Betrunkener am Kirchweihtage

Betrunkener am Kirchweihtage.

(Am Kirchweihtage.) In Rainbach, Bezirk Freistadt, ist am Johannestage, am 24. Juni, Kirchweihfest. Der 26 Jahre alte, ledige, bisher gerichtlich unbescholtene Adolf Kristan, in Rainbach bedienstet, feierte denn auch in seiner Weise diesen Tag. Er wird als kein besonderes Geisteskind geschildert, hatte es, obwohl er ja doch schon in der neueren Zeit zur Schule zu gehen hatte, nicht dazu gebracht, lesen und schreiben zu können, aber trinken kann er. Wie er selbst angibt, hatte er an jenem Festtage 3 Gulden 45 Kreuzer bei sich und brachte nur die 45 Kreuzer heim, das andere vertrank er. Er selbst gibt an, damals total betrunken gewesen zu sein, so dass er nicht wisse, was mit ihm vorgegangen sei, aber die Zeugen erklären, er sei wohl angetrunken gewesen, aber nicht bis zur Bewußtlosigkeit. In seiner Angetrunkenheit molestierte er im Wirtshause zu Rainbach die Gäste. Der Wirt Blumauer wies ihn zuerst an, an einem anderen Tische allein zu sitzen, und da dies nicht half, wies er ihn hinaus, und da dies auch nichts half, beförderte er ihn mit Hilfe seines Sohnes hinaus. Da aber dies auch nichts half und Kristan zurückkehrte, schickte der Wirt um den Wachmann, - es war gegen 8 Uhr abends. Der Gemeindediener Leitner kam in voller Uniform und fand den unguten Gast im Vorhause mit dem Wirt streitend; er wollte immer noch Bier haben. Der Wirt sagte nun: jatzt hast du´s mit dem (dem Wachmann) zu thun; er rief aber immer wieder: ich will das Glas Bier haben. Der Wachmann forderte ihn in Güte auf, fortzugehen, es half nichts; wiederholt – es half nichts; er schob ihn zur Thür auf die Straße und ermahnte ihn, er solle gehen, sonst müsste er ihn arretieren. Mit der Erwiderung: „I bin ja a wer“, widersetzte er sich dem Auftrag. Da erklärte der Wachmann ihn für arretiert, und nun gebrauchte der Angetrunkene ein verspottendes Schimpfwort, welches die Opposition gegen einen Auftrag ausdrücken sollte, drehte sich nun um und lief davon, verlor dabei den Hut, den der Wachmann aufhob. Kristan rief zurück: Leitner, den Hut krieg´ ich schon beim Gericht. Jetzt fasste der Wachmann ihn neuerlich, er aber sträubte sich, hieb mit Händen und Füßen um sich, kratzte den Wachmann an der Hand, wollte ihn beißen und fiel zu Boden. Auch der Gemeinderath Haider, der über Ersuchen Leitners ihm Assistenz leistete, fuhr unter die Füße, so dass derselbe stürzte, und nur mit der weiteren Hilfe des jungen Blumauer konnte er weiter in den Arrest gebracht werden. ……...

Dieser Artikel wurde im Online-Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek gefunden.
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Mehr über den Gemeindediener Leitner findet man hier auf dieser Homepage.

Fotos
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Gemeindediener Leopold Leitner in Uniform - Bildleihgeber: Ludwig Leitner, Summerauer Str. 6, 4261 Rainbach i. M.
Verfasser

Gefunden in der Nationalbibliothek (Linzer Tages Post 1900-08-26) von Helmut Knogler, Labacher Straße 9, 4261 Rainbach i. M.

Info

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