Die seinerzeitige Gründung des Verschönerungsvereines und seine ersten Aktivitäten.
Wenn man heute durch Rainbach und die anderen Gemeindeorte geht, präsentieren sich diese Ortschaften großteils in einem sehr gepflegten Aussehen. Dass dies Anfang der 1970er Jahren nicht so war, ist heute kaum zu glauben. Durch Rainbach führte die asphaltierte Bundesstraße, etliche Straßen in die Gemeindeorte hatten noch eine Sandfahrbahn. Viele Wege, die man im Ort Rainbach zurücklegte, hatten bei Regen oft viele Pfützen oder waren vergrast. Da und dort rann auch Jauche von den benachbarten Misthaufen auf diese. Gehsteige waren nicht notwendig, da es sehr wenig motorisierten Verkehr in Richtung der damaligen abgeriegelten Tschechoslowakei gab. Die Hausfassaden präsentierten sich großteils in schlechtem Zustand, da man das Geld für andere wichtigere Sachen brauchte. Zäune und Milchbankerl (Bauern stellten auf diese die vollen Milchkannen, die von dort zum Transport in die Molkerei abgeholt wurden) warteten auch auf eine Renovierung. Sandhaufen zum Ausbessern der Straße und Wege lagen einfach neben der Straße. Plakatiert wurde auf größeren Toren von Stadeln und Häusern. So gäbe es noch etliche Dinge aufzuzählen, die uns heute furchtbar stören würden. Die Leute empfanden diese Zustände jedoch ganz normal. Herr Alois Zeindlinger aus Summerau, der für die Bezirksbauernkammer als Berater im Bezirk Freistadt und Perg viel unterwegs war und der Fleischermeister Fritz Haider, der beruflich auch sehr viel herumkam, sahen, dass man in anderen Orten und Gemeinden Anstrengungen unternahm, etwas für die Ortsverschönerung zu tun. Das brachte sie zu dem Entschluss, 1971 in Rainbach einen Verschönerungsverein zu gründen, für den sie bald auch etliche Mitstreiter fanden.
Man holte sich Referenten, die bei Versammlungen Lichtbildervorträge hielten, bei denen man Beispiele positiver Verschönerungsmaßnahmen aus anderen Orten zeigte. Besonders legte man der Bevölkerung nahe, rund ums Haus Ordnung zu machen, Zäune zu richten, Unkraut zu entfernen und die Hausfassaden mit Blumenkistchen zu schmücken. Motto des Vereines war „Vom schöneren Heim zur schöneren Heimat.“ Über den Verein und den VereinsvertreternInnen in den Ortschaften konnte man Eternitkistchen, die zum Großteil bis zu 40 % billiger als im Handel waren, und ebenfalls Blumensetzlinge verbilligt bestellen. An zwei Tagen waren diese dann in Rainbach abzuholen. Die nicht abgeholten Bestellungen wurden dann in den folgenden Tagen von Vereinsausschussmitgliedern mit einem von Obmann Fritz Haider zur Verfügung gestellten Auto zugestellt. So wurden z. B. 1972 und 1973 gar 2540 Blumenkistchen über den Verein vergreislert. Herr Zeindlinger fotografierte die mit Blumenschmuck verschönerten Häuser und zeigte diese als Beispiel und Ansporn bei Ortsvorträgen in Rainbach, Summerau, Kerschbaum, Zulissen, Eibenstein und Sonnberg, die von der Bevölkerung sehr gut besucht waren.
Bei einer von Zeit zu Zeit durchgeführten Ortsbegehung stellte man Aussehensdefizite fest und versuchte bei öffentlichen Flächen mit Hilfe der Gemeinde und in Gesprächen mit Hausbesitzern eine Veränderung zu bewirken. Der Haiderteich, den es gegenüber der Bäckerei Scherb gab, wurde zugeschüttet und ein Ortsbrunnen, der mit alten Wagenrädern gestaltet wurde, errichtet. Das Mesnerhaus zwischen Fleischhauerei Haider und Gasthaus Blumauer, die kleine Kapelle daneben und zwei große Linden wurden entfernt und eine Grünfläche geschaffen. In der Nähe des Haider-Hauses wurde eine neue Kapelle errichtet und zwei Bäume gepflanzt. Der damalige Pfarrer Anton Sageder war auch ein eifriger Mitkämpfer für einen schöneren Ort. Er stellte den gegenüber dem Gemeindeamt gelegenen sehr herabgekommenen Obstgarten, der im Pfarrbesitz war, für die Umgestaltung in einen Park zur Verfügung. Das ziemlich verfallene Weinhäusl wurde 1976 vom Verein gepachtet und in Eigenregie renoviert. Nach der Renovierung und Umgestaltung der Pfarrkirche Anfang der 1970er Jahre war ihm die Verschönerung des Friedhofes ein großen Anliegen. Die Wege wurden gepflastert und die Pfarrbevölkerung ersucht, die Gräber besser zu pflegen und die Grabkreuze zu erneuern, wenn möglich, durch eine Schmiedeeisernes Kreuz zu ersetzen. Vereinsausschussmitglieder und Ortsvertreter/Innen machten dann jedes Jahr ein- oder zweimal einen Friedhofsputz.
