Ereignisreicher "toter Herbst" im Jahr 1903

Ereignisreicher "toter Herbst" im Jahr 1903.

Rainbach bei Freistadt, 28. September. (Der tote Herbst) hat nunmehr seine Rechte. Bisher liebliche, sonnige Tage; die Fluren abgeerntet ; die befiederten Sänger auf Reisen; alles tot. Und doch Leben genug. Etliche Wochen war das helle Juhu! des Kegelbuben nicht selten zu hören, wenn beim „Bestscheiben“ der hiesigen Feuerwehr ein sicherer Schub alle Neun über den Haufen warf.

Gestern 1 Uhr „Blumenkorso“ des Radfahrervereines bei lustigen Weisen der Vereinsmusik. Wahrlich nett und geschmackvoll waren die Stahlrosse mit Grün und Blumen aufgezäumt und da ich Blumensprache nicht schreiben kann, vermag ich auch nicht Preisrichter zu sein. Am „kostbarsten“ war, wie man sagt, das Rad des Vereinsobmannes Fischl dekoriert. Zwei „Deutsche“ aus Westfalen, hier geboren und auf Ferien hier, haben mit der sinnigen Zier ihrer Räder besonderes Wohlgefallen erregt.

Um 3 Uhr war Radwettfahren auf der Reichsstraße bis Vierzehn. Die drei schnellsten „Radler“: W. Schebesta, Greul Johannn und Birklbauer Josef. Leider hatte Nr. 2 einen kleinen Sturz mitgemacht, sonst wäre ihm der erste Preis nicht entgangen. Juxbest gab es zwar keines; aber der Jux fehlte nicht. Ein Radfahrer, der keine Ambition mehr hatte auf den ersten Preis, sprang in Apfoltern vom Rade, trank beim Weissengruber ein Glas Bier und war nicht wenig überrascht, als am Ziele auch ihn noch Komitee und musikalischer Tusch in Empfang nahm. Wer dieser Juxbold war, kann ich nicht sagen, aber, wie man sagt, kann man ihn beim „Maurerwirts-Franz* erfragen.

Um 4 Uhr Feuerwehrhauptübung. Stramm und präzis auch unter dem gegenwärtigen Obmann Maurerwirt Josef Greul, nachdem bei der letzten Generalversammlung der bisherige so verdienstvolle Obmann Fleischhauer Leopold Haider eine achte Wiederwahl leider abgelehnt.

Wenn ich noch bezüglich der Preisverteilung die drei ersten Bestgewinner beim Kegeln nenne: die Herren Fischl, Pramhofer Alois und Greul Josef und erwähne, dass die Teilnahme großartig war und mit einem, lebhaften Radfahrer - Kränzchen im Vereinssitze Gasthaus Blumauer schloss, so möge dies genügen und der „tote Herbst“ wieder in seine Rechte treten. Gestern und heut hat es voll gedonnert und geblitzt und „gegossen“; das lokale Fest wurde aber in keiner Weise beeinträchtigt und gestört. B.

Dieser Artikel wurde im Online-Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek gefunden.
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Fotos
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Nationalarchiv: Linzer Volksblatt vom 30.9.1903
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Nationalarchiv: Linzer Volksblatt vom 30.9.1903
Verfasser

Gefunden in der Nationalbibliothek (Linzer Volksblatt vom 30.9.1903) von Helmut Knogler, Labacher Straße 9, 4261 Rainbach i. M.

Info

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