Ehemalige Bahnhofs-Gastwirtschaft in Summerau.
1830 nahm die Pferdeeisenbahn Gmunden-Budweis auch auf dem Abschnitt Pramhöf-Lest den Betrieb auf. Die Trasse führte nahe am Dorf Summerau vorbei und hatte im Bereich des heutigen Bahnhofs eine Haltestelle.
Damit gab es für die Bewohner der Gemeinde Rainbach endlich eine Anbindung an ein damals leistungsfähiges Transportnetz.
Dies und die Überlegungen, dass auch diese Bahnstrecke in absehbarer Zeit mit Dampf betrieben werden würde, könnte wohl den zugezogenen Franz Pühringer ermutigt haben, in Summerau einen Grund zu erwerben. Auf diesem errichtete er um 1860, nahe an der Haltestelle der Pferdeeisenbahn, ein Bauernhaus mit der zugeordneten Hausnummer 80. Der heute noch bestehende Altbau ist mit diesem seinerzeitigen Neubau noch weitgehend ident.
In den Folgejahren erweiterte Franz Pühringer seine kleine Landwirtschaft durch mehrere Zubauten für einen Landesproduktenhandel nahe an der Bahn.
Mit dem Beschluss, die Bahnstrecke bis 1874 auf Dampf-Lokomotivbetrieb umzustellen, begann dazu auch um Summerau eine rege Bautätigkeit, bei der es für die vielen Arbeiter am Bahnareal sogar ein Barackenwirtshaus gab. Ab 1872 verkehrten dann in Summerau nur noch Dampfzüge und um 1880 ist auch ein Georg Pühringer als Wirt in der neuen Bahnhofsrestauration Summerau Nr. 80 genannt. Mit der 1887 neu errichteten Zufahrtsstraße zur Bahnstation, die direkt am Haus Pühringer vorbeiführte, nahm auch der Landesproduktenhandel und das Wirtsgeschäft mit Fuhrleuten stark zu. Dazu wurden entlang der Straße, südlich und nördlich vom Haupthaus, mehrere schmale Holzzubauten für den Umschlag der Landesprodukte sowie zum Einstellen und Füttern der Fuhrwerkspferde errichtet. In Richtung Bahnhof, ebenfalls neben der Straße, errichteten die Familie Pühringer ein separates Hausstöckl mit der Hausnummer 84. Hier scheint 1910 Franz Pühringer als Besitzer auf.
Das gesamte restliche Anwesen sollte bis 1918 im Besitz von Georg Pühringer bleiben und von diesem auch bewirtschaftet werden. Wobei von 1913 bis 1918 nur die Gastwirtschaft an Johann Kapl verpachtet war. Danach erbte die Tochter Anna Pühringer, verheiratet mit Anton Pötscher aus Summerau Nr. 3, das komplette Anwesen Summerau 80. In den Folgejahren gab es am Haus einige Umbauten. Es wurden Teile vom alten Hüttenbestand entlang der Straße abgetragen und im Norden an das Haus ein Saal für den sehr gut gehenden Gasthausbetrieb angebaut. Auf der Südseite gab es den Zubau einer neuen Kalkhütte und anstelle der alten Scheune entstand ein Neubau, den man auch für den Landesproduktenhandel nützte. Der Saalzubau im Norden und die Scheune im Süden sind noch heute Bestand des Anwesens. Ebenfalls für den Gasthausbetrieb wurden im östlichen Garten eine „Lodn-Kegelbahn“ und ein hölzerner Eiskeller für den Eisschnitt aus dem Pötscher Teich gebaut. Der Plan für diesen Teich stammt aus dem Jahr 1927. Mehr zum Eisschneiden am Pötscher Teich – siehe im Beitrag unter Damals / „Eisschneiden am Pötscher Teich in Summerau“.
Mit der Eröffnung der ersten Lagerhausfiliale am Bahnhof Summerau ging 1934 auch der Landesproduktenhandel auf dem Haus Summerau Nr. 80 zu Ende. Nebst der unbedeutenden Landwirtschaft blieb die nach wie vor sehr gut frequentierte Bahnhofsrestauration.
