Wachthaus 26 der Pferdeeisenbahn.
Nächst der Abzweigung der Hörschlager Bezirksstraße von der Prager Bundesstraße in Richtung Kerschbaum, 1 km von Rainbach entfernt, steht ein kleines Haus. Dieses war früher ein Wächterhaus der Pferdeeisenbahn.
Zuerst gab es jedoch nur eine Wächterhütte ganz neben der Pferdeisenbahn-Brücke der Straße nach Hörschlag, ein einfacher Bau mit einer bebauten Fläche von ungefähr 5 m². Die Wächterhütte 26 ist noch am ursprünglichen Platz bei der Brücke der Straße nach Hörschlag in einem alten Plan eingezeichnet. Mit Bleistift ist das neue, 1855 erbaute Wächterhaus, eingezeichnet. Dieses ist weiter nördlich. In der Baubewilligung vom Bezirksamt Freistadt aus dem Jahr 1855 steht: „Bau eines neuen Bahn-Wächterhauses auf dem von Michael Stumbauer angekauften Wiesengrunde nächst dem alten Wächterhause N° 26 bey Rainbach“ (1)
Als es die Pferdeeisenbahn nach 1872 nicht mehr gab, kaufte die kk. Straßenbauleitung das Haus als Dienstwohnung für Straßenwärter. In einem Dokument ist zu lesen: „Im November 1874 kauft der kk. Straßenärar das WH 24 (Pramhöf) um 400 fl und das WH 26 samt Stallgebäude, Schupfen, Brunnen und Hausgarten um 746 fl.“ (2)
Maria Reisinger, die Tochter des Straßenwärters Weidinger berichtet in einem Beitrag im Buch „Von der Dorfmauer bis zur Fensterlucka“ von ihrem Großvater und ihrem Vater, die in diesem von der Straßenbauleitung angekauften Wachthaus mit ihrer Familie wohnen durften:
„Im Jahr 1890 war das Straßenstück von Rainbach bis ins "Zigeunerat" (Länge ca. 4 km) einige Zeit ohne Straßenwärter. Aus diesem Grund wurde die Strecke in einer Zeitung ausgeschrieben. Mein Großvater, der Weidinger Hans, war damals gerade in Goisern Straßenwärter. Dort hatte er eine sehr schlechte Straße zu betreuen. Er las die Anzeige in der Zeitung und bewarb sich als Wärter für die Strecke hier in Rainbach und wurde auch genommen. Leider starb mein Großvater schon im Jahr 1914 an einem Lungenleiden. Nun verrichtete die Straßenarbeit meine Großmutter, da mein Vater im 1. Weltkrieg einrücken musste. Als der Krieg zu Ende war, kam mein Vater nach Hause und übernahm die Arbeit auf der Straße.
Sie beschreibt auch das Aussehen und die Raumeinteilung in der Zeit ihrer Kindheit:
„Das Wächterhaus ist ein kleines Häuschen. Drinnen hat es ein kleines Vorhaus, das mit roten Ziegeln gepflastert ist. Neben der Haustür führt links eine Stiege auf den Dachboden. Bei der Haustür hinein, geradeaus, befindet sich ein kleiner Abstellraum. Von dort führt eine Stiege in einen kleinen Keller. Neben dem Abstellraum ist eine Hütte mit einem kleinen angebauten Stall. Rechts vom Vorhaus ist eine Stube mit einem Ofen, und neben der Stube befindet sich noch eine kleine Kammer. Damals gab es noch keinen Strom, so diente eine Petroleumlampe als Beleuchtung. Links vorm Haus ist ein Brunnen mit einer hölzernen Pumpe.“ (3)
"Mein Vater ging 1950 in Pension. Meine Eltern zogen dann zu uns ("Lehner" in Rainbach – Summerauer Str. 32). Der Nachfolger meines Vaters war Herr Anton Zeindlinger." (3) Während seiner Zeit gab es einige bauliche Veränderungen mit anderer Nutzung der Räume: Das kleine Vorhaus wurde mit den Abstellraum zu einer Wohnküche. Die anderen zwei Räume wurden als Schlafzimmer für die Eltern und drei Kinder genutzt. Damit man von außen durch die Eingangstür nicht gleich in die Wohnküche kam, wurde ein kleiner Vorbau gemacht. Einige Außenwände erhielten außen eine Eternitvertäfelung und innen eine Herarklithverkleidung, um die Mauerisolierung zu verbessern. Der elektrische Strom wurde eingeleitet und ein Telefonanschluss hergestellt.
"Herr Zeindlinger war der letzte Straßenwärter. Im Jahr 1972 ging auch er in Pension.“ (3) Er kaufte das Haus von der Straßenverwaltung und lebte hier noch etliche Jahre.
1986 kaufte Manfred Mühlbachler von ihm das Wächterhaus und legte selber Hand an, um das Haus wieder möglichst auf seinen ursprünglichen Zustand zurückzubauen. Mit viel Gespür für Altes richtete er es auch teilweise mit altem Mobilar ein. Das Haus ist eines der wenigen Wächterhäuser der Pferdeeisenbahn, das noch gut erhalten ist.
Quellen:
(1) Österreichisches Staatsarchiv/ AVA/ Verkehr/ Diverses/Bilder- und Fotosammlung/ Bildersammlung/ 133 Bildnerische Darstellung Grundeinlösung Budweis-Linz 1826-1827
(2) Österreichisches Staatsarchiv/ AVA/ Verkehr/ Registratur von Eisenbahngesellschaften/ KEB/ Akten/ 49.4 Grundeinlösungen Bezirk Freistadt.
(3) Von der Dorfmauer bis zur Fensterlucka, Mein Vater war Straßenwärter S. 166-171
Fotos
Verfasser
zusammengestellt und ergänzt von Helmut Knogler
Labacher Straße 9, 4261 Rainbach i. M.
Quelle 1 und 2 ausgeforscht von Johann Wagner, Summerau Mitte 43, 4261 Rainbach i. M.
Info
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