Ehemalige Steige und vergessene Wege in und um Summerau - Teil 5 und Zusammenfassung.
Für Fußgänger waren früher öffentliche Verkehrswege oft nicht die kürzeste und auch nicht die sauberste Wegverbindung. Daher nutzte die Bevölkerung bis in die 1960er Jahre, und oft länger, häufig Steige und Feldwege. In unseren bereits veröffentlichten Beiträgen „Ehemalige Steige und vergessene Wege in und um Summerau - Teil 1 bis 4“ wurden bereits 20 dieser teilweise vergessenen Steige und Wege vorgestellt.
Mit diesem Beitrag - Teil 5 sollen die restlichen zehn noch in Erinnerung gebliebenen Steige dokumentiert und alle, beginnend mit der Nummer 30, noch einmal zusammengefasst werden.
Weiterführende Beiträge in unserer Homepage sind beim jeweiligen Steig angeführt. Erläuterungen zu Flurnamen siehe unser Beitrag „Alte Flurnamen beim Dorf Summerau“.
Nr.30a und Nr.30b - Die Eibensteiner Steige zur Bahn in Summerau:
Der Steig Nr.30a begann in Eibenstein. Er führte, vorbei am Bauernhaus „Haunsnbaun“, den Feldweg durch das Waldbühel hinunter Richtung Froscherbach. Vor Erreichen der Talsenke bog der Steig nach rechts ab und querte die Gründe Richtung „Tischler Bühel“. Hier traf er auf den zweiten Eibensteinersteig, die Nr.30b. Dieser folgte einem anderen Feldweg auch hinunter in die Senke des Froscherbaches und querte am Ende des Weges über die Gründe zum Schnittpunkt mit dem Steig Nr.30a. Ab hier gemeinsam weiterlaufend, überquerte der Steig auf einer kleinen Steinbrücke den Froscherbach und führte auf einem Wiesenrain bis zum Froscherweg. Folgte diesem bis kurz vor den Froscherhäusern und bog nach links auf einem Feldrain zur Zulisserstraße hinauf. Ein kurzes Stück auf der Straße Richtung Summerau, zweigte der Fußweg links ab, querte die Grundstücke, vorbei am Haus „Zeindlhofer“, bis zum „Moaschneider Weg“. Auf diesem wurden bei der ehemaligen „Moaschneider Übersetz“ die Bahngeleise überquert. Die ehemalig Pferdebahntrasse, die „Alte Bahn“ (Nr.10), erreicht, gingen andere Steige weiter zum Bahnhof, nach Rainbach, ins Dorf Summerau und so weiter.
Nicht nur zum Besuch oder Einkauf im Nachbarort wurden diese Steige genützt. Auch Kinder, die mit dem Zug nach Freistadt zur Hauptschule wollten, gingen hier. Für die hieß es sechs Tage die Woche um 5:00 Uhr aufstehen und oft kam man dann erst um 20:30 Uhr wieder zuhause an. In den ersten Klassen durfte da so mancher im Winter bei Bekannten in Summerau übernachten.
Siehe dazu auch unser Beitrag „Beschwerlicher Besuch der Hauptschule in Freistadt“.
Die zwei Steige existieren heute nicht mehr und sind in der Landschaft auch nicht mehr sichtbar.
Nr.29 - Der „Kranzl Steig“
Dieser Fußsteig verlief auf dem Rain der Gründe Kranz und „Fossenbaun“ vom Oberort bis zur Hauptstraße von Summerau nach Rainbach. Für die Bewohner des Oberortes war dies eine viel genützte Abkürzung zur Straße und von dort meist weiter zum Bahnhof. Auch dieser Steig ist im Gelände nicht mehr erkennbar.
