10jähriges Mädchen in der Früh bei der Bushaltestelle in Rainbach auf den Autobus wartete, kam eine alte Frau und fragte mich, von wo ich denn sei. Als ich ihr sagte aus dem Grottenthal, war sie sehr erstaunt und sie fragte mich, ob man da jetzt durchgehen könne, denn da waren ja die Räuber zu Hause. Diese Aussage beschäftigte mich Jahrzehnte hindurch und ich wollte einfach wissen, ob da ein Funken Wahrheit ist. 2003 und 2004 wurde meine Neugierde gestillt und ich habe einiges über den Räuberhauptmann Kopetzky mit seinen Gehilfen gefunden. Josef Kopetzky wurde in Wischerad bei Prag geboren, nach Eule, Bezirk Weinberg (Böhmen) zuständig. Er war ledig, Schmiedegehilfe und unsteten Aufenthaltes. Im Grottenthal Haus Nr.66 gab es einen Wasenmeister, Abdecker und Schinder mit dem Namen Henninger. Wasenmeister zählten zu den unehrlichen Leuten und in dieser Hinsicht stimmte es zweimal. Kopetzky hielt sich im Grottenthal und auch in anderen Orten auf. Eine gefundene Verurteilung vom Landesgericht Linz über Herrn Kopetzky mit seinen Gehilfen belegt mehr, als jemand gewusst hat. Es wurde immer nur vom großen Diebstahl erzählt, wo Kopetzky und Henninger dem Herrn Reisinger (Semmelbauer zu St.Peter) die hinter dem Kopfpolster versteckten 1000 Gulden gestohlen hatten. Vom Urteil her ist ersichtlich, dass es ja mehrere Bestohlene gab. Nie habe ich etwas vom Schigl in Summerau, vom Obermayr in Freistadt und noch vielen anderen gehört. Zu seinen Gehilfen gehörten: Franz und Magdalena Leimlehner aus Pabneukirchen, Josef und Maria Henninger aus dem Grottenthal, Franz und Katharina Henninger aus Harrachsthal. Josef und Juliana Grill aus Kerschbaum Nr. 67 (Gstockethäusl). Ihre Beutezüge fanden in den Bezirken Freistadt, Grein, Weißenbach, Prägarten und Hohenfurth statt. Ihre Beute war Geld, Bekleidung, eine Tuchent, usw. Der größte Betrag an Gulden wurde Herrn Reisinger (Semmelbauer) gestohlen. Es waren 1033 Gulden, Frau Maria Reisinger 12 Gulden 50 Kreuzer und der Magd Franziska Kernegger ebendort 1 Gulden 50 Kreuzer. Um 900 Gulden wurde der Kaufmann Paul Obermayr in Freistadt erleichtert. Die gesamte Summe betrug 3216 Gulden, das entsprach im Jahre 2003 einem Wert von 31329.38 Euro. Am 20. und 21. März 1885 war die Hauptverhandlung in Linz. Josef Kopetzky wurde wegen 35 Straftaten des Verbrechens des Gewohnheitdiebstahls und Übertretung der Landstreicherei zu einer Kerkerstrafe von der Dauer von 7 Jahren, verschärft durch einen Fasttag im Monat, mit Ausspruch der Zulässigkeit der Abgabe nach Verbüßung der Haftstrafe in eine Zwangsarbeitsanstalt, verurteilt. Josef Henninger und Franz Leimlehner wurden je zu 4 Jahren, Magdalena Leimlehner zu 8 Monaten, Maria Henninger zu 18 Monaten, Franz Henninger zu 6 Monaten, Katharina Henninger zu 4 Monaten, Josef Grill zu 2 Jahren und Juliane Grill zu einem Jahr.

Das Abdeckerhaus Nr. 66 in Grottenthal wurde im Jahre 1886 versteigert und Herr Josef Greul aus Rainbach war Bestbieter. Laut Aufzeichnungen von Herrn KastI aus Buchers in Tschechien trieb Kopetzky sein Unwesen auch später in verschiedenen Gegenden. Er wurde am 5. Mai 1897 in Buchers wieder verhaftet und zu 15 Jahren Kerker verurteilt. Nach 2 1/2 Jahren, am 26. Oktober 1899 brach Kopetzky aus der Haftanstalt Garsten bei Steyr aus. Zahlreiche Einbrüche wurden wieder verübt, die man ihm aber nicht nachweisen konnte. Einen Polizisten aus St. Oswald erschoss er und verletzte sich dabei seinen Fuß. In Böhmdorf (Pfarre Zettwing) wurde er dann wieder verhaftet und in das Kreisgericht Budweis eingeliefert. 14 Tage später erhängte sich Kopetzky mit einem Leintuch in seiner Zelle.

Rainbach i. M.
1897
Verfasser

Notburga Panholzer, geb. Ruckendorfer (geb.1949), 4240 Freistadt

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