VOEST-Kindererholungsaktion in der Volksschule Rainbach

VOEST-Kindererholungsaktion in der Volksschule Rainbach.

In den Ferien 1966 kam der damalige Gemeindebuchhalter Otto Zeller in unser Haus in Summerau und berichtete, dass für die Voest-Erholungsaktion in der Volksschule Rainbach ein Betreuer gesucht wird, da einer leider verhindert war. Er meinte, es sei keine besonders schwierige Aufgabe, da dieser nur für die Betreuung der kranken Kinder zuständig sei und Nachtdienst bei den schlafenden Kindern zu machen sei. Er meinte, dass ich nach drei Jahren Mus. Päd. Gymnasium in der Stifterstraße in Linz, geeignet wäre, dies zu machen. Nach kurzem Überlegen sagte ich zu, da er mir auch mitteilte, dass das für mich auch finanziell interessant wäre. So fuhr ich gleich mit dem Moped zur Volksschule Rainbach. Michael Schramm, Volksschuldirektor von Neumarkt, der hier Heimleiter war, stellte mich den anderen sechs ErzieherInnen vor, die entweder schon LehrerInnen waren oder in die Lehrerbildungsanstalt gingen. Jeder dieser Betreuungspersonen war für eine Gruppe Kinder verantwortlich. Es war kurz vor Mittag. Die Kinder hielten sich gerade auf dem Turnplatz östlich des Schulgebäudes auf und spielten. Dann pfiff der Heimleiter und die Kinder gingen hinein. Es war Mittag. Die Kinder und die ErzieherInnen bekamen nun in zwei Kellerräumen, die in meiner Schulzeit als Speisesaal für die Schulausspeisung und als Turnraum genutzt wurden, ihr Mittagessen. Anschließend gings in die Klassenräume. Ich staunte nicht schlecht, denn ich kannte sie aus meiner Schulzeit nur mit Schulmöbeln. Jetzt aber standen drinnen Stahlrohrbetten mit je einem Nachtkästchen. Mir wurde erzählt, dass die Bänke und Lehrertische gleich nach Schulschluss aus den Klassen auf den Dachboden geräumt worden waren. Die dort lagernden Stahlrohrbetten und Matratzen kamen in die Klassen.

Die Kinder machten jetzt eine kurze Mittagsrast. Einige schliefen, andere lasen in Büchern. Nach einer Stunde war dann Aufbruchsstimmung. Die Kinder holten sich aus einem schmalen hölzernen Kasten auf dem Gang, ein solcher war jedem Kind zugewiesen, die Kleidungsstücke und die Schuhe, die sie für die angekündigte Wanderung benötigten. Ich war in der Zwischenzeit mit dem Heimleiter in das Konferzzimmer der Lehrer gegangen. Auch hier war der große Tisch entfernt worden. Statt dessen standen da vier Stahlrohrbetten als Schlafstätte für die Erzieher und den Heimleiter (Die Erzieherinnen schliefen in einem Raum auf dem Gemeindeamt). Nun kamen auch schon die Tanten und Onkeln, so wurden die Betreuerinnen und Betreuer von den Kindern genannt, in dieses Zimmer und trugen in einem Buch ein, wohin sie mit ihren Kindern gehen werden. Beliebte Ziele waren das Grottental, der Dürnberg, der Wald beim Passberger Steg, die Badestelle bei der Feldaist, die Pirau,.... Solche Wanderungen wurden auch am Vormittag gemacht, wenn es die Witterung zuließ. Dabei wurde auf Wiesen gespielt, im Wald Mooshäuschen gebaut oder Beeren gepflückt. Das alles weiß ich, da ich in den folgenden zwei Jahren in den Ferien auch als Onkel die Kinder betreuen durfte. Nach der Wanderung gabs dann das Abendessen, das unter Anleitung der Chefköchin Frau Gugg aus Rainbach von jungen Rainbacher Frauen hergerichtet worden war. Bei weiblichen Jugendlichen war diese Ferialarbeitstelle auch recht gefragt. Anschließend war noch Spielzeit, während der gruppenweise in den Keller zu den Waschräumen gegangen wurde, um sich in einem gemeinschaftlichen Waschraum zu waschen und die Zähne zu putzen. Auch in der Früh fand hier die Morgentoilette statt. Im Keller war auch ein Duschraum mit mehreren Duschen nebeneinander. Hier durften sich die Kinder einmal in der Woche duschen.

Auch einheimische Betriebe profitierten. Fleisch- und Wurstwaren wurden beim Fleischhauer Haider, Gebäck beim Bäcker Scherb, Milch beim Blumauer, der neben dem Gasthaus auch eine Landwirtschaft hatte, eingekauft. Einmal während des Ferienaufenthaltes kam in der ersten Woche der Kaufmann Röbl mit einigen für die Kinder interessanten Waren direkt ins Schulgebäude, in der zweiten Woche der Kaufmann Greul, damit sich die Kinder etwas kaufen konnten. In der letzten der drei Schulwochen gingen die BetreuerInnen mit den Kindern in das Geschäft Umdasch, wo sich diese dann noch Reiseandenken oder kleine Geschenke für ihre Eltern oder Geschwister besorgten. Einmal während eines solchen dreiwöchigen Aufenthaltes gab es auch im Pfarrheim einen Film zu sehen. Vorgeführt wurde dieser von Herrn Stadler aus Linz, der auch ein Wanderkino betrieb. Vorher fotografierte er jede Kindergruppe mit ihrem/r BetreuerIn. Dieses Gruppenfoto konnten dann die Kinder bestellen. In der Schulchronik der Volksschule steht, dass es diese Voest-Kinderferienaktion in Rainbach seit 1956 gab. In den Ferien 1970 waren dann die letzten Kinder in der Rainbacher Schule. Ich war da im letzten Turnus auch Heimleiter, da ich schon mein Lehrerstudium abgeschlossen hatte. Grund für das Ende war, dass die Schulräume durch die Benützung in den Ferien schon sehr litten und dann am Ferienende, an denen man Betten und Kästen mit den Schulmöbeln wieder austauschen musste, kaum Zeit war, Reparaturarbeiten durchzuführen.

Rainbach i. M.
1960-1969
Fotos
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ErzieherInnen, Heimleiter Robert Elmecker und Wirtschaftsleiter der VOEST-Erholungsaktion 1967 in der Volksschule Rainbach i. M. - Bildleihgeber: Helmut Knogler (vorne links), Labacher Str.9, 4261 Rainbach i. M.
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Kindergruppe der VOEST-Erholungsaktion 1970 mit 2 Erzieherinnen in der Volksschule Rainbach i. M. - Bildleihgeberin: Christine Knogler (hinten links), Labacher Str.9, 4261 Rainbach i. M.
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Küchenteam der VOEST-Erholungsaktion (1950er) mit Heimleiter und Wirtschaftsleiter in der Volksschule Rainbach i. M. - Bildleihgeberin: Katharina Janko (vorne links), Summerauer Str. 5, 4261 Rainbach i. M.
Verfasser

Helmut Knogler (geb. 1949),
Labacher Straße 9,
4261 Rainbach i.M.

Info

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