Nr.28 - Der Abkürzungssteig Kranklau:
Bevor 1967 die Straße zwischen Summerau und Rainbach begradigt und asphaltiert wurde, verlief sie in der Kranklau, den steilen „Tiefenweg“ hinunter, zum Bachbett des Rainbachs. Eine sehr anspruchsvolle Trassenführung, denn im Winter war der „Tiefenweg“ oft mit Schnee zugeweht und unten gab es häufig eine Überschwemmung aus dem überlaufenden Bach. Um diesen Unbill auszuweichen, zog man zu Fuß, egal ob vom Dorf, oder vom „Teichsteig“ (Nr.29) kommend, den „Abkürzungssteig Kranklau“ vor. Dieser verlief beim „Tiefenweg“ auf der nördlichen Straßenböschung, dann auf halber Höhe die „Scherb Gründe“ querend, bis zur wieder höher verlaufenden Hauptstraße nach Rainbach.
Im Gelände lässt sich dieser viel genützte Fußweg nur noch erahnen.
Nr.27 - Der Teichsteig
Ein Verbindungssteig zwischen Bahnhof und der Hauptstraße nach Rainbach, beziehungsweise dem „Abkürzungssteig Kranklau“ (Nr.28). Wer nicht, vom Bahnhof kommend, über den „Kirchensteig Bahnhof“ (Nr.1) nach Rainbach gehen wollte, der wählte meist diesen Fußweg. Vom Bahnhofsvorplatz beginnend, querte der Steig die Gründe Richtung Kranklau. Am ehemaligen Pötscher Teich vorbei, mündete er am Ende des Gleisdreiecks auf den alten Weg vom Bahnhof nach Rainbach und folgte diesem bis zur Hauptstraße, beziehungsweise bis zum „Abkürzungssteig Kranklau“ (Nr.28).
Von diesem Fußsteig ist nichts mehr zu vorzufinden. Weder der Teil, der die Wirtschaftsgründe querte, noch der Pötscher Teich, oder der alte Weg vom Bahnhof über das Gleisdreieck nach Rainbach. Einen Großteil des Areals beansprucht heute ein Großsägewerk der Firma Handlos.
Nr.26 - Der Milchsteig
Einer der ehemaligen Fußwege für Bahnhofbewohner zum täglichen Milchholen bei Bauern im Dorf. Von den Baracken- und Reihenhauswohnungen der Eisenbahner ging der Steig auf der „Alten Bahn“ (Nr.10), nördlich vom ehemaligen „Reisinger- bzw. Knoglerhäusl“ (Bahnhof Nr.15), Richtung Westen bis zum „Handlbauer“ Weg. Hier dann links ab den Weg entlang bis über den Froscherbach, südlich, dem Bach folgend bis zur Dorfstraße bei der „Zulisser Übersetz“ und hin zum „Froscherbauer“ (Unterort Nr.47). Zu den Bauern im oberen Unterort gingen die Bahnhöfler die Feldwege direkt zu den Bauernhäusern hinauf.
Nr.25 - Der Bahnhofsteig („Altrichter Steig“)
Einer der Klassiker unter den wegabkürzenden Fußsteigen. Noch bis in die Achtzigerjahre nutzten Dorfbewohner diese Abkürzung zum Bahnhof. Vom Dorf kommend, bog man gleich nach dem „Zeindlhofer Sepp“ links ab und querte schräg die Wirtschaftsgründe hin zur „Bahnhof-Zufahrtsstraße“. Beim Kreuzstöckel südlich vom Einfamilienhaus Kralik (Bahnhof Nr.37) mündete dieser Steig, ebenso wie der „Heiligen-Berg-Steig“ (Nr.24), in die zum Bahnhof führende Straße.
Heute lässt sich der einst die Wiesen querende Steig nur noch erahnen.
Nr.24 - Der Heiligen-Berg-Steig:
Dieser vergessene Steig begann auf der Bahnhof-Zufahrtsstraße, südlich dem Einfamilienhaus Kralik (Bahnhof Nr.37), führte querfeldein bis zum ehemaligen Wächterhaus Nr.721 bei der ehemaligen „Lonsing Übersetz“ und folgte dann östlich den Bahngleisen Richtung Tschechien. Noch im Gleisbogen rechts ab durch den Wald und die Rainbacher Gründe querend, hoch zur letzten Kreuzwegstation am „Heiligen Berg“.
