Weihnachten Ende der 1940er Jahre.
Zu Weihnachten 1948 konnten wir in der neuen Wohnung im Schulhaus (heute Gemeindeamt) das Christkind wahrhaftig sehen und erleben. Am Heiligen Abend war von der Früh an die Wohnzimmertür verschlossen. Wir hörten aber immer da drinnen das Klingeln von Glaskugeln und versuchten durch das Schlüsselloch zu schauen. Die Mutter warnte, das Christkind könnte wieder davon fliegen, wenn es beobachtet würde. Das Wohnzimmer war auch die Direktionskanzlei meines Vaters Leopold Pötscher. Es hatte einen zweiten Zugang von außen. Nach einiger Zeit sperrte der Vater von draußen kommend die Tür ins Wohnzimmer auf. Da war nichts. Nachdem er es wieder zugesperrt hatte, hatte Vater weiterhin noch draußen etwas zu tun.
Nach dem Abendessen klingelte es im Haus. Die Küchentür wurde wieder geöffnet und da stand ein großer Christbaum und viele Geschenke lagen darunter. Wir aber starrten zur Doppeltür vom Gang her, für die nur der Vater einen Schlüssel hatte. Dort stand eine weiße Gestalt mit gefalteten Händen, verneigte sich und verschwand still ins Vorhaus. Herbert und ich meinten flüsternd, wir hätten das Gesicht der Tante erkannt.
Ausnahmsweise durften wir länger aufbleiben und hatten bis drei Uhr früh einen Riesenkran aus Matador fertig gebaut (Matador-Baukästen und Eisenbahnen waren noch Jahre das schönste Spielzeug).
Gegen Ende unserer Schulpflicht bekamen Herbert und ich zu Weihnachten ein sündteures Fahrrad, glänzend schwarz und weiß lackiert für mich und ein rotweißes für Herbert, mit den modernen Felgenbremsen und einer 12-Gang-Schaltung. Alle Tage der Weihnachtsferien waren wir damit auf der Straße trotz des vielen Schnees.