Der 1. Mai in Zulissen.
Anlass für die Feier dieses Tages ist die seinerzeitige Schuleinweihung am 1. Mai des Jahres 1926. Das Linzer Volksblatt vom 11. Mai 1926 schrieb folgendes:
Rainbach i. M., 1. Mai. (Schulweihe in Zulissen.)
"Die schönste Schule des Bezirkes Freistadt, die Filialschule
in Zulissen, wurde am Samstag, 1. Mai, im Beisein des
Herrn Landesregierungsrates Bezirkshauptmannes W. Mair-
zedt, Herrn Bezirksschulinpektors Franz Hackl und vieler
hiesiger und auswärtiger Gäste von Hochw. Herrn Dechant
Erba von Freistadt feierlich eingeweiht und von Herrn
Landesregierungsrat der Gemeinde Rainbach als selbständige
Schule übergeben. Mit einem Kostenaufwand von über einer
halben Milliarde wurde sie von der Gemeinde höchst zweckmäßig
und gefällig gebaut und modern eingerichtet. Schön ist vor
allem die Lehrerwohnung mit 4 Zimmern, und Zubehör;
ein Raum steht der Handarbeitslehrerin zur Verfügung,
ebenso wurde ein Lehrmittelzimmer vorgesehen. Das Schul-
haus steht außerhalb der Ortshaft Zulissen frei auf sonniger
Anhöhe mitten in reiner, von Waldesduft durchwürzter Luft.
Es gewährt freien Blick über Rainbach und Grünbach hin zu
den Höhen von St. Oswald. Herr Landesregierungsrat hob
das Verdienst des Bürgermeisters Alois Traxler von Rain-
bach und der Gemeindevertretung um die neue Schule hervor.
Gastwirt Deibl von Zutissen gab den Grund dazu. Die
Schule hat einen Turnplatz, großen Gemüse- und Obstgarten.
Der erste Lehrer an der neuen Schule ist Herr Anton Wagner,
der bisher Lehrer der 5. Klasse in Rainbach war.
Der 1. Mai wurde als Tag der Weihe und zugleich als Tag, an
dem in Zulissen die erste hl. Messe gelesen werden sollte,
gewählt. Es konnte wirklich kein passenderer und schönerer
gefunden werden als eben dieser Tag. Von nun an wird
durch Verwendung des hochw. Herrn Pfarrers und gütige
Erlaubnis des bischöflichen Ordinariates während der Monate
Mai, Juli jeden Mittwoch eine Schulmesse gelesen werden.
Diesen in doppelter Hinsicht denkwürdigen Tag galt es be-
sonders schön zu feiern. So war es kein Wunder, daß zu
diesem Fest eine große Menge von Gästen nicht allein aus
Rainbach, sondern auch aus den Nachbarspfarren Reichental
und Oberhaid in Böhmen gekommen waren. Die Zulisser
Häuser bekamen wieder ein nettes, freundliches Äußere, dazu
noch grünen und bunten Schmuck und flatternde Fahnen.
Den schönsten Schmuck trug wohl die Kapelle. Fleißige und
freigebige Hände ermöglichten dies. Altar- und Kirchenwäsche
war neu. Sie wurde unter Leitung der Handarbeitslehrerin
Frl. Leitner von Zulisser Mädchen selbst verfertigt. Die
Messe las Herr Pfarrer Ennsgraber, sie war der Mittel- und
Glanzpunkt der Feier. Eine Reihe von Vereinen nahm
Aufstellung vor der Kapelle. Während der Messe spielte die
Musik von das Messlied, die zahlreichen Gäste
umkränzten die Wehren von Rainbach, Reichental (mit Musik)
und Oberhaid, Burschenverein und Kongregation. In Pro-
zession zog man dann zum neuen Schulgebäude. Nach einem
Gedicht, das die Schülerin Haghofer vortrug, hielt der
Hochw. Herr Dechant die Ansprache, dessen Thema war: das
Kreuz in der Schule. Nach der Schulweihe sprach Herr Johann
Preinfalk in gebundenen Worten den Dank der Zulisser
aus, Die Linde neben der Schule bildete den natürlichen
lebendigen Hintergrund zu einem kleinen Einakter „Die Schul-
glocke“, den die Schüler von Zulissen lebendig und frisch
und unter allgemeiner Aufmerksamkeit den Zuhörern boten.
Geleitet und einstudiert hat das Stück Lehrer Schwabegger." (1)
DI Alois Duschlbauer, ein gebürtiger Zulisser, schrieb über
das Feiern der Zulisser folgendes Gedicht:
"Es hat jedes Land,
das ist keine Frage,
der Nation zu Ehren,
bestimmte Feiertage!
Der „Tag der Deutschen Einheit“,
gedenkt dem Mauerfall,
die Schweiz dem Rütlischwur,
von anno dazumal!
Viele Kolonien,
halten den Tag bereit,
zu feiern von den Mutterländern,
die Unabhängigkeit!
Es wird der St. Patrick´s Day,
in Irland inszeniert,
der „Sturm auf die Bastille“,
in Frankreich zelebriert!
„Oktober Sechsundzwanzig“
hat Österreich bestimmt,
dass man diesen Tag,
zum Gedenken nimmt!
Österreich war frei,
es war kaum zu fassen,
es hat der letzte Russe,
unser Land verlassen!
Man sagte „Tag der Fahne“
seinerzeit dazu,
und war bestimmt als Feiertag
mit Arbeit also Ruh!
Doch der große Feiertag
den Zulissen begeht,
das ist der Erste Mai
der im Kalender steht!
In aller Herrgottsfrüh
man sieht noch gar nicht viel,
marschiert die Blasmusik
durchs Dorf mit ihrem Spiel!
