Stürme in unserer Gegend

Stürme in unserer Gegend.

*+Am 16. August 1956 am späten Nachmittag um ca. fünf Uhr fegte ein verheerender Sturm über unser Gebiet (Apfoltern). Ich kann mich heute sehr genau noch an diesen Tag erinnern, als wäre es gestern gewesen, weil wir (Ernst u. Robert) gleich nach dem Mittagessen mit unserer Schwester Maria Heidelbeerpflücken nach Helbetschlag (Ralas) gehen mussten. Es war ein sehr schwüler, heißer und beängstigender Nachmittag und die Gelsen, Bremsen stachen zu, wo sie nur konnten. Am Heimweg von der Dormühle herauf in unser Dorf Apfoltern legten wir öfters eine Rast ein, weil wir einfach nicht mehr gehen konnten. Wir waren kurz zu Hause, da wurde es draußen beängstigend still.

Die Natur hörte auf zu atmen, das Gezwitscher der Vögel verstummte und rundherum vergraute und verfinsterte sich der Himmel. Auf einmal kam Wind auf und im Nu war der der Sturm da. Es gab ein lautes Getöse von Blitz und Donner, offene Fenster und Türen wurden auf- und zugeschlagen und draußen vor den Stubenfenstern sah man nichts mehr als ein grauweißes Gemisch von Regen, Eis, Blättern, Sand, Staub und Wind. Es herschte Weltuntergangsstimmung. Vater hatte kurze Zeit davor das Ausnehmerstöckl hart (mit Ziegeln) eindecken lassen, wobei noch keine Ziegelreiter befestigt waren. Wie durch ein Wunder hatte der Sturm keinen einzigen Ziegel ausgehoben. Als sich der Sturm gelegt hatte und der Himmel sich lichtete, gingen wir hinaus und schauten, was er angerichtet hatte. Wir sahen hinterm Haus in Richtung Dreißgen (Wald) hinaus und bemerkten, dass der damals finstere Wald lichte Stellen aufwies. Nächsten Tag sahen wir die Verwüstung im Dreißgerbühel und in der Leitn bei der Dornmühle. Am ärgsten wütete der Sturm in der Leitn. Es bot sich damals ein Bild der totalen Verwüstung. Die Bäume lagen kreuz und quer, abegeknickt, aufgerissen und entwurzelt umher. Da der angrenzende Wald des Nachbarn Winklehner vulgo Gusner genau so verwüstet war, konnte man den Zufahrtsweg vom Dornühlerweg bis hin zu unserem Wald nicht benützen. Um ein Ausbringen der Baumstämme auf unserem Grund zu ermöglichen, legte man Stämme über den angrenzenden Bach (Feldaist) und jeder einzelne Baum wurde darübergerollt. Auf der anderen Seite des Baches wurden die Baumstämme mit unserem Pferdegespann abtransportiert. Da es dazumal noch keine Motorsägen und keine Seilwinden für Bauern gab, musste alles mit der Hände Kraft gemacht werden.

