Der versteckte Soldat.
Noch vor Kriegsende hatte sich Seiberl Franz (Freudenthaler Franz) vom Heer (Deutsche Wehrmacht) abgesetzt und im Schwarzen oder Kapeller Berg Zuflucht in einem Felsen gefunden. Eines Abends klopfte es an dem Stubenfenster. Es war der oben Genannte und bat um etwas Essen und ob er sich waschen dürfte. Da er uns ja gut bekannt war und die Eltern die Güte selbst waren, gab es natürlich nur ein "Ja". So kam er dann jeden Abend um sich sauber zu machen und zu essen, natürlich bei verschlossenen Türen, denn es hätte unser aller Leben gekostet, wenn es in die Öffentlichkeit gekommen wäre. Doch eines Abends klopfte es. Draußen stand die GESTAPO (geheime Staatspolizei). Da wussten wir, was los war.
Mutter brachte Franz in die obere Kammer, von dort ging es in einem engen Spalt unter das Dach, wo er sich in einer engen Ecke versteckte. Das ganze Haus wurde auf den Kopf gestellt und wir haben nur mehr gebetet. Gefunden wurde er nicht, doch man versicherte uns, dass wir alle im KZ (Konzentrationslager) landen, wenn man auch nur eine Spur von Franz bei uns findet. Es gab Nachbarn, die das ganze Geschehen mit Wonne verfolgten. Als Ruhe eingekehrt war, reichten wir unserem Schützling ein Wagenseil in sein Versteck und zogen ihn an das Tageslicht. Ab diesem Tag konnte er nicht mehr aus unserem Haus und musste die ganzen Tage in einem Dachkammerl verbringen, da Gefahr bestand, dass wieder Kontrollen kommen könnten. Zum Glück für uns alle ging der Krieg bald zu Ende und die Erlösung kam, so dachten wir.
Aus einer Niederschrift über Erlebnisse beim Zusammenbruch der deutschen Wehrmacht und der Besetzung des Mühlviertels durch die rote Armee. Diese Aufzeichnungen wurden von Gertrude Tröbinger, Sonnberg 21, 4240 Freistadt erstellt. Sie wurde 1931 als Kind der Familie Leitner, vulgo Godl, Kerschbaum 1, 4261 Rainbach i. M. geboren.
Zur Verfügung gestellt von Karl Leitner (geb.1941), 4261 Rainbach i. M., Kerschbaum
