Aufforsten von Feuchtwiesen in den 1950er Jahren

Aufforsten von Feuchtwiesen in den 1950er Jahren.

Als in der Landwirtschaft um1955 in unserem Gebiet die Mechanisierung einsetzte, stellte sich heraus, dass viele Grundstücke und Nassflächen mit dem Traktor nicht zu bearbeiten und Großdrainagen nicht in Aussicht waren. Es wurde von der Landwirtschaftskammer die Aufforstung dieser unproduktiver Flächen empfohlen. Da die Forstabteilung der Bezirkshauptmannschaft Freistadt den großen Bedarf an Forstpflanzen nicht decken konnte, wurde von der Bauernkammer der Verein „Bäuerliche Forstpflanzenzüchter“ gegründet, damit man den Bedarf von Forstpflanzen decken konnte.Weil aber von der Aussaat des „Waldsamens“ bis zur Nutzung der Pflanzen einige Jahre vergingen, wurde auf natürliche Reserven in den Wäldern am Lichtenauer Berg zurückgegriffen, wo die kleinen Bäumchen massenhaft standen. Diese wurden von Frauen und Mädchen aus der Erde gezogen und in Bündel zu je 50 Stück gebunden, was natürlich Schwerarbeit war.

Die Landjugend in der Gemeinde Rainbach, die damals schon sehr aktiv war, übernahm das Auspflanzen der Bäumchen in der Gemeinde und auch teilweise im Bezirk Freistadt. Die Bäumchen bekamen zum schnelleren Wachstum als Startdünger „Thomasphosphat“, der die gleiche Farbe wie Zement hatte. So kam es einmal auch zu einer Verwechslungen der beiden. Wie die Bäumchen das dankten, ist nicht bekannt. Zum Anpflanzen verwendete man zuerst einer „Stockhaue“, später eine „Kreuzhaue“. Diese war praktischer, weil man damit zuerst einen Längsschnitt und anschließend einen Querschnitt in den Boden hacken konnte. Nun wurde mit der Haue der Boden nach oben gewölbt, sodass sich in der Mitte ein Loch auftat, in das man das Bäumchen einsetzte. Hierauf wurde der Boden rund um das Bäumchen mit den Füßen niedergetreten.

In den folgenden Jahren wurden viele Flächen mit schweren Kettenfahrzeugen, ausgerüstet mit Seilwinde und großen Pflügen, so aufgeackert, dass große Längsfurchen entstanden, in denen das Wasser dieser Feuchtgebiete abfließen konnte. Auf den dazwischen entstandenen Erhöhungen wurden Bäumchen gepflanzt. Durch den zu geringen Abstand und die Furchen konnten die Fichten, die Flachwurzler sind, nicht richtig genug einwurzeln. Das führte wiederum in späteren Jahren zu schweren Schäden bei Sturm und Schneedruck. Nachträglich wurden dann auch Laubhölzer dazwischen gepflanzt, die sich auf den Nassflächen besser verankern konnten.

Kerschbaum
1955
Verfasser

Karl Leitner (1941-2020), Kerschbaum 1, 4261 Rainbach i. M.

Info

Falls Sie zu diesem Thema Ergänzendes erzählen wollen oder Fotos zur Verfügung stellen können, dann teilen Sie uns dies bitte schriftlich oder per E-Mail mit. Wir sind gerne bereit Ihren Beitrag oder das/die Foto/s hier zu publizieren.

Jedwede Veröffentlichung dieses Artikels, auch auszugsweise, darf nur mit Erlaubnis des Autors (der Autorin) geschehen.
Bei Verwendung der Fotos ist zu bedenken, dass diese eventuell urheberrechtlich geschützt sind.