Es wird eine Messe
vom Pfarrer zelebriert,
die Musikkapelle
dabei konzertiert!
Herr Josef Kolberger
beruflich Zimmermann,
der trat als Kapellmeister
viele Jahre an!
Er hat sich bei der Kirchentür
immer dort postiert,
und praktisch das Messgeschehen
dabei kontrolliert!
Es stand ja die Musik
beim Zeughaus dort daneben
dar rannte er im Laufschritt
den Einsatz dann zu geben!
„Eins“ und „Zwei“ und „Drei“
zählte er er ganz leise,
zu „Meerstern ich die grüße“
gesagt nur beispielsweise!
„Wohin soll ich mich wenden“
ist auch gekommen vor,
„Hier liegt vor deiner Majestät“
gedrungen an das Ohr!
Es waren die Marienlieder
praktisch stets dabei,
denn der Marienmonat
beginnt am ersten Mai!
Die Messe dann vorüber
danach ging´s richtig los,
der Tag wurde gefeiert
und zwar riesengroß!
Aus den Nachbarorten
da kamen viele her,
und erwiesen Zulissen
durch den Besuch die Ehr`!
Aus Leopoldschlag, Rainbach
Waldburg, Reichenthal
da sah man die Gäste
reichlich an der Zahl!
Aus Horni Dvořiště
das Oberhaid ja heißt,
ist an sich bis heute
noch niemand angereist!
Sie versteh´n kein Deutsch
wenn man etwas sagt,
und die es gekonnt hätten
die wurden einst verjagt!
Viele, die schon weggezogen
aus dem Ort Zulissen,
wollen den ersten Mai
in dem Ort nicht missen!
Die Urfassung dieses Gedichtes war eigentlich in Mundart:
Es gibt die grüne Insel,
Irlaund nenns dei,
dort wird bekaunntlich gfeiert,
der Sankt Patricks day!
Tag der Deutschen Einheit,
wird in Deutschlaund ghol`n,
im Gedenken an die Mauer,
in Berlin einst gfolln!
Es findn die Eidgenossn,
olso in der Schweiz,
ban Feiern von dem „Rütlischwur“,
jeds Johr ihren Reiz!
„Den Sturm auf die Bastille“
zwoahundert Johre schon,
feiern die Franzosen,
die Revolution!
Oktober sechsazwoanzg,
kurz vor Ollerheilign,
do tuat sich Österreich,
bei an Fest beteilign!
Man hot „Tag der Fahne“,
den Tog früa gnennt,
dazua eine Erklärung,
die man bis heit net kennt:
Es hot da letzte Russ,
des Mühlviertl valossn,
und darauf haums natürli,
kräftig aungestossn!
Und dem Rest der Bundesländer,
hots Schicksol daunn ereilt,
man hot sie dem Mühlviertel,
gaunz oafoch zugeteilt!
Doch der groisse Feiertog,
den Zulissn begeht,
des is der Erste Mai,
der im Kalender steht!
Bold in oller Friah,
do is nu gor net höl, spült d
Musi durch des Dorf,
und mocht die Togröwö`!
Es wird von an Geistlichn,
a Messe zelebriert,
und wia des früa gwen is,
is do kurz afnotiert!
Da Pforra is is Messgwaund eini,
zerst in da Morta drin,
dabei hot eahm gholfm,
natürlich d`Herterin!
Af jedn Foll zu dem Gottesdienst,
hot d`Musi oiwei gspüt,
des mocht natürli a,
a gaunz a bsunders Büd!
Neban Weg a Holzzaun,
die olte Loatahittn,
dort hot sich d`Musi afgstellt,
und die Mess bestrittn!
Da Kolberger Josef,
beruflich Zimmermaunn,
der is ols Kapellmoasta,
dabei getreten aun!
Er hot sich ba da Mortatür,
dabei oiwei postiert,
und praktisch des Messgeschehn,
dabei kontrolliert!
Waunns daunn soweit gwen is,
des Spüln, des war hiatzt drau,
im Laufschritt za da Musi,
die gstaundn is hidau!
Eins und zwei und drei,
hot er eizöhlt leise,
zu „Meerstern ich dich grüße“,
gsogt nur beispüsweise!
„Wohin soll ich mich wenden“,
is do kemma vor,
„Hier liegt vor deiner Majestät“,
is drunga oft ans Ohr!
„Glorwürdige Königin,
Mutter des Herrn“,
„Segne du Maria“,
hot ma kinna hern!
Olso die Marienliada,
san do gwen dabei,
weil der Marienmonat,
faungt au am erstn Mai!
Dano gehts wieder weida,
d`Musi hot konzertiert,
und mit die ältern Zulissa,
wird fleissi tischgariert!
Und die Nochbarorte,
die lossns sich net nehma,
vo Deutschhörschlog und Kerschbam,
siagt ma die Leit do kemma!
Roabäcker, Summerauer,
Eibmstoana kemman her,
Reichatholer, Stiftinger,
gebm Zulissn die Ehr!
Liachtnau und Lepoldschlog,
gabs a nu sicherlich,
doch muass ma amol mocha,
irgendwo an Strich!
Und Horni Dvořiště,
Oberhoad a gnennt,
von dort hot sich bis heit,
eigentli nu neamt varrent!
Und Deutsch vastehngans net,
wann ma etwos sogt,
und die wos kinna hättn,
haums nochn Kriag vajogt!
Maunche, die scho wegzogn san,
lossn`s sich net entgei,
und sogn da erste Mai,
in Zulissn is schei!" (2)
Fotos
Verfasser
(1) Linzer Volksblatt vom 11. Mai 1926
(2) DI Alois Duschlbauer (gebürtiger Zulisser)
Dichterstraße 6, 4622 Eggendorf
Info
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