128 Jahre geteiltes Haus mit zwei Hausnummern in Hörschlag

128 Jahre geteiltes Haus mit zwei Hausnummern in Hörschlag.

Das Haus Hörschlag 1 gehörte Agnes Resch, der „Wertl“-Hoferbin in Deutsch Hörschlag 18. Durch ihre erste Heirat mit Mathias Deibl, dem auch das Wirtshaus Hörschlag 1 gehörte, der aber bald im Alter von 33 Jahren verstarb, war sie nämlich Besitzerin dieses Hauses geworden. Resch hieß sie, weil sie noch einmal und zwar am 14. Februar 1865 den Matthias Resch vom Kapellergut in Rainbach 42 heiratete.

Etwa um 1864 kam Matthias Payer aus Vorder Heuraffl zu seiner Halbschwester Agnes nach Hörschlag in den Dienst. Er wohnte mit seiner Frau Johanna im Hause Hörschlag 1, wo er seiner Schwester Agnes (Besitzerin seit 9. August 1858 durch Ehevertrag) das Wirtsgeschäft führte.

Am 14. Mai 1877 verkaufte Agnes Resch das Gasthaus an Anna Barbl aus Hörschlag 15 und am 6. August des selben Jahres kauften Matthias Payer und seine Ehefrau Johanna den südwestlichen Teil des Hauses samt Kuhstall und einer Hütte und Grund im Ausmaß von 13 Joch und 843 Klafter. Dieser Teil des Hauses bekam in der Folge die neue Hausnummer 30. Die Teilung des Hauses erfolgte sonderbarerweise nicht durch eine senkrechte gerade Linie, sondern überschnitt sich. Die Grenze verlief somit im Erdgeschoss anders als im Obergeschoss!

Auf diesem Hause liegt bereits seit sehr langer Zeit eine sogenannte "Schankgerechtigkeit", was so viel wie Gasthaus bedeutet.
Im Taufbuch der Pfarre Rainbach scheint unter 22. Jänner 1709 die Taufe des Joseph Riepel als Sohn des Gastwirtes (Wirtshaus zum grünen Baum) Philipp Riepel und dessen Frau Ursula geb. Weinzinger auf. Joseph Riepel wurde später ein bedeutender Komponist und Musiktheoretiker und starb am 23. Oktober 1782 als Fürstlich Thurn und Taxischer Hofkapell­meister in Regensburg. (Mehr über ihn erfährt man im Heimatbuch von Anton Sageder. - (Auch hier im Gemeindearchiv unter Teil 3 - Verschiedene Beiträge zu finden)

Laut altem Grundbuch (1791 – 1880), das im OÖ. Landesarchiv in Linz aufliegt, gab es am Hause Deutsch Hörschlag 1 seit dem Jahre 1783 folgende Besitzer:
18. 10. 1783 Josef Riepl
07. 12. 1793 Josef Riepl (Erbschaft)
31. 10. 1820 Josef Friesenecker und Rosina (Kauf)
23. 10. 1834 Simon und Katharina Pany (Kauf)
23. 07. 1841 Lorenz Pany (Erbschaft)
07. 08. 1841 Cäcilia Übermasser (Ehevertrag)
10. 03. 1850 Matthias Deubl, Hörschlag 19 (Kauf)
09. 08. 1858 Agnes Deubl, geb. Payer, D.H. 18 (Ehevertrag)
26. 01. 1865 Hälfte des + Matthias Deubl
wegen Wiederverheiratung an Matthias Resch (Ehevertrag)

14. 05. 1877 Anna Barbl, Hörschlag 15 (Kauf des Gasthauses - Hausteil mit Nr.1)
Weitere Besitzfolge des Hausteiles mit Nr. 1:
17. 06. 1888 Josef Pauß (Kauf)
25. 03. 1911 Justine Pauß
10. 05. 1911 Franz Reisinger und Justine Pauß
26. 06. 1936 Justine Reisinger
09. 08. 1952 mj. Karl Kubicka
1982 Johann Moser
Nach dem Bau einer Werkstätte im Jahr 1998 betrieb er eine Autoschrotterei und einen Reifen- u. Fahrzeughandel. Seit seiner Pensionierung (2011) führt sein Sohn Johann Rainer den Betrieb weiter.
Die Ehegattin Margarete Maria Moser betrieb von 1985 bis 2018 im Gebäude das Wirtshaus und von 2019 bis 2023 noch einen Flaschenbierhandel.

Besitzfolge des Hausteiles mit Nr. 30:
06. 08. 1877 Kauf des südwestl. Hausteiles von Matthias und Johanna Payer mit Kuhstall, Hütte u. Grund
27. 03. 1906 Michael und Maria Payer (Ehevertrag)
26. 05. 1937 Michael Payer, geb. 1909
01 .09. 1966 Michael Payer, geb. 1944 (Todeserklärung des Vaters)
2005 kaufte Johann Moser den Hausteiles mit Nr. 30
128 Jahre nach der Teilung des Hauses sind also nun beide Teile wieder vereint.
2011 übernahm sein Sohn Johann Rainer Moser beide Hausteile und das Haus hat ab diesen Zeitpunkt nun wieder nur eine Hausnummer, nämlich Nr. 1 von der Ortschaft Deutsch Hörschlag.

Aus „Die Payer’s aus Priesern und Heuraffl“ - Eine Familiengeschichte verfasst von Alfred
Payer, Leopoldschlag ergänzt mit Daten aus der Besitzzeit der Familie Moser