Der Ziegelofen im Grottental

Der Ziegelofen im Grottental.

Rechts neben der Straße von Rainbach nach Labach, auf Höhe der Grottenthaler Häuser, befand sich einst am Waldrand ein Ziegelofen.
Um 1730, der genaue Zeitpunkt lässt sich nicht feststellen, begann hier die Grundherrschaft Freistadt mit der Ziegelerzeugung. Dies lässt sich aus einem Schreiben an das Bezirksamt Freistadt aus dem Jahre 1855 ableiten. Darin ist angeführt, dass seit mehr als 120 Jahren hier Ziegel erzeugt werden.
Die Anlage bestand aus einer hölzernen Ziegelhütte, in welcher der Lehm in die hölzernen Ziegelmodel geschlagen wurde und dann diese Ziegelrohlinge luftgetrocknet wurden. Der Ziegelofen selbst war gemauert und daran angebaut ein hölzerner Schuppen für die Lagerung der gebrannten Ziegel.
Den erforderlichen Lehm lieferten die Bauern aus den angrenzenden Lehmgruben; in den Verträgen um 1800 noch als Laimgstätten benannt. Und dieser Lehm war von sehr guter Qualität.
Ein Ziegelschläger und drei Hilfsarbeiter konnten pro Tag zirka 1.000 bis 1.100 Ziegel produzieren. Dabei verdienten diese vier Arbeiter für 1.000 Stück erzeugte Ziegel im Jahr 1855 zusammen
3 Gulden 12 Kreuzer.
Bei 11.500 bis 15.000 Stück Ziegel pro Brand und meist einem Brand pro Monat, wurden in den nicht gefrierenden Monaten durchschnittlich 60.000 Ziegel in einem Jahr erzeugt.
Erzeugt hat man vor allem Mauer- und Gewölbeziegel, aber auch Gurten-, Rauchfang-, Hohl- und Dachziegel.
Das Format der Mauerziegel, seinerzeit in Zoll angegeben, betrug etwa 32 x 14 x 7 Zentimeter. Gewölbeziegel waren etwas kleiner und alle Ziegel hatten das Ziegelzeichen „HF“ für Herrschaft Freistadt eingeritzt.
Jeder Brenndurchgang verbrauchte 15 bis 16 Klafter, das sind 35 Festmeter, 24-zölliges, weiches Scheitholz. Dieses lieferte zum großen Teil das Forstamt Rosenhof in Sandl, aber auch Bauern aus der Umgebung hatten Lieferverträge.
Im Jahr 1856 überlegten die Betreiber des Ziegelofens einen Umstieg auf Torffeuerung für den Brennofen. Dies wurde jedoch nie umgesetzt.
Die Ziegel wurden an Abnehmer aus der näheren Umgebung verkauft und von diesen mit ihren Gespannen abgeholt. Es sind unter anderem Abnehmer aus Summerau, Labach, Lichtenau, Rainbach, Kerschbaum, Eibenstein und Leopoldschlag angeführt. Es gab aber auch Großabnehmer, wie den Eigentümer, die Grundherrschaft Freistadt, das Brauhaus in Freistadt, oder zum Beispiel die Eisenbahngesellschaft der Pferdeeisenbahn. Diese orderte unter anderem im Jahr 1855 36.000 Stück Mauerziegel für Linz und 2.100 Stück für die Eisenbahnstation in Kerschbaum, wo der Stall vergrößert wurde. Aber auch das Wachthaus 26 der Pferdeeisenbahn (in der Nähe der Wegkreuzung Bundesstraße – Hörschlägerstraße) wurde in diesem Jahr neu erbaut. Von diesem stammt der Ziegel auf Bild 3 in der Anlage.
Bis 1848 durften nur Grundherrschaften und die 7 Landesfürstlichen Städte Ziegel produzieren. Danach entstanden viele Ziegeleien. Durch die jetzt größere Konkurrenz verlor die Grundherrschaft das Interesse an der Ziegelerzeugung. So wurde 1860 der „Ziegelofen samt Vorratshütte und Ziegelscheuer mit dem dazugehörigen Grund und Boden, dann sämtliche dabei befindlichen Werkzeuge und Einrichtungsstücke“ um 400 Gulden (im Jahr 2023 umgerechneter Wert von zirka 6.768 Euro) an den Rainbacher Realitätenbesitzer Mathias Ferster verkauft.
Die Betriebseinstellung erfolgte wahrscheinlich bald nach dem Kauf durch Ferster.
Notburga Panholzer schreibt in ihrem Buch, dass der Ziegelofen zwischen 1929 und 1931 durch Brandstiftung abgebrannt ist 1).
Der Lehm aus den örtlichen Lehmgruben wurde noch bis in die 1950er Jahre von der Keramik St. Peter verwendet 1). 1953 kaufte Herr Reisinger, vulgo Lehner, aus Rainbach von Herrn Bartl aus St. Peter den Grund.
Heute ist vom Ziegelofen nichts mehr erkennbar und auch die Lehmgruben sind verfüllt.

Quellen:
Alle Archivangaben aus OÖ-LA HA Freistadt, Schachtel 582,
Danke an Hr. Alois Preinfalk aus Freistadt für seine Anregungen und Informationen,

  1. Notburga Panholzer, Grottenthal Gemeinde Rainbach i.M.
    Buch Vom Gerichtsdiener – Häusel anno 1634 bis zur Gegenwart“- Freistadt 2010 - Seite 59.
Rainbach i. M.
früher
Fotos
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(1) Lehmgrube bis 1800, (2) bis 1841, (3) ab 1841, (4) Ziegelstadel, (5) Ziegelofen und Schuppen. - Kartenauszug aus „©DORIS.Datenquelle Land OÖ, doris.at“ - mit Eintrag Johann Wagner
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Skizze Ziegelofen und Schupfen, dahinter der hölzerne Ziegelstadel. - Quelle: Buch „Vom Gerichtsdiener - Häusel anno 1634 bis zur Gegenwart“- Seite 57. von Notburga Panholzer, Grottenthal Gemeinde Rainbach i. M.
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Gewölbeziegel vom Wachthaus 26 der Pferdeeisenbahn - „HF“ das Zeichen der Herrschaft Freistadt. - Bildleihgeber: Johann Wagner
Verfasser

Johann Wagner, Summerau Mitte 43, 4261 Rainbach i. M.

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