Verrückte Wetterjahre vergangener Zeit in unserer Gegend.
An Hand alter Dokumente wurde die Geschichte der Winter und Sommer erforscht und dabei festgestellt, dass beispielsweise der auch im Mühlviertel noch heute berüchtigte Winter 1607/1608 es in sich hatte. Er begann zwar sehr pünktlich am 21. Dezember, endete jedoch erst im Juni 1608. Der Wein gefror damals in den Fässern, man konnte ihn in Scheiben geschnitten als Eis servieren und die Milch gefror beim Melken. Über die Donau fuhren Wagen und Schlitten und im Mai lief man von Ottensheim bis Grein in allen Donauorten Schlittschuh.
Und doch war dies noch nicht der ärgste Winter: 1739 war das Jahr des „großen Winters“. Er begann am 24. Oktober und endete erst am 13. Juni 1740. Mitten auf der Donau zwischen Mauthausen und Enns wurde damals ein Ochse am Spieß gebraten. Die sibirische Kälte zerriss ganze Wälder, dessen Krachen und Bersten man in den Nächten schaurig bis in die Mühlviertler Ortschaften herein hörte. Mehr als 2 Ellen (Anmerkung des Verfassers: 1 österreichische Elle = 77,92 cm) 1) tief war die Donau zugefroren und noch im März fuhren die schwersten Lastfuhrwerke gefahrlos über den Strom. (1)
Aus alten Büchern erfahren wir auch andere Merkwürdigkeiten:
Im Jahre 1172 war es so warm, dass die Vögel im Februar bereits Junge ausgebrütet hatten. 1186 blühten im Jänner die Bäume und im Februar hatten Äpfel und Birnen bereits Walnussgröße. Ende Mai und Anfang Juni ernteten die Bauern in manchen Landstrichen das Getreide und Anfang August konnte man in den Weinorten mit dem Lesen der Trauben beginnen.
Aus noch früheren Zeiten ist erwähnt, dass der Winter 1236 bloß 16 kalte Tage hatte und im Jahre 1286 blühten im Dezember in der Gegend von Schloss Luftenberg Blumen und Bäume. Bei Haslach badeten die Menschen knapp nach Weihnachten in der Steinernen Mühl. (2)
Im 13. Jahrhundert, noch in der hochmittelalterlichen Warmperiode, waren extrem heiße und trockene Jahre nicht selten und wirkten sich verheerend auf die Versorgungslage der Menschen mit Getreide, Obst und Wein aus. 1255 konnte wegen der Dürre praktisch keine Ernte eingefahren werden. Eine Hungersnot, die Arm und Reich in gleicher Weise traf, war die Folge. Ebenso zerstörte eine große Trockenperiode große Teile der Ernte im Jahr 1262. Das Getreide blieb so klein, dass man es eher mit den Händen ausrupfen als mit der Sichel mähen konnte. Bis zur Ernte des Folgejahres wurden daher die Menschen in Oberösterreich von einer schweren Hungersnot geplagt. Weitere schwere Dürrejahre waren 1244, 1276/77, 1301, 1311 bis 1313, 1360, 1394, 1426 und 1427.
Auch für die Jahre 1503 sowie 1513 oder 1514 berichtet der Welser Kaplan und spätere Pfarrer Lorenz Mittenauer in seiner Chronik von extremen Trockenperioden. 1503 wurde der Großteil des Getreides durch die Dürre vernichtet; Quellen trockneten aus und selbst an großen Flüssen ging der Fischbestand durch das extreme Niedrigwasser zurück. Bei der großen Trockenheit des Jahres 1513 oder 1514 verdorrte das Getreide sogar an sumpfigen Orten, so dass es praktisch keine Heuernte gab und das Getreide schon am 4. Juli eingebracht wurde. Allerdings war der Ertrag gering: Wer im Frühjahr zehn Metzen ausgesät hatte, erntete nur vier, sodass es zu massiven Preissteigerungen kam. Die Bauern mussten wegen dieser Dürre große Mengen an Wasser für Mensch und Vieh über weite Strecken mit Lasttieren herbeibringen. (3)
Verfasser
Quellenverzeichnis:
- Danubia Volkslexikon 1948
- Gemeindechronik Rainbach, Prof. Karl-Heinz Auburger, ohne nähere Quellenangabe
- Forum oö. Geschichte, Weitere Naturereignisse, Autor: Christian Rohr, 2009, Seite 2
Verfasst von Hans Stöglehner im Dezember 2010
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