Laufzettel erzählt von Roboter in der Gemeinde Rainbach

Laufzettel erzählt von Roboter in der Gemeinde Rainbach.

Wichtige Informationen des Gemeindeamtes wurden bis Ende der 1970er Jahre des vorigen Jahrhunderts in Form eines Zettels von Haus zu Haus weitergegeben. Mehrere gleiche Zettel waren im Gemeindegebiet so unterwegs. Die Information war meist ein mit Schreibmaschine geschriebener Zettel, oder eine Durchschrift, die durch das zwischen die in der Schreibmaschinenwalze eingespannten Blätter gelegte Kohlepapier entstanden ist. Die Gemeinde hatte bereits 1946 einen Vervielfältiger, der mit einer Art Druckerschwärze druckte. Ein Gemeindebediensteter brachte die Zettel zu den Häusern, von denen sie eine gewissen Runde „durchlaufen“ sollten.

So erfährt man etwas über den Bau der Gemeindestraße Summerau - Eibenstein im Laufzettel 3/1954:
Der Gemeindeausschuss hat in seiner Sitzung am 16.2.1954 einstimmig beschlossen, für den Ausbau der Gemeindestrasse Summerau - eibenstein eine 75% Robot von der Grundsteuer "A" zur Vorschreibung zu bringen. Die Robot ist in der Zeit vom 3. März 1954 bis 31. Oktober 1954 durch Leistung zu erbringen oder aber nach dem 1. November 1954 durch Barleistung abzustatten. Die diesbezüglichen Bescheide werden noch im Monat April zugestellt.

Am Montag, den 22. März 1954 werden die Arbeiter der Schottererzeugung im Grottenthal begonnen und sollen diese Arbeiten durch Hand-Robot erbracht werden. Wer aus den Ortschaften Rainbach, Stadln, Apfoltern, Vierzehn, Dreissgen, Sonnberg, Labach, Hörschlag und Kerschbaum gewillt ist, Hand-Robot zu leisten, wird eingeladen dies am Gemeindeamt bis spätestens Sonntag, den 21. März 1954 zu melden. Die Schotterquetsche erfordert täglich 10 Arbeitskräfte und es ist unbedingt notwendig, dass vorher eine Anmeldung erfolgt, denn sonst kann es vorkommen, dass an einem Tag 30 Leute ihre Robot ableisten wollen, am nächsten Tage aber sich nur 5 Roboter einfinden. Sollte sich aber bis am Sonntag niemand oder so eine geringe Anzahl zur Robotleistung melden, so wäre die Gemeinde gezwungen, an Stelle der Roboter Arbeitskräfte aufzunehmen. Es ist wohl selbst, dass in einem solchen Fall die Robot nicht mehr geleistet werden kann sondern bezahlt werden muss. Gleichzeitig wird auch bekanntgegeben, das Zugrobot im heurigen Jahr keine zu erwarten ist. Der Schätzwert für die Handdienste je männliche über 18 Jahre alte Person und Stunde wird mit Schilling 4,-, je weibliche und Jugendliche unter 18 Jahre alte Person wird mit Schilling 3,50 angerechnet.

Die Arbeit wird um Punkt 7.00 Uhr früh begonnen und dauert vormittag bis 12.00 Uhr. Am Nachmittag beginnen sie um 13.00 Uhr und endet um 17 Uhr. Wenn es die Arbeitspartie wünscht, kann auch am Nachmittag bis 18.00 gearbeitet werden. Werkzeuge sind nicht mitzubringen.

Auf dem Laufzettel Nr. 28 vom 20.11.1945 ist genau beschrieben, wie man sich die Weitergabe dieser Information wünscht:

„Jeder Hausbesitzer ist verpflichtet, die Laufzettel sehr rasch weiter zu geben, auf der Rückseite des Laufzettels hat der Hausbesitzer bzw. Haushaltsvorstand mit seiner Unterschrift den Eingang und die Weitergabe, sowie die genaue Uhrzeit zu bestätigen. Der letzte Besitzer hat stets den Laufzettel zwecks Kontrolle bei der Gemeinde abzugeben. Sollte es doch einmal vorkommen, daß in einem Haus der Laufzettel länger als eine Stunde liegen bleibt, so wird der Schuldige mit 20 Schilling zu Gunsten der Gemeinde bestraft. Im Wiederholungsfalle kann die Strafe bis zu 200 Schilling erhöht werden.“ Es ist mir nicht bekannt, dass jemals jemand bestraft wurde.

Viel Interessantes über das Gemeindegeschehen findet man im Online-Archiv der Gemeinde Rainbach unter "15 Gemeinde 4 Laufzettel, Kundmachungen, Informationsblätter, Bürgerinformationen"

Unter Leitung von Konsulent Hans Pammer haben fünf heimatgeschichtlich interessierte Personen im Jahr 2012 die Bestände des Rainbacher Gemeindearchives durchforstet und Sachen, die für die Nachwelt interessant sind, in Schachteln und Ordnern abgelegt und dazu ein Inhaltsverzeichnis erstellt.
Klicken Sie gleich auf den Menüpunkt "Gemeindearchiv", damit Sie in den bereits vom diplomierte Heimatforscher Gerhard Weichselbaum und Konsulent Franz Schimpl eingescannten Dokumenten stöbern können!

Fotos
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aus dem Online-Archiv der Gemeinde Rainbach unter "15 Gemeinde 4 Laufzettel, Kundmachungen, Informationsblätter, Bürgerinformationen"
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Rainbacher/innen bei Bauarbeiten für die Straße Summerau-Eibenstein in Nähe Summerau - Bildleihgeberin: Theresia Traxler, Summerauer Str. 26, 4261 Rainbach i. M.
Verfasser

Gefunden im Rainbacher Gemeindearchiv von Helmut Knogler, Labacher Straße 9, 4261 Rainbach i. M.

Info

Wir ersuchen um Ihre Mithilfe:
Bitte sehen Sie nach, ob Sie nicht auch ein interessantes Schriftstück haben, das Geschichte(n) erzählt. Wenn ja, dann bitte per WhatsApp mit dem Obmann Johann Lonsing 068181326125 oder dem Obmann-Stellvertreter Helmut Knogler 06802167484 Kontakt aufnehmen oder diesen anrufen.