Das Traxler-Haus und die Person Mathias Ferster.
Das „Traxler-Haus“ in Rainbach und die Person Mathias Ferster
Der Makler Franz Ferster kam in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts nach Rainbach und kaufte das Bauernhaus in Rainbach 38 mit den dazugehörigen Liegenschaften. Dazu gehörte auch das Weinhäusl. Ferster, der anscheinend viel Geld besaß, erwarb in Kerschbaum 21 das Preslmayer Haus und in Neumarkt das Moarwegerhaus. Beim Großbrand in Rainbach im Juli 1853 (9 Häuser sind abgebrannt) wurde der damals 67jährige Gastwirt Franz Ferster, als er noch wertvolle Güter aus seinem Haus retten wollte, selbst ein Opfer der Flammen. Man rettete ihn zwar und legte ihn zur Gartenmauer neben dem Paßberger-Steig, wo er verstarb. Heute steht an dieser Stelle ein steinernes Marterl zum Gedenken.
Sein Sohn Mathias Ferster, Gastwirt wie sein Vater, übernahm die Hinterlassenschaft. Auch er war ein versierter Finanzmann. Spekulationen vermehrten seinen Wohlstand, die ihm erlaubte, oft auf Reisen zu gehen. Er war sehr gebildet und belesen, wovon Überreste seiner reichhaltigen alle Wissensgebiete umfassende Bibliothek, die bei der Renovierung des Weinhäusels auf dem Dachboden gefunden wurden, Zeugnis geben. Vermutlich fand er an den auf seinen Reisen gesehenen Arkaden Gefallen und ließ deshalb auch das Weinhäusl, das vermutlich auch zu den abgebrannten Häusern gehörte, beim Wiederaufbau damit verzieren. Was immer der Beweggrund gewesen sein mag, Stolz, Ehrgeiz oder auch nur das Bestreben, das Dorf Rainbach, dem das Marktrecht vorenthalten wurde (Bannmeile von Freistadt), aufzuwerten. Damit und durch andere Aktivitäten ist er in die Ortsgeschichte eingegangen.
Er war von 1867 bis 1885 gewählter Bürgermeister von Rainbach. Mit seinem Vorgänger, dem Bauer Franz Etz aus Rainbach 7, der zwischen 1864 bis 1867 der Gemeinde vorstand, war man mit dessen Amtsführung sehr unzufrieden. Die gemeindeamtliche Registratur war bei der Übergabe an Mathias Ferster in „höchst kläglichem Zustand“ Wegen der Unordnung im Gemeindewesen musste der Landesausschuss mehrmals eingreifen. Ferster, ein Junggeselle, konnte sich als neugewählter Bürgermeister voll und ganz den ihm gestellten Aufgaben widmen. Als versierter Finanzmann hatte er genügend Zeit, die Gemeindevorschriften gründlich zu studieren. Er brachte wieder Ordnung in die Gemeinde. Davon zeugen genau geführte Protokolle und Kassaberichte.
Durch seine sehr liberale Weltanschauung war er und eine kleine Gruppe Gleichgesinnter aus der Gemeinde bei den katholischen Amtsträgern weniger beliebt. Ihr Gegner war vor allem der Rainbacher Ortspfarrer Gottfried Fischer, der die Anliegen seines Bischofs eifrig und freimütig verfocht. Es gab in der Pfarre damals die kirchlich organisierten „Bündnisse“ für Männer, Frauen, Jungfrauen und Burschen. Für diese hielt der Pfarrer monatlich Vorträge im Vereinslokal, dem ehemaligen Tanzsaal des Gasthauses in Rainbach 33 (später das Altersheim der Schwestern und 2003 abgerissen). Weil er die Versammlung nicht jedes Mal, wie es im Vereinsgesetz vorgesehen, beim Bürgermeister anmeldete, wurde er und der Obmann des Männerbundes deswegen angezeigt und vor Gericht geladen. Der Termin vor dem Gericht war ausgerechnet der Aschermittwoch 1878 um 8 Uhr morgens. So verkündete der verteidigungsbereite Pfarrer am vorausgehenden Sonntag im vollen Gotteshaus: Er müsse am kommenden Aschermittwoch den Gottesdienst ausfallen lassen, weil er durch böswillige Leute angezeigt wurde und vor Gericht geladen sei. Solche Worte hatten Wirkung. Außerdem gab es noch eine zusätzliche Anklage gegen den Pfarrer, weil er bei einer Predigt den Hirtenbrief von Bischof Rudigier zitierte und dabei den Satz „Die Aufgabe der Neuschule ist die Entchristlichung der Kinder“ mehrmals wiederholte. Dieser kleine Kulturkampf auf Dorfebene brachte neben einem Artikel in der „Linzer Tagespost“ noch weitere Intrigen gegen den Pfarrer, sodass dieser nach Vollendung der Innenrestaurierung der Kirche im Jahre 1880 die Pfarre verließ.