1973 wurde die damalige Bundesstraße 125 von Vierzehn bis zur Staatsgrenze ausgebaut und neu asphaltiert. Auf Betreiben des Vereines wurden in diesem Zusammenhang in Rainbach Gehsteige und mit Granitsteinen eingefasste Beete für Grünanlagen geschaffen, die bis heute noch fast das gleiche Aussehen haben und zur Ortsverschönerung beitragen. Rainbach bekam eine Ortsbeleuchtung mit auf Masten aufgesetzter Laterne an Stelle der damals üblichen Peitschenmasten. Parkflächen für die Autos, die bis dahin einfach am Straßenrand abgestellt wurden, wurden vor den Häusern Haider, Scherb und Traxler, gegenüber des Gemeindeamtes und nördlich des Pfarrhofes geschaffen. Gegenüber vom Maurerwirt vor dem ehemaligen Altersheim wurde 1977 eine Wetterstation aufgestellt.
Auch in den Ortschaften entstand einiges. Ernst Kadlec bemühte sich in Kerschbaum um eine gestaltete Grünfläche mit einem Kinderspielplatz. Der Grund wurde von der Ortsgemeinschaft zur Verfügung gestellt. Herr Stumbauer spendete das Holz. Die Geräte wurden von Einzelpersonen hergestellt. Die Betreuung machte Herr Kadlec mehrere Jahre ehrenamtlich. In Summerau unterstützte der Verein eine Bepflanzung beim neuerrichteten Feuerwehrzeughaus.
Die jährlichen Ausflüge des Vereines waren sehr beliebt. Sie führten zu kulturellen Zielen und in Orte, die schon auf dem Gebiet der Ortsverschönerung einen Schritt weiter als Rainbach waren.
Auch war es zu dieser Zeit allgemein üblich, Müll in die Wälder oder in eine Vertiefung in der Landschaft zu bringen. Eine jährlich vom Verein durchgeführte Flurreinigungsaktion sollte die Leute zu einem Umdenken bringen. Lehrer gingen außerhalb der Unterrichtszeit mit Schülern weggeworfene Sachen im Ortsbereich sammeln und entsorgen, um den Schülern bewusst zu machen, dass man nichts einfach überall wegwirft, sondern in die damals neu aufgestellten Papierkörbe gibt. Man war der Meinung, dass ein sauberer Ort und eine saubere Landschaft auch für einen besseren Tourismus in Rainbach gut sein würde. Weil dazu auch Wanderwege und Ruhebänke gehören, nahm sich der Verein auch darum an. Wanderwege wurden markiert. Einer der ersten hier besonders Engagierten war Herbert Gruber, der selber als Wanderer schon in vielen Teilen Österreichs unterwegs war, und daher wusste, wie diese Markierung am besten zu erfolgen hatte. Fritz Stumbauer nahm sich dann fast 40 Jahre um deren Betreuung an. Eine Wanderwegtafel zuerst 1972 beim Haus Haider, 1975 dann gegenüber dem Gemeindeamt an der Pfarrhofgartenmauer wurde auch vom Verein initiert. Der Verein stellte auch an besonderen Aussichtsplätzen und in den Ortschaften Ruhebänke auf und betreute diese. Begrüßungstafeln wurden am nördlichen und südlichen Ortsende von Rainbach gesponsert von der Raika aufgestellt. In fast jährlich vom Verein abgehaltenen Wandertagen lernten auch die Einheimischen die markierten Wanderrouten kennen.
Im Zuge der Asphaltierung und Umlegung der Hörschläger-Straße wurden einige Stationen des Kreuzweges am Hl. Berg entfernt und 1975 im nahegelegenen Wald neu errichtet und die anderen renoviert. Das war auch der Start dafür, die Besitzer von Marterl zu bewegen, diese zu renovieren und die Bilder neu malen zu lassen.
Auch für die Erhaltung des Stationsgebäudes der Pferdeeisenbahn in Kerschbaum, das im Besitz der Firma Haberkorn aus Freistadt war, setzte sich der Verein ein. Er erreichte beim Land 1976 einen finanziellen Zuschuss zum teilweise Umdecken und Neudecken des Daches. Die neuen Ziegel spendete der Graf von Sandl. Auch bezüglich Heidenstein wendete man sich an den Besitzer (RAIKA Rainbach) mit der Bitte, die Feuerwehr Eibenstein dazu zu bewegen, die morbiden Reste der Hütten, die beim jährliche Feuerwehrfest verwendet wurden, zu entfernen und die Bäume rund um den Stein auszuschneiden, damit man vom Stein aus wieder einen schönen Rundblick hat.
Besondere Freude herrschte bei den Vereinsfunktionären, aber auch bei der Bevölkerung, als Rainbach 1979 die Auszeichnung „Zweitschönstes Dorf Oberösterreichs“ und 1981 die Auszeichnung „Das schönste Dorf Oberösterreichs“ erhielt. Nach nur zehn Jahren hatte der Verschönerungsverein mit seinen rund 300 Mitgliedern viel erreicht.
Erinnerungen von Helmut Knogler, 4261 Rainbach i. M., Labacher Straße 9, der seit Vereinsgründung 1971 bis 2014 Mitglied des Vereinsausschusses war.
Verfasser
Helmut Knogler (geb. 1949), Labacher Straße 9, 4261 Rainbach i. M.
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