Anmerkung: Auf diesem vergessenen Steig wurde, vor allem nach Bittprozessionen von der Kirche zum „Heiligen Berg“, danach heim nach Summerau gegangen.
Entlang der Bahnlinie Linz-Budweis gab es alleine in der Gemeinde Rainbach zehn Bahnwächterhäuser, von denen der Großteil auch bewohnt war. Und die Bewohner dieser abseitsliegenden Wachtposten nutzten ebenfalls vorhandene Feldwege und „ausgetretene“ Steige, um kürzest möglich zum Bahnhof, nach Rainbach zur Kirche, zur Schule, oder zum Einkauf zu gelangen.
Nr.23a - Der Kirchensteig von den Bahnwächterhäusern:
Ein Kirchensteig, der von zwei ehemaligen Bahnwächterhäusern Richtung Tschechien, der Nr. 722, (Pflügel) und Nr. 723 (Glasner) sowie dem einstigen Wächterhaus Schober der Pferdeeisenbahn kam. Von den obigen Häusern ausgehend, verlief der Steig etwa vom Ende des Gleisbogens-Ost in Richtung Südosten und mündete auf Höhe vom „Scherb in der Kranklau“ (Kranklau Nr.2) in den „Kirchensteig Bahnhof“ (Nr.1).
Nr.23b - Der direkte Kirchensteig von den Wächterhäusern:
Ebenfalls von diesen, unter Nr.23a angeführten, ehemaligen Bahn-Wächterhäusern gab es einen zweiten, kürzeren Kirchensteig. Dieser dürfte vom Ende des Gleisbogens-Ost, weiter nördlich, gleich querfeldein, den „Siebenschmerzenweg“ zum „Heiligen Berg“ querend, direkt Richtung Kirche verlaufen sein.
Die beiden längst geschleiften Wächterhäusern Nr. 722 und Nr. 723 haben ebenso wenig Spuren hinterlassen, wie die dazugehörigen Steige Nr.23a) und Nr.23b).
Nr.22 - Der Zulisser Kirchensteig:
Dieser, noch heute existierende Weg mit dem Namen „Zulisser Steig“ ist eine alte, kurze Wegverbindung von Zulissen nach Rainbach. Kurz außerhalb von Zulissen führt ein Weg quer durch den Pirauwald. Die Eisenbahnstrecke querend, trifft er dann auf die Straße nach Hörschlag und verläuft von hier relativ geradlinig über den ehemaligen Salzweg zur Pfarrkirche Rainbach. Nach der Grenzschließung zu Tschechien gingen auf diesem Steig, die Zulisser lange Jahre an Sonn- und Feiertagen zu Fuß zur Kirche und zum Einkauf. Manche auch mit Pferd und Steirerwagerl und im Winter mit Pferdeschlitten. Die Zugtiere wurden dabei beim „Maurerwirt“ eingestellt, wo sich während der Messe ein Knecht um die Tiere zu kümmern hatte.
Auf diesem Weg trugen an Palmsonntagen auch die Schulkinder aus Zulissen ihre vier bis sechs Meter langen, verzierten Palmbuschen zur Segnung in die Kirche nach Rainbach. Und auch Verstorbene wurde auf diesem Weg von Zulissen nach Rainbach gefahren. Verstorbene Kinder sogar von Nachbarn oder von der Kindesmutter den ganzen Weg getragen.
Siehe auch unsere Beiträge „Kirchgang von Zulissen nach Rainbach“, „Die Palmbuschenfehde“ und „Der Koller Teich von Zulissen“.
Teile des „Zulisser Steiges“ sind heut beliebter Reit- und Wanderweg.