Ab 1948 gab es auch auf Summerau Nr. 80 elektrischen Strom und in den Jahren 1949 bis 1956 betrieb die Familie Waldhauser die Gastwirtschaft in Pacht. 1953 wurde, als Ersatz für den Eiskeller im Garten, die erste elektrische Kühlanlage in Betrieb genommen.
Das 1910 erbaute, separat stehende Stöckl Summerau 84 erwarb samt Grund der Fleischhauer Windhager aus Reichenthal. Dieser adaptierte den Bau und betrieb hier von 1950 bis 1964 einen gut gehenden Fleischerladen.
Besitzer des Anwesens Summerau 80 war mittlerweile Maria Pötscher, die Tochter von Anna Pötscher. Sie war mit dem späteren Lagerhausleiter Schnedt verehelicht. Aus dieser Zeit kommt auch der Hausname „Kohlbaun“, da Herr Schnedt von einem „Kohlbauergut“ in Kremsmünster abstammte.
1968 erstand dann die zugezogene Familie Hellein den für eine Gastwirtschaft benötigten Hausteil und errichtete im Osten, im Anschluss an den in den 1920er Jahren errichteten Saalzubau, ein eigenes Wohnhaus. Sie betrieb hier bis 1989 eine ebenfalls gut gehende Gastwirtschaft. Der Rest des Anwesens verblieb im Eigentum der Familie Schnedt und deren Nachkommen.
1989 erwarb die Familie Haunschmied vom Vorgänger Hellein die Gastwirtschaft samt Wohnhaus und führte hier bis 2000 ebenfalls ein Wirtshaus.
Ihr folgte im Jahr 2000 als Eigentümer und Betreiber Beatrix Jandl, die 2016 den Gastbetrieb in diesem Haus endgültig beendete. Die Gastwirtschaft und das 1968 errichtetes Wohnhaus befinden sich nach wie vor im Eigentum der Familie Jandl.
Nach mehr als 135 Jahren endete damit die Geschichte der Bahnhofsrestauration Summerau.
Auch im Jahr 2016 wurden im ganzen Ort Summerau neue Hausnummern zugeteilt: Die alte Hausnummer 80 lautet jetzt auf Summerau Bahnhof 31 und die alte Nummer 84 war jetzt Summerau Bahnhof 27.
Noch existierende Bestände sind das Haupthaus aus um 1860 mit dem Saalzubau aus den 1920ern, der Wohnhausanbau aus 1968 und das separat stehende Stöckl der Familie Windhager mit der Hausnummer Summerau Bahnhof Nr. 27.
In Erinnerung geblieben sind, nebst dem Landesproduktenhandel und der Gastwirtschaft, auch die im Ort für das Anwesen gebräuchlichen Hausnamen: „Pühringer“, „Pötscher“, „Kohlbaun“, und „Schnedt“.
Quellen:
Sammlung Pötscher 4 /Berufe
Familienchronik Oberreiter 2018
Linzer Volksblatt von 1874.10.
Pötscher Teich – Plan und Geschichte 1927
BH-Freistadt – Verzeichnis Unterlagen - 04.2022
Doku Gendarmerieposten Summerau Bahnhof - 2011
Rainbach Zeitungsberichte 2 – 1941-1950
Persönliche Erzählungen Rosa Böhm, Johann Lonsing sen., Fam. Waldhauser/Bergsmann
Fotos
Verfasser
Ing. Johann Lonsing,
Summerau Mitte 23, 4261 Rainbach i. M.
Info
Wir ersuchen um Ihre Mithilfe:
Bitte überlegen Sie, ob Sie nicht auch ein interessantes Gebäude oder Bauwerk wissen, das Geschichte(n) erzählt. Vielleicht ist es gar Ihr Haus, in dem Sie wohnen. Wenn ja, dann bitte per WhatsApp mit dem Obmann Johann Lonsing 068181326125 oder dem Obmann-Stellvertreter Helmut Knogler 06802167484 Kontakt aufnehmen oder diesen anrufen.