Schaub machen – eine unbeliebte Winterarbeit

Schaub machen – eine unbeliebte Winterarbeit.

Die Schaub waren eine Art Strohgarben. Sie wurden zum Decken der Strohdächer verwendet. Das Zahlmaß der Schaub hieß „Schober“. Ein Schober hatte 60 Stück Schaub. Für ein Schaub brauchte man zirka 2 bis 3 Roggenstrohgarben. Ein Schaub deckte zirka soviel wie ein damaliger Zementdachziegel. Die Herstellung der Schaub war folgende: Der beste Roggenbestand mit grobem Stroh wurde in der Scheune gesondert gelagert. Auf der Tenne wurde ein Wagenrad auf drei Holzstangen aufgestellt. Auf dem wurden die Garben ausgeschlagen, damit die Roggenkörner auf die Tenne fielen. Da es das beste Getreide war, wurde es zum Wiederanbau verwendet. Die Garben wurden deshalb nur ausgeschlagen, damit das Stroh nicht gebrochen wurde. Sie wurden dann in der Scheune wieder gelagert. Im Winter nach dem Maschinendreschen wurden sie herausgenommen. Sie wurden an der „Tennensäule“ aufgespießt. Mit einem Eisenrechen rechte man das feine Stroh und das Gras heraus. Dann wurden die Garben zu Boden gelegt, bis die passende Menge beisammen war. Anschließend wurde daraus ein Schaub mit einem Strohband gebunden, dann noch mit einem Holzstab fest zusammen geknebelt, damit das Stroh sehr fest beisammen war. Darauf wurde noch der Schaubkopf mit dem Strohschneider gerade geschnitten. Sie wurden später in der Scheune auf dem Kopf stehend gelagert, damit es keinen Mäusefraß gab.

Bei den Strohdächern wurde jedes Jahr ein Stück gedeckt, weil man sonst zu viel Stroh gebraucht hätte, das ja auch für die Tiere gebraucht wurde. Wenn man bedenkt, dass für ein Quadratmeter Dach zirka 15 Schaub gebraucht wurden, würden wir für unsere Scheune 3800 Schaub brauchen, das sind 9500 Garben, das wiederum 1055 Kornmandln. Wir hatten aber in einem Jahr meistens nur zirka1600 Kornmandln.

Später, als die Häuser mit Ziegel gedeckt wurden, wurden dann die Schaub von Strohartikelherstellern aufgekauft. Das Schaubmachen war bei niemandem beliebt, weil es im Winter gemacht wurde und es dabei natürlich immer kalt war.

Kerschbaum
1950
Verfasser

Karl Leitner (1941-2020), Kerschbaum 1, 4261 Rainbach i. M.

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