Probleme mit dem Wasser

Probleme mit dem Wasser.

In dem Haus, in dem ich geboren bin, in Rainbach Nr. 74, hatten wir sehr gutes Wasser. Alle sagten immer dazu „Kelchbrunnenwasser“. Was dieser Name bedeutet, weiß ich nicht. Unser Haus lag ziemlich hoch auf der Anhöhe und da musste das Wasser hinaufgeleitet werden. Das wurde mit einem hydraulischen Widder (Anm. 1) gemacht.

Von einem Brunnen wurde das Wasser zuerst zum Widder geleitet, welcher unter der Erde in einem 2 m tiefen quadratischen kellerähnlichem Loch in der Mitte stand. Über eine Leiter musste man hinein steigen und draufdrücken, dass er in Bewegung kam. Jetzt pumpte er ohne Strom das Wasser zu unserem Haus hinauf.

Hie und da blieb er stehen, manchmal auch in der Nacht. Da mussten wir Kinder hinuntergehen und zu ihm hinabsteigen. In der Nacht gingen wir Geschwister oft zusammen zum Widder. Einer alleine hätte sich gefürchtet.

Im Winter war es oft furchtbar, weil die Leitung aus Bleirohren verfroren war. Da mussten wir suchen, wo das Wasser abgefroren war. Man musste aufgraben und aufheizen, sonst hatten wir kein Wasser.
Später sind wir in das Haus Nr. 2 auf dem Dorfplatz in Rainbach i. M. eingezogen. Auch da hatten wir mit dem Wasser Probleme. Wir mussten das Wasser mit Eimern vom Gemeindebrunnen beim Kloster heim tragen. Wenn Trockenheit herrschte, musste man bei der Pumpe zuerst Wasser hineinschütten und sehr schnell pumpen, sonst wäre das Wasser wieder abgeronnen und man hatte wieder keines. Einmal ist mir das passiert. Ich war eine Viertelstunde unterwegs, um dann vom Pfarrhofbrunnen Wasser zu holen, der noch viel weiter entfernt war. Hier musste ich das Wasser mit einem Blechgefäß, das an einer Stange befestigt war, herausschöpfen. Da es eisig war, rutschte ich mit dem Eimer aus und das Wasser, welches ich so mühsam herausgeschöpft hatte, war wieder futsch. Ich glaube, meine Arme sind vom Wassertragen so lang geworden.

Anm.1: Durch die Kraft des talwärts fließenden Wassers fördert der hydraulische Widder vollkommen selbsttätig einen Teil des zufließenden Wassers auf Höhen, die um ein Vielfaches über dem Zufluss liegen. Widder arbeiten Tag und Nacht, auch jahrelang, ohne Betriebskosten.

Veröffenlichungsrechte beim Heimatverein Rainbach i. M., da die Verfasserin schon verstorben ist.

Rainbach i. M.
1925
Verfasser

Franziska Haiböck (geb.1914)
ehemals Lichtenauer Str. 10, 4261 Rainbach i. M.

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