Was Weihwasser und Schnaps miteinander zu tun haben.
Vor dem Zweiten Weltkrieg, also in den Dreißiger Jahren gab es in Oberhaid ein Geschäft, dort bekam man schon Kleidung von der Stange, haben die Leute gesagt. Der Geschäftsinhaber war Holzbauer, ein Jude. Er war kein religiöser Jude, denn zu meinem Schwiegervater hat er öfter gesagt: „ Geh „Haunsbau“, bring ma wieder an Renkn Gsöchts, weil a Jud mog a a Fleisch.“ (= Hansbauer, bring mir ein Stück Geselchtes, denn ein Jude mag auch ein Fleisch!) Er konnte sonst auch noch alles gebrauchen, besonders den „Troadan Schnaps“ (= Getreideschnaps). Wenn zu Hl. Drei König die Wasserweihe war, da ist beim Schnaps-Schmuggeln von Zulissen nach Oberhaid Hochbetrieb gewesen. Am Tag vorher war nach der Frühmesse die Wasserweihe in der Kirche in Oberhaid. Und weil man sich früher öfter am Tag mit Weihwasser besprengt hat, hat man für das ganze Jahr viel Weihwasser gebraucht. Und so ist von jedem Haus in Zulissen jemand mit einer Pitsche (=Milchkanne) zur Wasserweihe gegangen. Bei den Bauern, die Schnaps gebrannt haben, sind oft 3 - 4 Personen mit einer 5 Liter Pitsche gegangen. Da hatten es alle eilig. Zuerst sind sie nämlich mit der mit Schnaps gefüllten Pitsche zum Holzbauer diese ausleeren gegangen, dann zum „Wasserkoa“ (= öffentliche Wasserentnahmestelle). Dort haben sie die Pitsche ausgewaschen, dass man den Schnaps nicht roch und dann gings schnell in Kirche zur Weihe. So war die Wasserweihe nicht nur religiös, sondern auch wirtschaftlich von großer Bedeutung.