Ehemalige Steige und vergessene Wege in und um Summerau – Teil 4

Ehemalige Steige und vergessene Wege in und um Summerau – Teil 4.

Bis in die 1960er Jahre sind ja Dorfbewohner bei ihren Fußwegen meist auf Steige und Wege ausgewichen. Waren doch diese fast immer der kürzere Weg. Aber vor allem in den Monaten mit Schlechtwetter weniger schmutzig und nicht so morastig, wie die damals noch nicht asphaltierten öffentlichen Straßen.
In den vorangegangenen drei diesbezüglichen Beiträgen wurde über elf der ehemaligen Steige und Wege in und um Summerau berichtet. Hier, im Teil vier unserer Dokumentation, werden mit den Nummern zwölf bis zwanzig einige weitere dieser alten Geh- und Fahrwege im Süden von Summerau beschrieben. Oft sind diese ja schon in Vergessenheit geraten.

Einige alte Flurbezeichnungen, die in Zusammenhang mit diesen Steigen stehen und deren Benennungen heute noch gebräuchlich sind, wurden im vorangegangenen Beitrag beschrieben und können da nachgelesen werden.

Als erstes die Gruppe der Freudenthaler Steige - Nr.12 bis Nr.15
Diese Steige und Wege wurden von den Bewohnern beider Orte, Freudenthal und Summerau, rege genützt. Hatten doch beide Verwandte „drüber der Bahn“, wie man damals sagte. Und besonders in den ersten Wochen der Russischen Besetzung, im Jahr 1945, bekam dieser Ausdruck „drüber der Bahn“ eine ganz besondere Bedeutung. Die Eisenbahnlinie Linz-Budweis war Demarkationslinie. Das hieß, der Ort Summerau lag im russisch besetzten Gebiet.
Eine damalige Schülerin erinnert sich noch daran. Sie musste eine Zeit lang zu ihren Verwandten in Freudenthal schlafen gehen. Aus Angst vor den Russen schickte Ihre Mutter sie und ihre Schwestern jeden Tag zur Großmutter nach Freudenthal. Sie mussten dabei jeden Abend den oft gefährlichen Fußmarsch über die Bahnlinie machen und am frühen Morgen wieder heim nach Summerau gehen. So wie sie, „flüchteten“ auch andere junge Summerauerinnen abends zum Schlafen über diese Demarkationslinie. Und natürlich haben auch manche versucht, Habseligkeiten über diese Grenze dem möglichen Zugriff der Besetzer zu entziehen. Einmal sogar ein kleines Schwein, das in Stroh versteckt, heimlich in den Nachbarort transportiert wurde. (1)

Nr.12 - Der Freudenthalsteig über die „Schwarzhansl Marter“: siehe Karte IV
Dieser Gehweg hatte seinen Start im Unterort. Er führte auf dem „Schwarzhansl Weg“ aus dem Dorf hinaus und über die ehemalige „Scharzhansl Übersetz“. Ab da ist der Steig heute noch begehbar. Er verläuft hinauf zur „Schwarzhansl Marter“ und durch das angrenzende Bühel. Danach auf dem Weg am Ostrand des „Mitterbühinwaldes“ entlang, Richtung „Sumpf“. Beim Bach zweigt der Weg links in den Wald ab und es folgte ein Anstieg, der kurz darauf in einen steiler werdenden Fußsteig durch den Wald übergeht. Nach der Durchquerung der „Bühin“ verläuft der Steig einen Feldrain entlang und mündet in einen Hausweg in den Ort Freudenthal hinein. Da sich dieser Weg hinter dem „Schwarzhansl Bühel“ mit dem Weg Nummer 13 kreuzt, kann hier auch auf diesen gewechselt werden.

Nr.13 - Der Freudenthalweg über die ehemalige Eisenbahnbrücke: siehe Karte IV
Ein auch befahrbarer Weg nach Freudenthal. Er hatte seinen Anfang im Unterort, bei der Straßenabzweigung nach Schwarzenbach über das „Grünmoos“ und überquerte die Bahnlinie über die ehemalige „Eisenbahnbrücke beim Saminger“. Von da ist dieser Weg auch heute noch mit Fuhrwerken befahrbar. Nach der Brücke kurz auf der alten Straße nach Schwarzenbach, dann links in einen Feldweg und hinter dem „Schwarzhansl Bühel“ hinauf auf die oberen Gründe der „Mitterbühin“. Von hier verläuft der Weg dann quer durch den „Bühin Wald“. Oben, auf der Anhöhe nach Freudenthal hinein, trifft er den Steig Nr.14 und beide münden in den „Scharinger Feldweg“. Dieser Hausweg führt noch heute in den Ort Freudenthal. Da sich dieser Weg hinter dem „Schwarzhansl Bühel“ mit dem Weg Nummer 12 kreuzt, kann hier auch auf diesen übergewechselt werden.

