Aufbahrungs-Kapelle neben der Rainbacher Pfarrkirche.
„Der Bau stammt aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Unter der Kapelle befindet sich ein Beinhaus, das bis zur Decke mit Gebeinen gefüllt ist.“(1)
„Zur Zeit der Reformation war ein großer Teil der Pfarrangehörigen von Rainbach evangelisch. Die Anhänger der Lehre hatten in der alten Kapelle nächst der Pfarrkirche ein Bethaus.“(2)
Zur Zeit der „Josephinischen Kirchenreform“ wurde 1786 die Kapelle für profane Zwecke freigestellt.(3) Laut einem Versteigerungsprotokoll vom 6.2.1786 wurde die Kapelle dem Braumeister Reckenzein aus Kerschbaum verkauft, der in die Kapelle eine Decke einbauen ließ und sie zu Lagerung von Gerste verwendet. Der Hin- und Rücktransport des Getreides mit Roß und Wagen über den Friedhof erregte die Gemüter, die darin eine Pietätsstörung einer letzten Ruhestätte sahen. 1854 kaufte die Pfarre das Gebäude wieder zurück." (1)
"Die Kapelle diente nun in den folgenden Jahren als Lagerraum für alle möglichen Sachen: für Holzpfosten, die in der Winterszeit auf dem Steinboden der Kirche aufgelegt wurden, damit es nicht so kalt war; für das "Hl.Grab", das mit seinen 2 übergroßen Säulen im oberen Geschoss neben alten Theaterkulissen und Requisiten gelagert wurde. Die Säulen konnten nicht über die Stiege, die rechts von der Eingangstür ins Obergeschoss führte, hinuntergetragen werden. Man ließ sie durch ein Fenster über einen Holzpfosten nach unten rutschen und trug sie dann über die Stühle in die damalige Beichtkapelle im Norden der Kirche, wo das "Hl.Grab" aufgestellt wurde. Auch für andere kirchliche Gegenstände und als Werkzeugkammer für den Totengräber diente das Gebäude. In einem kleinen abgetrennten Teil war das Sezierkammerl mit einem großen Tisch und einem Ofen." (6) "Laut Erzählung gab es dies schon in der Zwischenkriegszeit. Beim Sezieren musste der Totengräber mithelfen." (7) Im Kellerraum waren und sind Totenköpfe und andere Gebeine ehemaliger Begrabener gelagert.
Im Zusammenhang mit der Kirchenerweiterung 1969/70 wurde der hölzerne Stiegenaufgang und die Holztramdecke entfernt, viele der gelagerten Sachen entsorgt, die Fenster neu verglast und das gesamte Gebäude restauriert. "Der damalige Pfarrer Sageder hatte die Idee, daraus eine Hochzeitskirche, bzw. eine Aufbahrungshalle zu machen." (6) Heute erfüllt das Gebäude als würdiger Aufbahrungsraum einen sinnvollen Zweck.
"In den 1990er Jahren kaufte der ehemalige Bestatter Kindermann eine Raumkühlung" (6) Damit kann man den Raum bis 4 Grad, manchmal bei längerer Lagerung einer Leiche sogar tiefer abkühlen. (8)
In einem Visitationsprotokoll vom 18.10.1726 heißt es: „Die Kapelle im Friedhof ist dem Hl. Erzengel Michael geweiht“ (4) „Der Hl. Michael wurde im Mittelalter besonders als „Seelenführer“ und „Totenbegleiter“ verehrt.“(5). Darum würde auch heute noch gut die Bezeichnung „Michaelskapelle“ passen.
Quellen:
(1) Anton Sageder, Rainbach im Mühlkreis – Bleibendes und Vergängliches aus 700 Jahren
(2) Pillwein, Geschichte, Geographie u. Statistik des Erzherzogtum Österreich ob der Enns
(3) Ergänzung zum Linzer Diözesanblatt, Bd. 2
(4) Dekanatsarchiv Freistadt; HS II
(5) Lexikon für Theologie un Kirche, Bd. 7
(6) Josef Kindermann, Lichtenauer Str. 9, 4261 Rainbach i. M. - mündl. Bericht
(7) Franziska Haiböck, ehemals Lichtenauer Str. 10, 4261 Rainbach i. M. - mündl. Bericht
(8) Franz Stockinger, Freistädter Straße 6, 4261 Rainbach i. M. - mündl. Bericht
Fotos
Verfasser
Zusammengestellt von Helmut Knogler, Labacher Str. 9, 4261 Rainbach i. M.
Info
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