Vorarbeiten für die Erweiterung der Pfarrkirche 1969.
Im Jahr 1968 kam es zu einem Pfarrerwechsel in Rainbach. Anton Sageder, zuvor Generalpräftekt im Petrinum Linz, wurde neuer Pfarrer. Sein Vorgägner, Pfarrer Kolmbauer, der seit 1958 hier Pfarrer war, hatte mit der Anschaffung der Kirchenfester von Magret Bilger die Pfarrbevölkerung vergrämt. Man fand, dass es dadurch in der Kirche sehr dunkel wurde. Aus diesem Grund gestaltete die Künstlerin dann die Fenster für den Altarraum heller und der neugotische Altar, der schon etwas wurmstichig war, wurde bis auf den Tabernakel abgetragen. Das störte die wenigsten, da man man zu dieser Zeit die sogenannte Bauart der Altäre (damals als "Brettlgotik" bezeichnet) als wenig künstlerisch wertvoll einschätzte. Aber auch die Pläne einer Kirchenerweiterung, bei der man im Norden an Stelle der bestehenden kleinen Beichtkapelle ein Nebenschiff getrennt nur durch Säulen, die das nördliche Mauerwerk tragen sollten, errichten wollte und die Aufforderung, dass jede Familie einen gewissen Geldbetrag dazu leisten sollte, gefiel teilweise der Bevölkerung nicht. Diese negative Einstellungen der Pfarrangehörigen und sein angegriffener Gesundheitszustand waren der Grund, weshalb Pfarrer Kolmbauer um Versetzung in eine andere Pfarre ansuchte.
Inzwischen hatte Architekt Zemann aus Freistadt, der auch die Pläne für den vorherigen Pfarrer erstellt hatte, einen weiteren Planungsvorschlag. Der angebaute Teil im Norden sollte quer zum Kirchenschiff situiert werden. Der zukünftige Standort des Altares war in der Mitte des alten Kirchenschiffes geplant. Um die Leute zum Spenden zu animieren, gingen um Neujahr 1969 der neue Pfarrer Sageder, Kaplan Renauer und die Leitner-Brüder Gerold, Engelbert und Gottfried in der ganzen Pfarre von Haus zu Haus als Sternsinger und sammelten für die Kirchenerweiterung. Der Sternträger war der heutige Paßberger Wirt Willi Eibensteiner. Als Kassa hatten sie ein Modell von der Kirche mit dem geplanten Zubau mit und informierten so gleich damit. Bei den neuerlichen Informationen in Dorfabenden gelang es dem neuen Pfarrer Sageder die Leute von der Notwendigkeit einer Erweiterung zu überzeugen und sie für das Projekt zu begeistern. In der Kirche sollte man zukünftig nicht mehr stehen müssen, da es genug Sitzplätze geben würde. Außerdem würden die Bänke im Neubau leicht nach hinten ansteigend aufgestellt werden. Eine eingebaute Kirchenheizung sorge dann im Winter für ein angenehmes Sitzen während der Messe. Hellere Fenster im Zubau brächten wieder genügend Tageslicht in den Kirchenraum. Dem Bundesdenkmalamt in Linz gefiel dieser zweite Plan wenig. Es wollte jedoch keinen ablehnenden Bescheid abgeben, weil von der Diözese unter Dombaumeister Nobel, der selber vorher schon ähnliche Kirchenzubauten geplant hatte, der Bau befürwortet worden war. Darum ersuchte man das Bundesdenkmalamt in Wien, die endgültige Entscheidung zu treffen, die dann doch noch positiv ausfiel.