Nr.14 - Der Freudenthalsteig über „das Grabi“: siehe Karte IV

Dieser Gehweg führt, von mehreren Häusern im Unterort ausgehend, nach Süden das „Grabi“ („die Leithen“) hinunter. Unten über den Bach und rechts vom „Hoiner Bühel“ durch die enge Eisenbahnunterführung. Dann über eine steile Böschung auf die „Alte Bahn“ und von dort den Weg östlich der „Schneiderbauer Fischteiche“ hinauf. Durch den „Pötscher Wald“ und danach über ein kurzes freies Gelände weiter hinauf zum oberen „Bühin Wald“. Diesen durchquert, traf dieser Steig auf den Weg Nr.13 und gemeinsam mit diesem mündete er in den „Scharinger Feldweg“ nach Freudenthal hinein.
Dies war wohl die kürzeste Gehverbindung zwischen den beiden Orten Summerau und Freudenthal.

Nr.15 - Der Freudenthalsteig übern „Fossenbaun“: siehe Karte IV

Ein zur Not auch befahrbarer Gehweg, der hauptsächlich von Bewohnern des Oberorts, aber auch von denen der heutigen Ortsteilen Mitte und Bahnhof genutzt wurde. Diese gingen von der Straße nach Rainbach auf dem „Altrichter Weg“ bis zur Dorfstraße im Oberort. Hier, beim „Fossenbaun“, ging es dann den steilen „Fossenbaun Weg“ ins „Grabi“ hinunter und an der „Fossenbaun Marter“ vorbei. Dann weiter den Weg die steile Bahnböschung hinauf zur ehemaligen „Fossenbaun Übersetz“ und über die Bahngeleise. Dann hieß es auf einem sehr steilen Weg die „Unterbühin“ durchqueren und weiter auf Feldwegen auf den „oberen Gründen“ hinein in den Ort Freudenthal gehen.

Nr.16 - Der Reichenthalsteig über Grünmoos: siehe Karte IV
Der kürzeste Weg von Summerau nach Reichenthal ist wohl der über das Grünmoos. Vom Unterort, bei der Straßenabzweigung nach Schwarzenbach, gleich auf der Straße über das steile Straßenstück Grünmoos bis nach Schwarzenbach. Hier auf einem Fußweg, der westlich hinter den Häusern verlief, weiter durch den Ort. Am Ortsende einen Feldweg hinunter in die Senke zwischen Schwarzenbach und Reichenthal. Nach der Überquerung des Baches dann auf einem Steig hinauf in den Markt Reichenthal.
Laut Erzählungen sind, vor allem an Sonntagen, immer wieder Summerauer nach Reichenthal gegangen. Auch, um im „glanzvollen Mühlviertler Dom“ die Messe zu besuchen. Aber oft, um dort den Ferkelhändler „Bachi“ zu treffen. Dieser hatte an gewissen Sonntagen im Gasthaus „Brick“ (Preinfalk) einen Raum angemietet und verkauft nach der Messe Ferkel. Diese waren am Marktplatz in Kisten ausgestellt. Die ausgesuchten und bestellten Ferkel wurden dann in der Folgewoche vom „Bachi“ geliefert. (2)
Aber auch viele Bewohner von Schwarzenbach und Reichenthal nutzten diesen Steig mit seiner Abkürzung nach Summerau, um zum Beispiel „zum Zug zu gehen“.

Nr.17 - „Abkürzung Reichenthalsteig“
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Bewohner der Ortsteile Froscher und Bahnhof nutzten zur Straße ins Grünmoos jedoch eine Abkürzung. Einen kurzen Fußsteig auf dem Wiesenrain zwischen den Gründen „Froscherbaun“ und „Joseppn“. Dieser zweigte kurz nach der heutigen Straßenabzweigung nach Zulissen von der Eibensteinerstraße ab und verlief links den Hang hinauf bis zu Straße ins Grünmoos und nach Schwarzenbach.