Nr. 21 - Der Zulisser Steig zum Bahnhof Summerau:
In Zulissen, ein Stück nach der Schule, zweigte der Steig links von der Straße ab. Verlief dann, den „Zulisser Teich“ („Koller Teich“) rechts und den „Froscherbauer Luß“ (Wald) links liegen lassend, zum südlichen Waldrand des Pirau-Waldes. Von dort querte er über die Summerauer Gründe bis zum „Moaschneider Weg“. Das ist auch etwa der Verlauf der heutigen Wasserleitung nach Zulissen. Danach ging es weiter den „Moaschneider Weg“ Richtung Summerau folgend und über die ehemalige „Moaschneider Bahnübersetz“. Hier mündete dieser Steig, nördlich dem ehemaligen „Knoglerhäusl“ (heute Bahnhof Nr.15), in den zum Bahnhof führenden Weg „Alte Bahn“ (Nr.10).
Zulisser nutzten diesen Fußsteig zum Bahnhof, zum Zug, ins Konsumgeschäft, zum Liefern von Eiern und Butter an Bahnhofsbewohner, oder auch zum Weitergehen nach Rainbach. Manch einer hatte da sogar bei einer Familie in Bahnhofsnähe ein „schönes Paar Schuhe“ hinterlegt. Zum Wechseln für eine Weiterfahrt mit der Bahn. Im Winter und bei Schlechtwetter ging man ja mit schweren Winterschuhen oder sogar mit Gummistiefel diesen Steig.
Siehe dazu auch unser Beitrag „Schulausflug der Zulisser Schüler“.
Anmerkung: Vom Ortsteil Kollern, in Zulissen ganz unten, nahe der Grenze zu Tschechien, gingen die Bewohner zur Kirche und zum Einkaufen eher ins näher liegende Reichenthal. Mussten sie aber nach Summerau zum Zug, so ging man über das „Gmoaholz“, das „Bruckfeld“ und die „Viehtrieb“ zum Bahnhof (Verlauf nicht dargestellt).
Anmerkung:
Steige waren damals zwar meist die kürzeren Wegverbindungen und sie hatten für Fußgeher den Vorteil, dass man auf ihnen auch bei Schlechtwetter halbwegs sauber ans Ziel kam. Nasse Straßen waren ja tiefgründig, durchweicht, mit Pfützen. Und im Winter schlecht, oder nicht geräumt, somit verschneit, oft verweht, vereist und bei Tauwetter gatschig.
Fußsteige waren aber auch nicht nur kurz und bequem. Sie führten teilweise querfeldein über Wiesen und Felder und mussten regelmäßig begangen und ausgetreten werden. Hoher Graswuchs und hohes Getreide direkt auf dem Steig behinderte und machte nass. Auch mussten Steige immer markiert und auch bei Schlechtwetter oder Dunkelheit auffindbar sein. Im Winter galt es immer wieder den oft verschneiten Pfad auszutreten und so auch mit halbwegs normalem Schuhwerk begehbar zu halten. Nach schweren Schneefällen oder Verwehungen musste da trotzdem so mancher mit Gummistiefeln oder schwerem Schuhwerk die Spur treten.
Weiters zu erwähnen wäre, dass alle diese Steige Großteils über private Grundstücke, durch Felder und Wiesen, führten und dies von den Grundstückbesitzern wohlwollend akzeptiert wurde.
Zum Schluss wieder das Ersuchen, uns Ergänzungen und Erzählungen zu angeführten Steigen mitzuteilen, damit wir unsere Aufzeichnungen korrigieren und ergänzen können.
Verlauf und Beschreibung der Steige nach Gesprächen mit unten angeführten Personen und mehreren älteren Dorfbewohnern in den Jahren 2020 bis 2024, beziehungsweise deren Aufzeichnungen:
Rosa und Hubert Kolberger – Rainbach
Ulrich Kralik - Summerau
Stefanie und Johann Lonsing sen. - Summerau
Alois Payr – einst wohnhaft im Bahnwächterhaus beim Zulissersteig
Alois Preinfalk – Eibenstein
Franz Preinfalk – Zulissen
Maria und Michael Reindl - Summerau
Wagner Anton – Summerau
Leopold Pötscher - Rainbach
Fotos
Verfasser
Ing. Johann Lonsing,
Summerau Mitte 23, 4261 Rainbach i. M.
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