Am Fronleichnamstag, am 5. Juni 1969, war dann der letzte Gottesdienst in der „alten Kirche“. So mancher konnte sich nicht vorstellen, dass vieles auf nimmer Wiedersehen verschwinden wird: die Seitenaltäre mit einigen Statuen, die Kanzel, die Beichtstühle u. a.. Aufgehoben wurden die an der Wand hängenden Kreuzwegstationen und eine Marienstatue. Am Tag darauf waren schon bald in der Früh viele Helfer da. Diese zerlegten jetzt mit Krampen, Sägen und Brecheisen die damals als nicht erhaltenswert gehaltenen Kulturgüter. Ob darunter auch einige Statuen waren, lässt sich nicht mehr eruieren. Es gab auch Leute, die meinten, das seien die Gräuel der Verwüstung. Im hinteren Kirchenteil war eine Zwischendecke aus Holz eingezogen, worauf sich auch Kirchenstühle befanden. Die Holzteile waren relativ schnell entfernt. Hinten waren die tragenden Teile in der Mauer eingestemmt, vorne lagen sie in je einem Eisenträger, der von der Mittelsäule bis zur südlichen bzw. nördlichen Wand reichte. Um diese herunterzuheben, setzte man einen Traktor mit einer Gabel vorne ein. Beim nördlichen Träger wurde im Arbeitseifer die Gabel nicht ganz in der Mitte platziert. So passierte es, dass der Träger kippte und mit dem nördlichen Ende eine Gewölberippe ordentlich beschädigte.
Ein Bagger begann mit der Abtragung der Beichtkapelle. Da so viele Bauern beim Abtransport mitmachten, passierte es, dass einige von ihnen oft schon ungeduldig mit ihrem Traktor mit Anhänger warteten. Die Arbeiten waren, wie man sich vorstellen kann, schnell erledigt.
Die nach Norden gerichtete Kirchenaußenwand musste auf fast der gesamten Länge unterfangen werden. In der Bevölkerung gab es große Bedenken, dass dabei die Kirche einstürzen würde. Alte Dokumente bezeugen, dass auch beim Bau der kleinen nördlichen Beichtkapelle vor 300 Jahren schon die Leute befürchteten, dass die Kirche einstürzen würde, wenn man die Öffnung zur Kapelle nicht mit einer Säule stützen würde. Die mit den Bauarbeiten beauftragte Firma Holzhaider aus St. Oswald arbeitete jedoch sehr sorgfältig. Zuerst wurden in der Höhe, wo später der Betonträger hinkam, Löcher ins Mauerwerk gestemmt. Durch diese steckte man Eisenträger, die wieder auf Eisenträger im Kircheninneren und außen lagen, gestützt von einem Gerüst aus dicken Holzstämmen. Damit man nicht zu lange Holzstämme verwenden musste, errichtete man außen und innen Betonfundamente, die später wieder entfernt wurden. Nach dieser Vorbereitungsarbeit konnte mit der Abtragung der Nordwand in der Länge der zukünftigen Öffnung begonnen werden. Die Bauarbeiten und die Ausgestaltung nahmen den gewünschten Verlauf, sodass am 5. September 1970 das Fest der Altarweihe und der Vollendung des Kirchenbaues mit Diözesanbischof Dr. Franz Zauner gefeiert werden konnte.
In den 1970er Jahren schrieb ein Kunstführer über unsere Kirche: „Rainbach ermöglicht Konfrontation mit übernommener und zeitgenössischer Kunst.“ Nicht wenige Besucher bewunderten damals unsere Kirche, vor allem wegen der Fenster von Magret Bilger, die jetzt voll zur Wirkung kamen. Wenn man jedoch heute Bilder von der alten Kirche mit ihrer Inneneinrichtung betrachtet, meint man wehmütig: „Schade, dass man das alles vernichtet hat.“
Andere Details über die Kirchenerweiterung finden Sie im Heimatbuch von Anton Sageder, Teil1 - Verpflichtendes Erbe Seite 96 bis 101.
Hier im digitalen Gemeindearchiv online zu lesen oder herunterzuladen!
Fotos
Verfasser
Helmut Knogler (geb. 1949), Labacher Straße 9, 4261 Rainbach i. M.
Info
Falls Sie zu diesem Thema Ergänzendes erzählen wollen oder Fotos zur Verfügung stellen können, dann teilen Sie uns dies bitte schriftlich oder per E-Mail mit. Wir sind gerne bereit Ihren Beitrag oder das/die Foto/s hier zu publizieren.
Jedwede Veröffentlichung dieses Artikels, auch auszugsweise, darf nur mit Erlaubnis des Autors (der Autorin) geschehen.
Bei Verwendung der Fotos ist zu bedenken, dass diese eventuell urheberrechtlich geschützt sind.