Ehemalige Steige und vergessene Wege in und um Summerau - Teil 1.
Bis Mitte der 1970er Jahre hatten Steige für unsere Gemeindebevölkerung eine große Bedeutung, gelangte man doch auf ihnen zu Fuß auf dem kürzesten Weg von einem Ort zum anderen. Die Schüler gingen auf diesen zur Schule, die Erwachsenen zur Messe in die Kirche nach Rainbach, der Briefträger beim Transport seiner Post, usw. und manche dieser Steige waren auch Wege für Fuhrwerke.
Straßen waren dem Gelände folgend so angelegt, dass es ohne große Erdbewegungn keine allzu großen Steigungen gab und sie waren dadurch meist wesentlich längere Verbindungen zwischen den Orten. Die Leute damals nützten zu Fuß nur dann stückweise die Straßen, wenn diese ein Teil der kürzesten Verbindung war. Sonst gingen sie auf Bauernwegen und auf Steigen. Diese führten über Wiesen und auf Feldrainen vorbei an Feldern, ganz selten auch durch Felder. Sie waren mit Ausnahme jener, die auch mit Fuhrwerken befahren werden konnten, meist nicht extra angelegt und auch nicht befestigt. Sie verliefen aber deutlich erkennbar durch die Landschaft, weil immer an gleicher Stelle gegangen wurde und dadurch auch im Winter ein Weg ausgetreten war. Sie waren bei Regen oder Tauwetter auch weniger schmutzig als alle die „gewöhnlichen“ Sandstraßen, die ja nur bei Trockenheit halbwegs gut begangen werden konnten. Erst 1967 wurden in Summerau die ersten Straßen asphaltiert.
Die so begangenen Steige verloren dann aber mit der mehr und mehr leistbaren Motorisierung (Traktore, Mopeds, Motorräder, Motorroller oder gar Autos) und dem damit verbundenen Ausbau der Straßen ihre Bedeutung. Sie existieren meist nicht mehr und wurden vergessen. Sie waren meist der kürzeste Weg gewesen, aber jetzt nicht mehr der schnellste und vor allem nicht mehr der bequemste.
Es leben nur noch wenige Personen, die sich noch genau erinnern können, wo früher diese Steige und Fahrwege bei uns verliefen. Nach deren Auskunft wird hier versucht 27 dieser alten Wegverbindungen in der Ortschaft Summerau und im Umfeld zu dokumentieren und einige Erinnerungen daran festzuhalten.
Dazu werden sie in einigen noch folgenden Berichten durchnummeriert einzeln vorgestellt und in einer jeweils beiliegenden Karte mit der Steignummer versehen eingezeichnet. Fallweise sind in der Karte auch andere wichtige Wegpunkte (Marterl, etc.) vermerkt.
Sollte jemand zum Verlauf eines der hier angeführten Steige/Wege Ergänzungen haben, dazu eine Erzählung oder einen weiteren Steig wissen, dann teilen Sie uns dies bitte mit, damit wir unsere Aufzeichnungen korrigieren und ergänzen können.
Nr. 1 - Kirchensteig Bahnhof
Für die Bewohner des Bahnhofes war dieser Steig lange Jahre ein wichtiger Gehweg nach Rainbach zur Kirche. Bis zur Einführung der Schülerfreifahrt im Jahre 1971 diente er den Kindern auch als Schulweg. Um 1980 hat der Steig dann seine Bedeutung verloren, da die meisten Leute jetzt selber mit dem Auto fuhren und für die Fahrt zur Sonntagsmesse auch Taxiunternehmer aus Summerau und der Gemeinde ihre Dienste anboten.
Ausgangspunkt für den Kirchensteig in Summerau war die Eisenbahner-Wohnsiedlung mit den einstigen Wohnbaracken, beziehungsweise die 1950 errichtete Reihenhausanlage. Von hier ging es auf dem Fahrweg Richtung Rainbach, südlich vorbei am Magazinplatz und Stationsgebäude bis zum Wächterhaus Nr. 721 bei der ehemaligen „Lonsing Übersetz“, dann geradeaus weiter 60 m auf einem Weg die Schienen entlang. Hier wurde das Gleis des Umkehrdreieckes überquert. Der Steig führte nun weiter südlich der Rangier- und Putzgleise und kreuzte wieder das Gleisdreieck. Danach ging man weiter über saure, nasse Wiesen mit einem Bächlein, das man auf einer Brücke aus zwei großen darüber gelegten Steinen überquerte. Dieser Bereich war nach längerer Regenzeit oft überschwemmt und nur erschwert oder überhaupt nicht begehbar. Der “ausgetretene“ Steig führte dann nördlich nahe am „Scherb“ Mühlholz vorbei. Hier musste ein kleiner Wasserlauf, der in einen größeren Graben stürzte, übersprungen werden. Zwischen den Feldern und Wiesen des „Lipplpeter“ in Richtung Osten gings zum nächsten Wegpunkt, einer Sträuchergruppe mit einem großen Stein, dem „Teufelsfelsen“. Von hier ging es den Hang hinunter in die Kranklau zum Weg auf der Nordseite des „Gregernhansl-Bühel“. Dort. wo sich dieser Wirtschaftsweg dann nach Süden wendet, führte ein „ausgetretener“ Steig weiter bergauf über die Gründe, direkt Richtung Kirche. Nun musste man durch zwei Durchgangsgatter bis hinter das Bauernhaus „Säuler“ und hinter den Häusern weiter bis zum Bauern „Schöllhammer“ (Röbl) gehen. Schulkinder gingen hier rechts Richtung Süden auf die Summerauerstraße und auf dieser weiter zur Schule. Der Kirchgänger folgten dem „Schöllhammer“-Weg ungefähr 70 Meter nordwärts, querten auf einem ausgetretenen Pfad das Grundstück Richtung altem Bauernhaus „Joglmüller“ (Reisinger) und folgten ein kurzes Stück der seinerzeitigen Salzstraße Richtung Norden bis zum ehemaligen „Summerauer Eingang“ auf der Westseite des Friedhofs. Hier endete dieser einst viel begangene, heute in der Landschaft großteils nicht mehr sichtbare „Kirchensteig Bahnhof“.
Der Steig existiert heute nicht mehr und ist großteils in der Landschaft auch nicht mehr nachvollziehbar.
Verlauf und Beschreibung nach Erzählungen von Helmut Knogler (Rainbach) im Jahr 2020.
Fotos
Verfasser
Ing. Johann Lonsing, Summerau Mitte 23, 4261 Rainbach i. M.
Info
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