Wirtschafter auf dem Meierhof der Schwestern in Rainbach.
"Die Bauerstochter Maria Blöchl vom "Lexngut" in Stadln und die Bäckerstöchter Kolbinger aus Reichenthal, die in Rainbach 33 das Bäcker- und Gastwirtshaus mit ihrem Vermögen erwarben, beschlossen im Geiste der "evangelischen Räte" in der Welt dem Nächsten zu diesen. Ihren Unterhalt verdienten sie sich durch Brot backen. Bald schlossen sich ihnen mehrere Gleichgesinnte an. Einige der "Jungfrauen" widmeten ihre Arbeit nun ausschließlich den Armen, während die anderen die Bäckerei betrieben. Um die Hausgemeinschaft besser mit Lebensmitteln versorgen zu können, erwarben sie 1891 eine Landwirtschaft, das sogenannte "Stadlergut" in Rainbach 7." (Quelle: Anton Sageder, Rainbach i. M., Bleibendes und Vergängliches aus 700 Jahren" Seite 389 und 390). Diesen Bauernhof gab es, bis er im Jahre 2003 abgerissen wurde, damit der Kindergarten erweitert und das Gebäude für "Betreubares Wohnen" gebaut werden konnte. Über die letzten 50 Jahre dieses sogenannten "Meierhofes" konnte noch einig Interessantes in Erfahrung gebracht werden, wovon wir hier den Teil über die Zeit von 1952 bis 1955 veröffentlichen.
Franz Stockinger, Lichtenauer Straße 11, 4261 Rainbach i. M. erzählte unter anderem folgendes: "1952 bin ich auf den Meierhof gekommen und war dort bis Februar 1955. Vor mir war der Fleischanderl Michl. Weil der aber aufs Miroschhaus geheiratet hat, brauchte die Schwestern wieder jemanden als Wirtschafter für den Bauernhof. Die Schwester Anysia, die damals Wirtschaftsschwester im Asyl (so wurde das Altersheim damals genannt) war, war in Kirchbach (Gemeinde Peilstein) öfter auf Heimaturlaub, weil sie von unserem Nachbarhaus abstammte. Diese wusste, dass ich, der Nachbarbauernbub, in die Landwirtschaftsschule ging. Darum schrieb sie uns, ob ich nicht auf den Meierhof nach Rainbach als Wirtschafter kommen möchte. Meine erste Besichtigung des Hofes an einem trüben nebeligen Tag veranlasste mich jedoch abzusagen. Die Schwestern ließen nicht locker und schrieben wieder, sodass ich dann doch zusagte. Im April 1952, als dann der Besuch der Landwirtschaftsschule endete, kam ich nach Rainbach. Am Anfang war es dort nicht so einfach. Die Verständigung war anfangs nicht leicht. Die Magd Kathi Putschögl verwendete beim Sprechen viele tschechische Wörter, auch der Knecht Alois Greul hat beim Sprechen "geböhmelt" und ich habe den Dialekt des Oberen Mühlviertels gesprochen. Wir brauchten einige Zeit, bis wir uns gegenseitig verstanden haben. Im landwirtschaftlichen Bereich durfte ich anschaffen. Es wurde jedoch einiges auch mit der Wirtschaftsschwester (betreute die Hühner und die Schweine) und der Oberin abgesprochen, so zum Beispiel der Ankauf eines Greifers. Es wurde in der Zeit, in der ich auf dem Bauernhof war, kaum etwas verändert. Der Oberin Eidenberger war der Hof kein besonders Anliegen, Hauptsache, der Betrieb lief. Der Bauernhof war ein veralteter Betrieb. Auf der Ostseite war der Saustall mit ungefähr 20 Schweinen. Neben dem Nordost-Tor war ein kleiner Anbau, so eine Art Futterküche für die Schweine. Im Westtrackt war der Stall mit 8 Kühen und Jungvieh, um die 27 Stück und 2 Pferde. Die Milch der Kühe, das Fleisch der Tiere, die Eier und das Getreide wurden für das Asyl verwendet. Es wurde kaum etwas verkauft. Im Süden war der Stadl mit zwei Toren. Südlich davon stand noch ein kleineres Extragebäude für die Leiterwägen und andere Gerätschaften. Im Nordteil war der Wohnbereich. Das obere Geschoss war vermietet. Es war eine Witwe Schebesta einquartiert. Die zwei Mägde, die wir hatten, schliefen im nordseitigen Kammerl. Mein Bett und das unseres Knechtes stand im Zimmer an der Nordwest-Ecke. Bezahlt wurde ich monatlich. Ich bekam etwas mehr als ein "Großknecht". Auch im "Asyl" musste ich manchmal arbeiten, zum Beispiel bei Maurerarbeiten, beim Richten von Öfen, .. Beim Jugendheimbau war oft mit den Pferden von Lichtenau ein Fuhre Sand zu holen. Einige Unstimmigkeiten mit der Oberin und das Angebot eines Bauern in Gaisbach, auf seinem Hof zu arbeiten, veranlassten mich, mein Dienstverhältnis mit Lichtmeß 1955 zu beenden. Leopoldine Stockinger, mit der ich schon befreundet war, bekam unerwartet den Hof von ihrer alleinstehenden und deshalb von der Arbeit überforderten Mutter. Die Schwestern hatten sich geeinigt, dass sie den Hof übernehmen sollte. Unter diesen Umständen musste auch ich mich entscheiden. Ich ging nicht nach Gaisbach, sondern gleich auf das "Kapeller-Gut" in Rainbach und heiratete dann im Mai die Hoferbin. Meinen Nachfolger Karl Raab, der mit seiner Frau nach der Vertreibung aus dem Sudentland auf dem Nöbauernhof in Kerschbaum arbeitete, brachte ich mit seinem Hab und Gut mit dem Pferdefuhrwerk am Anbetungstag (24. Dezember) 1954 nach Rainbach auf den Meierhof."
Fotos
Verfasser
Helmut Knogler (geb. 1949), Labacher Straße 9, 4261 Rainbach i. M.
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