Gemeindeamt war früher Volksschule.
Der südliche Teil des heutigen Gemeindeamtes wurde 1855-56 als Schulgebäude gebaut. Es gab hier zwei Klassen mit je einem Lehrmittelzimmer.
1903 wurde das einstige Schulhaus in Richtung Norden erweitert. Dann gab es 3 Klassen und drei Wohnungen für Lehrer, von denen dann 1910 eine wieder zu einem Schulraum umfunktioniert wurde. Die Schule hatte nun 4 Klassen.
Cäcilia Pfeifer, geborene Klopf beschreibt die damaligen Gegebenheiten im Schulgebäude:
"Meine Eltern und wir vier Geschwister übersiedelten im Jahre 1922 von St. Oswald bei Freistadt nach Rainbach. Herr Oberlehrer Raimund Kummer verstarb, und somit bekam mein Vater dessen Stelle sowie auch den Posten des Organisten. Wir bezogen die Oberlehrerwohnung in der Volksschule. Sie war für die damaligen Verhältnisse sehr schön und groß: drei Zimmer und eine Küche. Die Wohnung lag im Parterre. Die zweite Wohneinheit, die etwas kleiner war, wurde von der Witwe Theresia Kummer und ihrer Tochter, der Lehrerin Ludovika Kummer, bewohnt.
Im ersten Stock und im zweiten Stock war links und rechts von der Stiege je eine Klasse. In den Klassenzimmern stand auf der linken und rechten Seite je eine Bankreihe. In den langen Schulbänken saßen vier bis sechs Kinder, Buben und Mädchen schön getrennt. Wenn wir unruhig waren, hieß es "Hände auf die Bank!". Wir saßen dann ganz brav da und waren wieder aufmerksam. In der ersten Klasse schrieben wir mit Griffeln auf kleinen Tafeln. Man konnte das Geschriebene leicht mit einem Schwamm abwischen. Beim Heimgehen baumelte der Schwamm von der Schultasche herab. In den folgenden Klassen schrieben wir mit einer Spitzfeder, die in einem Federhalter steckte. Die Tinte entnahmen wir aus Tintenfässern, die für jedes Kind extra in den Bänken eingelassen waren.
Der Lehrer oder die Lehrerin saß oder stand auf einem erhöhten Podest vorne beim Lehrertisch oder bei der Tafel. Diese Tafel war ein großes schwarzes Brett mit Zeilen, das auf einem Gestell seinen Halt fand. Ich kann mich noch erinnern, dass es in einer Klasse eine schon sehr wackelige Tafel gab. Da musste man aufpassen, dass man sie nicht umstieß. Tafelwischen durften nur ausgewählte Schüler.
Geheizt wurde im Winter mit einem Kachelofen. Wenn die Kinder von den auswärtigen Orten auf dem Schulweg naß geworden waren, durften sie ihre Socken dort aufhängen. In der Vorweihnachtszeit legten wir Äpfel auf den Ofen und ließen sie braten. Da duftete das ganze Klassenzimmer."
Am Ende des 2. Weltkrieges ab 13. Oktober 1944 wurden die Klassen vollständig geräumt und als Auffanglager für Flüchtlinge verwendet. Im Haus des heutigen Kindergartens wurde ein eingeschränkter Notunterricht abgehalten.
Am 3. Juli 1945 verlangte der russische Besatzungskommandant von Rainbach die vollständige Räumung der Schule, bei der auch die Lehrer ausziehen mussten. Russen quartierten sich ein. Erst am 1. April 1946 wurde das Schulhaus von der Besatzungsmacht wieder freigegeben. Das Schulgebäude war in einem schrecklichen Zustand. Die Schuleinrichtungsgegenstände waren zertrümmert, auch die Tafelgestelle waren entfernt und zum Teil verheizt worden. Die Herstellung des Schulgebäudes dauerte dann bis zum Beginn des neuen Schuljahres 1946/47.
Ab September 1951 waren dann alle Schulklassen in der neu errichten Volksschule. Die Gemeindeverwaltung, die bis zu diesem Zeitpunkt in einem größeren Raum mit einem kleinen Vorzimmer im Haus des heutigen Kindergartens untergebracht war, übersiedelte dann in den nördlichen Teil des 1. Stockes des ehemaligen Schulgebäudes. Der nördlichen Teil des 2. Stockes wurde als Sitzungssaal genutzt. Der nördlichen Teil des Erdgeschoßes wurde auch von der Gemeinde genutzt. Im südlichen Teil des Gebäudes im 1. und 2. Stock wohnten viele Jahre dann auch Gemeindeangestellte. Die Gendarmerie Rainbach hatte von 1953 bis 1963 hier im südlichen Teil des Erdgeschosses ihre Amtsräume. Da die Gemeindeverwaltung immer umfangreicher wurde und immer mehr Personen hier ihren Arbeitsplatz hatten, wurden im Laufe der Zeit fast alle Räume für Büros und Sitzungsräume adaptiert.
Fotos
Verfasser
Helmut Knogler, Labacher Straße 9, 4261 Rainbach i. M.
Info
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Bitte überlegen Sie, ob Sie nicht auch ein interessantes Gebäude oder Bauwerk wissen, das Geschichte(n) erzählt. Vielleicht ist es gar Ihr Haus, in dem Sie wohnen. Wenn ja, dann bitte per WhatsApp mit dem Obmann Johann Lonsing 068181326125 oder dem Obmann-Stellvertreter Helmut Knogler 06802167484 Kontakt aufnehmen oder diesen anrufen.