Von 1975 bis 1987 gab es in Summerau einen Schilift

Von 1975 bis 1987 gab es in Summerau einen Schilift.

Seit wann es im Winter in unserer Region das Schifahren als Mittel der Fortbewegung, beziehungsweise als Freizeitbeschäftigung gibt, ist nicht genau belegt. Aber schon in den 1920er Jahren Geborene erzählen von diesem Freizeitvergnügen in ihrer Jugend. Natürlich gab es da bei uns noch keinerlei Lifte und keine präparierten Pisten. Also mussten Begeisterte an dieser Sportart zuerst mühsam, mit angeschnallten Schiern, ihre Schipisten selbst treten und sich selber auf den Hang hinauf begeben. Erst dann konnten erste Schwünge in den Schnee gezogen werden. Und unten angekommen, hieß es wieder zu Fuß die ganze Piste hinauf stapfen.

Inspiriert von einem Schlepplift, den er 1972 am Dachsteingletscher gesehen hatte, gedieh beim sportbegeisterten Fritz Glasner, vulgo „Schneiderbauer Fritz“, der Plan, auch in Summerau so einen Lift zu errichten. Also wurde noch im gleichen Jahr mit der Organisation und Anfertigung der erforderlichen Komponenten begonnen. Aus dem Seil eines alten Heugreifers und einem kurzen Stück zugekauften Neuseil spleißte der „Schiglwirt“ Pröll Fritz ein mehr als 500 Meter langes Umlaufseil zusammen. Er war einer der wenigen, die damals dieses Handwerk beherrschten. Die Antriebsstation wurde aus einem Antriebsrad für das Umlaufseil, einem alten Zwischengetriebe von der „Schneiderbauer Mistbahn“ und einem Elektromotor zusammengebaut. Der Motor trieb dabei über Keilriemen das Getriebe. Um die notwendige Seilreibung zu erreichen, war die Laufrille des Antriebsrades, welches von einer alten Futterschneidemaschine stammte, mit Gummi ausgekleidet. Diese Gummistücke kamen von alten Reifen vom Lastwagen der Firma Waldhauser. Sie wurden mit der Flex zugeschnitten und in die Laufrille eingesetzt. Zur Umlenkrolle am anderen Ende des Liftes wurde ein Rad von einem ausgedienten Getreidebindemäher vom „Hoiner Friedl“ umfunktioniert.

Für den Aufbau des Schleppliftes waren immer eine größere Anzahl von Personen notwendig. Es mussten doch die mit dem Traktor antransportierten Komponenten händisch auf die Piste gebracht werden, das Umlaufseil und die Umlenkrolle samt Spannkette sogar auf das andere Liftende. Dieses Ausziehen des Seiles auf der Piste war immer eine willkommene Abwechslung für die anwesenden Kinder. Sie halfen jedes Jahr gerne mit, denn das folgende Schifahren mit dem Lift konnten sie kaum erwarten. War das Seil dann in beide Rollen eingehängt, wurden an beiden Liftenden die Rollen mit Ketten an Bäumen oder eingeschlagenen Pflöcken befestigt. Das Spannen des Umlaufseiles erfolgte mit „Roagler“ Kettenspannern, an diesen Befestigungsketten. Dann wurde noch über ein Verlängerungskabel der Strom für den Antriebsmotor zugeleitet und der gut 250 Meter lange Schlepplift konnte in Betrieb gehen. Das Umlaufseil schleifte dabei mit den daran befestigten Halteschlaufen am Boden über den Schnee. Jeder Liftfahrer musste unten nach einer dieser Schlaufen greifen und konnten sich dann daran festhaltend, die Piste hochziehen lassen. Je nach Steigung und Gewicht der Schifahrer konnten dies fünf bis sieben Personen gleichzeitig.

Und so ging am 1. Februar 1973 dann nahe dem „Semmelhof,“ der erste Summerauer Schilift in Betrieb. Mit dem Stromanschluss beim „Semmelbauern“ gab es hier die Jahre 1973, 1974 und 1975, je nach Schneelage, jeweils für zwei bis drei Wochen Schifahren mit einem Schlepplift. Dies sollte, unter Einbindung der Semesterferien, all die folgenden Jahre beibehalten bleiben. Bei einem freiwilligen Unkostenbeitrag von zehn Schilling pro Tag nützten nebst den Dorfbewohnern unter anderem auch viele Wintersportler aus Freudenthal diese neue Möglichkeit in der Nähe. Besonders Mutige sprangen bei der Abfahrt sogar unten noch über den Weg, der am Haus vorbeiführte, und danach noch die Steinmauer zum Bahndamm hinunter. Als Ersatz für die Stromkosten durften natürlich die Kinder vom „Semmelbauern“ den Lift kostenlos benützen.

Nach der Saison 1975 wurde jedoch ein anderer Standort gesucht, da für Schifahrer der etwa zwei Kilometer lange Fußweg vom Dorf hinunter zum „Semmelbauern“ doch sehr weit war. Die Auswahl fiel auf den „Glocker Berg“, einem Nordhang vom „Grabi“ nach Labach hinauf. Hier wurde der Schlepplift die Jahre 1976, 1977 und 1978 betrieben. Für den jetzt weiter entfernten Stromanschluss beim „Sedlacekhaus“ musste zusätzlich ein 300 Meter langes Verlängerungskabel angeschafft werden. Dieser Familie wurde als Bezahlung die Übernahme der gesamten Stromkosten für das ganze jeweilige Jahr angeboten. Damals gut einhundert Schilling. Der Betrieb der letzten Jahre hatte jedoch gezeigt, dass die fix mit dem Seil verbundenen Halteschlaufen ein zu großes Unfallrisiko darstellten. Konnte doch ein Kind darin hängen bleiben und sich bei der oberen Umlenkrolle verletzen. Anstelle dieser Schlaufen gab es also ab 1976 Doppelhaltebügel, die in das Umlaufseil eingehängt werden konnten und oben eine Notausbalken. Dieser Balken schaltete dann die Anlage automatisch ab, wenn jemand den Bügel nicht rechtzeitig losließ.

