Warum Rainbach erst 1985 Markt wurde.
Dass Rainbach nicht früher Markt wurde, lag wohl darin, dass es in der Meilenzone Freistadts lag. Die Stadt hatte neben anderen Rechten das Meilenrecht verliehen bekommen. Im Umkreis von einer Meile (= ungefähr 7,5 km) wurde damit das Entstehen von Märkten verhindert. Da Rainbach nur 6 km von Freistadt entfernt war, wurde alles unternommen, dass es ein Dorf blieb.
Der Vorteil eines Marktes wäre wohl gewesen, dass man notwendige Artikel im Ort selbst beschaffen konnte. Auf den Wochenmärkten, die nur an einem oder an mehreren Tagen der Woche abgehalten werden durften und auf Jahrmärkten boten nicht nur heimische Handwerker ihre Waren an, sondern auch fremde Händler. Die Handwerker eines Marktes konnten ihre Erzeugnisse im eigenen Ort verkaufen.
Das Marktrecht beinhaltete auch das niedere Gerichtswesen. Der Marktrichter hatte die Rechtssprechung inne. Er wurde von den Marktbürgern vorgeschlagen. Vertrat er nicht ihre Interessen, so konnte er auch wieder abgesetzt werden. Die Abgabeverpflichtungen gegenüber der Grundherrschaft waren teilweise im Vergleich zu anderen Orten geringer. Robotleistungen mussten nicht im selben Ausmaß erbracht werden wie von den Dörfern.
Das Marktrecht verlor seine Bedeutung, als 1848 mehrere Ortschaften mit dem umliegenden Gebiet zu Verwaltungseinheiten zusammengeschlossen wurden. Diese wurden Katastralgemeinden genannt. Davon gab es bei uns drei: Rainbach, Kerschbaum und Summerau. Diese wurden 1874 zur politischen Gemeinde Rainbach vereint. Jene Gemeinden, in deren Bereich sich eine alte bürgerliche Siedlung befand, durften den Titel „Stadt“ oder „Markt“ übernehmen. Das Abhalten von Märkten war nicht mehr vom verliehenen Marktrecht abhängig.
Wenn sich ein Ort wie Rainbach um die Verleihung des Titels „Markt“ bemühte, geschah es deshalb, weil man der Ansicht war, dass die Entwicklung der letzten Jahrzehnte die Struktur und Größe des Ortes so verändert hat, dass er bestehenden „Märkten“ gleichzusetzen ist.
Die Grenze im Norden, die nach dem 1. Weltkrieg geschaffen wurde und nach dem 2. Weltkrieg viele Jahre undurchlässiger geworden ist, hatte eine totale Südorientierung des Ortes zur Folge. Wirtschaftlich war dies ein Hemmschuh. Dass es bei uns nicht so wie in einigen anderen Nachbargemeinden zu einer größeren Abwanderung der Bevölkerung kam, verdanken wir der Nähe zu Freistadt und der Lage der Gemeinde an der Bahnlinie mit dem Bahnhof Summerau. Das vorwiegend aus Bauernhöfen bestehende Dorf Rainbach wuchs seit 1945 von 81 auf 173 Häuser im Jahr 1985, dem Zeitpunkt der Markterhebung. Es bot sich entlang der Bundesstraße ein vollkommen verändertes Ortsbild, da die Gebäude umgebaut, oft um einen Stock erhöht oder abgerissen und neu gebaut wurden. Auch verschwand durch die Schaffung von Gehsteigen und Grünanlagen im Ortszentrum teilweise der ländliche Charakter von Rainbach. Neue Gewerbebetriebe entstanden oder bestehende wurden vergrößert, sodass mehr Arbeitsplätze für Einheimische geschaffen wurden. Viele öffentliche Bauvorhaben wurden verwirklicht, wie z.B. der Bau der Wasserversorgungsanlage und des Ortskanals, Eröffnung einer eigene Hauptschule im September 1964 und der Neubau der Hauptschule im Jahr 1973, die Errichtung des Kindergartens und der Umbau des Amtsgebäudes, Ausbau und Asphaltierung des Straßennetzes im Gemeindegebiet. Die Pfarre baute 1955 ein Pfarrheim, renovierte in den Folgejahren die Kirche und erweiterte die 1979 durch einen Neuzubau. Zusätzlich zum Gemeindearzt errichteten ein Dentist und ein Tierarzt eine Praxis. 1981 konnte mit gepflegten Grünanlagen und mit Blumen geschmückten Häusern Rainbach den Titel „Das schönste Dorf Oberösterreichs“ erringen.
Weil der Gemeinderat der Ansicht war, dass diese positive Entwicklung der letzten Jahrzehnte in Rainbach durch die Verleihung des Titels „Markt“ gewürdigt werden sollte, beantragte er am 21.12.1984 bei der OÖ Landesregierung die Markterhebung, die diesem Wunsche mit einem Beschluss vom 18. März 1985 nach kam. Voll Stolz feierte man dann am 22. Juni 1986 mit einer Feier und einem umfangreichen Kulturprogramm die Titelverleihung.
(Text großteils aus der Markterhebungsfestschrift, die von OSR Leopold Pötscher und Helmut Knogler zusammengestellt wurde)
Weitere Informationen über die Markterhebung findet man hier!
Hier kann man sich einen Film über die Markterhebungsfeierlichkeiten von 1986 ansehen.
Vor 70 Jahren am 1. August begann das Österreichische Fernsehen mit einem Versuchsprogramm.
Über die Entwicklung des Fernsehens bei uns gibt es schon einen Beitrag:
"Veränderungen beim Fernsehen seit meiner Kindheit"
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Fotos
Verfasser
Helmut Knogler
Labacher Straße 9
4261 Rainbach i. M.
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