Verfasser: Robert Reindl (geb.1943),Sonnberg 16, 4240 Freistadt

Meine Eltern Johann und Leopoldine Payer waren von November 1954 bis Juni 1956 in der Dornmühle (Helbetschlag 19, damalige Besitzer Fam. Pree) eingemietet. Im Jänner 1956 gab es einen fürchterlichen Wintersturm. Es dürfte Samstag oder eher Sonntag gewesen sein, denn Vater, der unter der Woche in Linz arbeitete, war zu Hause. Und es war am frühen Morgen, als wir durch schwere Erschütterungen und berstendem Krachen wach wurden. Dann erst hörten wir auch das Heulen des Sturmes. Ein Blick aus dem Fenster genügte bereits, um die schlimmen Auswirkungen des Orkanes wahr zu nehmen. Wer die Dornmühle kennt, weiß, dass die Gebäude parallel zur Feldaist stehen. Zwischen dem Wohngebäude und der Feldaist mit dem Weg zum Kropfhammer befindet sich der Wirtschaftstrakt. Auf diesen stürzten zwei mächtige Fichten, die jenseits der Feldaist knapp am Wasser gestanden hatten, sodass deren Wipfel am Dachfirst abgeschlagen wurden und bei uns im Hofe landeten. Das Dach wurde nicht eingedrückt, könnte aber doch Schaden erlitten haben, denn ein Schneedruck in späteren Jahren besorgte dann den Zusammenbruch des Daches. Ich weiß noch als ältester meiner Geschwister, wie Stunden später die damalige Bäuerin vom Gusnerhof in Apfoltern weinend meiner Mutter den großen Schaden beklagte. Der Wald hinter dem Röblgut (Kohlberger) und der heutigen ÖMV Richtung zur Feldaist hinunter war zwar nicht zur Gänze umgelegt, aber der Schaden war doch enorm. Das, was stehen geblieben ist, legte dann der erwähnte Sturm im August des selben Jahres um. Der gab dem Wald den Rest und richtete auch ringsherum noch großen Schaden an (z.B. Döberl und Pree). Aber diesen Sturm im August 1956 erlebten ich und meine Familie nicht mehr in der Dornmühle, denn meine Eltern zogen mit uns Kindern (inzwischen vier) nach Freistadt in die Bockau. Dort erlebten wir dann diesen denkwürdigen Gewittersturm. Wenn es auch nicht mehr das Gemeindegebiet Rainbach betrifft, möchte ich doch kurz berichten, wie es uns an diesem besagten Tag im August 1956 in Freistadt ergangen ist: Es war ja ein sehr heißer und schwüler Tag und ich (10 Jahre) und meine Schwester (8 ½ Jahre) lagen unserer Mutter so lange in den Ohren, bis wir die Erlaubnis bekamen (und wohl noch ein paar Schillinge), in das städtische Schwimmbad baden zu gehen. Zur Bewältigung der Entfernung zwischen der Bockau und dem Schwimmbad, das sich damals noch in Eglsee befand, diente uns das Fahrrad unserer Mutter. Ich fuhr und meine Schwester saß auf dem Gepäckträger. Der Aufenthalt im Schwimmbad verlief sehr schön bis ich im Westen (über St. Peter) schwere Gewitterwolken aufziehen sah. Ich drängte zur Heimfahrt, musste aber meine Schwester, die noch nichts wissen wollte vom Heimfahren, erst des längerem überzeugen, dass ein baldiger Aufbruch wohl das beste für uns wäre. So machten wir uns wieder zu zweit mit dem Rad auf den Weg nach Hause. Die schwarze Wand über St. Peter rückte immer bedrohlicher heran und ich trat trotz der Belastung von meiner Schwester auf dem Gepäckträger und dem immer stärker werdenden Gegenwind fest in die Pedale. Als wir unser Elternhaus erreichten, stand Mutter in der Haustür und wartete schon bangen Herzens auf unsere Rückkehr. Ich lehnte das Fahrrad an die Hauswand und huschte mit meiner Schwester schnell zur Tür hinein. Schließen brauchten wir die Tür nicht mehr, der Sturm hatte sie bereits hinter uns zugeschlagen. Dann ging draußen ein Heulen und ein Krachen los. Es war fast Nacht geworden, nur die vielen Blitze erhellten das Geschehen. Mutter befahl mir und meiner Schwester, uns nieder zu knien und ein Vater unser und Gegrüßt seist du Maria als Dank für die glückliche Heimkehr zu beten.
Vor kurzem habe ich mit meiner Mutter darüber gesprochen, sie ist inzwischen über 92, und sie kann sich noch gut daran erinnern. Dabei hat sie mir erst nach so vielen Jahren gestanden, dass sie sich schon vor unserer Heimkehr in der Stube niedergekniet hat und unseren Herrgott um unseren Schutz anflehte. Ihr Gebet ist wohl erhört worden, denn wir kamen in letzter Sekunde heim und nach dem Gewitter sahen wir, dass das letzte Stück unseres Heimweges von den Trümmern einiger Obstbäume übersät war.

Verfasser: Alfred Payer, 4262 Leopoldschlag, Brunnfeld 13

Gemeinde Rainbach
1956
Verfasser

Robert Reindl (geb.1943),Sonnberg 16, 4240 Freistadt
Alfred Payer, 4262 Leopoldschlag, Brunnfeld 13

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