1979, 1980 und 1981 war dann der Lift auf einem Schihang in der „Bühin“. Der Strom kam vom heutigen Ortsteil Sand, dem Haus der Familie Kapl Karl. Dazu wurden die vorhandenen Stromkabel auf der Bahnböschung, entlang der Bahn, bis zur „Schwarzhansl Übersetz“ verlegt. Dort durch ein vorhandenes Rohr unter den Bahngeleisen durch und hinauf bis zur Haussteckdose beim Kapl. Da jedoch gleich im Sommer 1979 das Abbrennen der Bahnböschung diese teure Stromzuleitung vernichtete, beschloss der Betreiber den Lift auf Traktorantrieb umzustellen. Das dazu erforderliche Übersetzungsgetriebe kam gebraucht von einer Firma in Ottenschlag. Und so gab es in den Jahren 1980 und 1981 in der „Bühin“ einen Schlepplift, der über die Traktorriemenscheibe vom „Schneiderbauer MF-Traktor“ angetrieben wurde. Dieser musste dazu natürlich die ganze Betriebszeit des Schleppliftes bei der Schipiste betrieben werden.

Um nicht wieder ein teures, langes Verlängerungskabels kaufen zu müssen, wurde dann die folgenden drei Jahre, 1982 bis 1984, der Lift in das zentralen Summerauer Schigebiet, das „Grabi“, verlegt. Und zwar in das „Hoiner Grabi“. Ein nicht so schneesicherer Südosthang, aber dafür konnte man hier gleich hinter dem „Hoiner Haus“ in die längste Piste in Summerau einsteigen. Da hieß es zwar für alle, die ganz hinunterfuhren, auch wieder ein gutes Stück bis zur Talstation des Liftes hochgehen und auch vom oberen Liftende musste man zu Fuß das letzte Stück heim, zu den Häusern. Aber nebst dem Stromanschluss zuhause beim „Schneiderbaun“ war hier, nahe am Wohnsitz, auch die Aufsicht und die Betreuung der Anlage doch wesentlich einfacher.

1985 und 1986 war dann der Lift im „Schneiderbaun Grabi“ aufgebaut. Gleich südlich vom Reindlhaus. Mit dem Strom wieder vom „Schneiderbaun“, war dies wohl eine der schönsten Pisten, mit Einstieg direkt oben bei der Dorfstraße, aber als direkter Südhang leider auch sehr anfällig auf Sonneneinstrahlung.

1987 kam das letzte Betriebsjahr für den Summerauer Schilift. Der Schlepplift war wieder, wie bereits 1982 bis 1984, im „Hoiner Grabi“ aufgebaut worden. Zwar auch nahe am Dorf, setzte hier die Sonne der Piste doch nicht so zu, wie im „Schneiderbaun Grabi“.
In den letzten Jahren des Betriebes gab es für alle Liftbenützer als Unkostenbeitrag nur noch die Dankesworte „Lift wir danken dir“, von jedem vor Liftbenützung laut zu sprechen. Vergaß einer dies, so wurde die Anlage prompt abgeschaltet. Und erst wenn der verbale Unkostenbeitrag nachtragen war, ging die Anlage wieder in Betrieb. Diese Abschaltungen passierten zum Gaudium der Schifahrer jeden Tag, meist mehrmals.

Am 22. März 1987 hieß es dann aber, nach insgesamt 15 Jahren Betrieb, endgültig „Lift aus“ für den ersten und bis jetzt einzigen Schilift in Summerau – leider! So mancher wird sich noch an schöne Stunden auf diesen Pisten erinnern können: an die Freizeit mit den Schulkollegen und Freunden, an Wettkämpfe zwischen den Haselnusstorstangen, an die Sprungschanzen und an so manchen „Schneemann“ nach einem Sturz in den Tiefschnee.
Jedes Jahr mit Liftbetrieb gab es eine „Olympiade“. Auf den weiter weg liegenden Pisten veranstaltete man immer einen Riesentorlauf und im „Grabi“ immer einen Riesentorlauf und einen Parallelslalom. Die Stockerlplätze erhielten bei der Siegerehrung natürlich auch Medaillen umgehängt. Diese waren aus Pappkarton ausgeschnitten und mit Folien in Gold, Silber und Bronze beklebt. Der Bewerb und das jeweilige Jahr waren händisch in die Folien und den darunterliegenden Karton einprägt.

Nicht zu vergessen, stellvertretend für die vielen Helfer beim Bau und dem Aufstellen der Liftanlage nannte der Betreiber Fritz Glasner unter anderem: den „Hoiner Friedl“, Hans Wagner sen., „Mecky“, die „Schigl Buam“, Kapl Ernst, ………. und noch andere.

Quelle: Gespräche mit Fritz Glasner im Jahr 2023 und persönliche Erinnerungen.

Summerau
1970-1979
Fotos
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Karte der Standorte der Schilifte in Summerau - Auszug aus Basiskarte DORIS interMAP mit Eintragungen von Ing. Johann Lonsing, Summerau Mitte 23, 4261 Rainbach i. M.
prinzipskizze-schlepplift.jpg
Prinzipskizze Schlepplift - Erstellt von Ing. Johann Lonsing, Summerau Mitte 23, 4261 Rainbach i. M.
Verfasser

Ing. Johann Lonsing, Summerau Mitte 23, 4261 Rainbach i. M.

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