Nr.18 - Der Bettelmannssteig über Grünmoos nach Vierhöf: ohne Karteneintrag
Ebenfalls ein zur Not befahrbarer Steig. Erzählungen nach kam man wie folgt vom Bahnhof Summerau über den Bettelmannssteig nach Vierhöf: Auf der „Alten Bahn“ bis zur Zulisser Übersetz. Von da ein Stück auf der damals noch sehr schlechten Straße Richtung Eibenstein. Dann in die „Abkürzung Reichenthalersteig“ (Nr.17) und von dort die Straße den „Grünmooserberg“ hinauf, bis auf Höhe der Abzweigung in die „Scheiben. Hier bog man nach links in den „Bettelmannssteig“ ab. Der verlief quer durch den „Grünmooswald“ bis auf den höchsten Punkt der Straße von Schwarzenbach nach Vierhöf. Nach dem Wald folgte man dem freiliegenden Straßenstück nach Vierhöf hinein. Der Erzähler ist noch um 1964 so mit dem Moped über Vierhöf nach Freudenthal gefahren. (3)

Nr.19 – Der Weg nach Vierhöf: siehe Karte IV
Ein direkter Verbindungsweg von Summerau nach Vierhöf. Der erste Teil auf der alten Straße nach Schwarzenbach und über die ehemalige Eisenbahnbrücke beim Saminger existiert nicht mehr. Der Teil südlich der Bahnlinie ist auch heute noch befahrbar. Wie beim Freudenthalweg über die ehemalige Eisenbahnbrücke (Nr.13), geht es ein kurzes Stück auf der alten Straße nach Schwarzenbach und dann links in einen Feldweg hinein. Aber schon vor dem „Schwarzhansl Bühel“ zweigt der Feldweg rechts ab und läuft ziemlich direkt nach Vierhöf hinauf. Das letzte Wegstück ist dabei sehr steil.

Nr.20 - Der Bahndamm Steig: siehe Karte IV

Diesen Steig, an der Aussenseite des Bahndamms Richtung Freistadt verlaufend, nutzten vor allem die Bewohner der Froschau - heute Ortsteil Froscher. Hier konnten sie bei der ehemaligen Eisenbahnbrücke beim Saminger die Straße nach Schwarzenbach und Reichenthal erreichen, oder weiter gehen, um bei der „Schwarzhansl Bahnübersetz“ auf die Steige und Wege nach Vierhöf, Freudenthal, beziehungsweise Labach und Freistadt zu wechseln. (1)

Zum Schluss wieder das Ersuchen, uns Ergänzungen und Erzählungen zu den angeführten Steigen mitzuteilen, damit wir unsere Aufzeichnungen korrigieren und ergänzen können.

Verlauf und Beschreibung der Steige nach Gesprächen vom Verfasser mit unten angeführten Personen und mehreren älteren Dorfbewohnern in den Jahren 2020 bis 2023.

(1) Erzählung Stefanie Lonsing (geb. Reisinger), Summerau Unterort - 2023
(2) Erzählung Johann Lonsing sen., Summerau Unterort - 2023
(3) Erzählung Helmut Knogler , Rainbach Labacherstraße – 2023
(4) Buch Kleindenkmäler der Pfarre und der Gemeinde Rainbach i. Mkr. 2007 – Seite 207

Summerau
früher
Fotos
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Karte IV: Auszug aus Basiskarte DORIS interMAP - Wanderwegeintrag und Beschriftung: Ing. Johann Lonsing, Summerau Mitte 23, 4261 Rainbach i. M.
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Vom Bahnhof Summerau kommender Lastenzug im Bereich ehemaliger „Schwarzhansl Übersetz“ – Aufnahme 1960er Jahre - Bildleihgeber: Leopold Umbauer, Lärchenfeld 21, 4261Rainbach i.M.
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„Grünmooserberg“ der Straße von Summerau nach Schwarzenbach – Aufnahme 2023 - Bildleihgeber: Ing. Johann Lonsing, Summerau Mitte 23, 4261 Rainbach i. M.
Verfasser

Ing. Johann Lonsing,
Summerau Mitte 23, 4261 Rainbach i. M.

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