Auch außerhalb der Gemeinde engagierte sich Mathias Ferster: Es wird in der Linzer Tagespost mehrmals erwähnt, dass er Wahlmann zum Oberösterreichischen Landtag war, so z.B. 1871 und 1878. Er war auch Mitglied des Bezirksschulrates Freistadt, wie im Linzer Volksblatt 1870 und 1873 berichtet wird.
Als Privatmann setzte er mit seinem Geld auch soziale Taten. Als im Jahr 1872 der Betrieb der Pferdeeisenbahn eingestellt wurde, kaufte er das Stationsgebäude in Kerschbaum privat an und vermachte es der Gemeinde mit der Auflage, ein Versorgungshaus für die Gemeindearmen daraus zu machen. Das Weinhäusl überließ er 1888 zwei Frauen, den „Barth-Weibern“, zum Wohnen, mit der Auflage, dass sie eine Suppe kochen und an die Kinder ausgeben müssten. Auch schuf er die Ferster´sche Stipendiums- und Wohltätigkeits-Stiftung. In der Linzer Tagespost vom 8.12.1900 wird berichtet, dass Anspruch darauf Söhne der Gemeinde Rainbach hatten, deren arme Eltern sich im ständigen Aufenthalt in der Gemeinde befänden, und die Bewerber eine rechtswissenschaftliche oder medizinische Fakultät, eine technische Hochschule oder eine pädagogische Lehranstalt besuchen wollen.
Als Mathias Ferster 1893 kinderlos verstarb, erbte die Tochter seiner Schwester Justine, die ebenfalls Justine hieß, und deren Mann Johann Traxler das Haus Rainbach 38, zu dem auch das Weinhäusl gehörte. Seit dieser Zeit wurde das Haus bis zum Schluss von der Bevölkerung „Traxler-Haus“ genannt. Der nächste Besitzer war deren Sohn Alois Traxler, der von 1919-1929 Bürgermeister war. Das Traxlerhaus war Jahre lang ein Bauernhaus mit Wohnung der Besitzerfamilie, in dem Jahre lang die Familie auch eine Gastwirtschaft führte. Diese wurde später verpachtet: Saustallbar (in den 1970er Jahren), Gasthaus Blumauer (während des Baues ihres neuen Gasthauses 1976/77). Auch Untermieter gab es: den Rainbacher Gemeindearzt Zemann (1923 bis 1930 im Erdgeschoß), die Gendarmarie (ab 2.6.1918 im 1. Stock, ab 1.9.1921 im Erdgeschoß bis 14.9.1954), das Kaufgeschäft des Juden Fischl (1920er Jahre), den Sattler Ludwig Leitner (1947-1953), das Kaufgeschäft Matthias (1960erJahren). die Mäser-Bekleidungsezeugung (1979-1991). Da der Sohn von Alois Traxler im 2. Weltkrieg fiel, erbte sein Tochter Elli, verehelichte Mittermayer das Haus. Dieses wurde 1993 samt Weinhäusl von deren Tochter Sigl von der Marktgemeinde Rainbach i.M. gekauft, weil man auf diesem Areal den Bau eines neuen Amtsgebäudes plante. Die Wirtschaftsgebäude des Hauses wurden Ende der 1990er Jahren abgerissen, um Parkplätze zu schaffen, im Februar/ März 2015 dann der Rest, um den Platz vorübergehend für eine Grünfläche zu nutzen.
Fotos
Verfasser
Helmut Knogler (geb. 1949), Labacher Straße 9, 4261 Rainbach i. M.
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