Priester Loidl, ein Kaplan, der den Rainbachern in Erinnerung blieb

Priester Loidl, ein Kaplan, der den Rainbachern in Erinnerung blieb.

Rudolf Loidl verstarb am 29. September 2009 im 87. Lebensjahr. Er kam 1950 als junger Priester nach Rainbach und war hier bis 1957 Kaplan. Für die Jugendlichen war das eine besondere Freude, weil der damalige Pfarrer Franz Ennsgraber und sein Kaplan Franz Auinger schon ältere Herren waren. Mit Kaplan Loidl begann eine aktive Jugend- und Jungschararbeit. Auf sein Betreiben hin wurde das Jugendheim (heute „Pfarrheim“ ganannt) gebaut. Hier war dann einiges los, da es den größten Saal der Gemeinde hatte. Bälle fanden statt, Theater wurde gespielt, das Wanderkino Stadler zeigte am Wochenende Filme und in den kleineren Räumen fanden die Heimstunden der Jungschar und der Katholischen Landjugend statt. Durch diese Aktivitäten lernten die Jugendlichen den katholischen Glauben auf eine zeitgemäße Art kennen. Rudolf Loidl ist vielen hier in Rainbach als für die damalige Zeit fortschrittlicher, lustiger und leutseeliger Priester in Erinnerung. Folgende Beiträge sollen seine Arbeit in Rainbach noch genauer schildern.

"Kaplan Loidl initierte in Rainbach die Jungschar. Es war vorher nicht viel los. Pfarrer Ennsgraber und Kaplan Auinger waren schon alte Männer. Am Anfang war ich allein Jungscharführer. Bald aber machten auch Gerhard Koller, Erich Baier und Michael Greul mit. Das war eine schöne Gemeinschaft. Kaplan Loidl schickte uns auf Schulungen, ohne die die Jugendarbeit sonst nur eine halbe Sache gewesen wäre. Wir unternahmen oft Wanderungen. Manchmal gingen wir auf den Heidenstein. Dort spielten wir Räuber und Gendarm. Ich erinnere mich noch gut an eine Teilnahme am Dekanatsjugendtreffen im Marianum, von dem ich auch einige Fotos habe. Da gabs für die Kinder die verschiedensten Wettbewerbe. Das erste Jungscharlager hatten wir in Sandl bei den Rosenhofer Teichen. Dabei hatten wir ein Zehnmannzelt. Soweit ich mich erinnern kann, hat da Kaplan Loidl sogar gekocht. Bei den folgenden Lagern war er immer mit dabei. Bei diesem ersten Lager sagte er auch am Abend: "Bei dem, der zur Geisterstunde die Lagerwache hält, bei dem ich unbemerkt ins Zelt komme, der muss mir am nächsten Tag das Motorrad putzen." Er besuchte in den Abendstunden den Pfarrer von Sandl. Immer zwei Jungscharbuben hielten je eine Stunde Wache. Da um Mitternacht niemand Wache halten wollte, sprang ich, der Jungscharführer ein. Es dauerte nicht lange, da hörte ich ein Geräusch beim Zelt. Ich schaute nach. Da war aber Kaplan Loidl schon im Zelt. Er sagte: "Das wusste ich nicht, dass du Wache hältst." Ich musste nicht wie angekündigt, das Motorrad putzen. Heimstunden hatten wir vor dem Pfarrheimbau in einem Kammerl des Bauerhauses "Sitz" in der Summerauer Straße im rechten unteren Teil des Hauses. Ich erinnere mich noch gut an das Bauen von Weihnachtskrippen mit den Buben. Wir machten Wurzel- und Wiedkrippen. Da wurde in diesem Kammerl fest geheizt, dass es warm war. Kaplan Loidl regte den Bau eines Jugendheimes an, wo sich die Jugend treffen kann und wo auch Veranstaltungen abgehalten werden können. Nach zweijähriger Bauzeit (Beginn 1954) unter starker Mithilfe der Pfarrbevölkerung (Robotarbeiten und Sachspenden) erfolgte die Einweihung 1956 durch Bischof Zauner." (Teil eines Gespräches mit Leopold Umbauer, 4261 Rainbach, Lärchefeld 21)

"Die KAJ Rainbach wurde unter Rudolf LOIDL, der von 1950 bis 1957 Kooperator in unserer Pfarre war, gegründet. Mit ca. 15 Jahren trat ich aus der Jungschar in die KAJ über. Unser Jugendführer war der Kooperator selbst. Die wöchentlichen Heimstunden fanden im Zimmer - jetzt Pfarrkanzlei des Kooperators statt. Stets wurden wir mit Obst bewirtet, das in einer größeren Schale auf dem Tisch stand, um den wir Jugendliche Platz nahmen. Die Heimstunden wurden interessant, aber eher kurz gehalten, denn anschließend spielte der Kooperator mit uns auf der „Hoader-Hauswiese“ zwischen dem Hoader-Haus und dem Gottlieb-Haus Fußball. Als Tore dienten uns in den Boden gerammte Stangen, den Lederfußball hatte stets der Kooperator mitgebracht.
Kooperator Loidl war ein guter und schneller Fußballspieler, obwohl er immer in der Soutane (= ein langer schwarzer Talarrock mit 33 Knöpfen, der als Unterkleid unter den gottesdienstlichen Gewändern und als Amtstracht außerhalb des Gottesdienstes den kath. Geistlichen diente) spielte, die ihn bestimmt in seiner Beweglichkeit etwas behinderte. Oft spielten wir 3 bis 4 Stunden, oder bis es finster wurde und wir die Mitspieler kaum noch sahen.
Eine Begebenheit ist mir noch in guter Erinnerung: Es war schon ziemlich dunkel als uns der Lederball in den notdürftig abgedeckten „Hoader-Brunnen“ rollte, der sich östlich, knapp neben dem Bauernhaus befand. Wir Spieler legten uns an den Brunnenrand und wollten nach dem Ball sehen. Da es im Brunnen noch dunkler war als heraußen, lief Kooperator Loidl in den Pfarrhof und holte eine Taschenlampe. Erst dann sahen wir, dass der Brunnen ziemlich voll mit Wasser war und unser Fußball in einer Tiefe von nur ca. 1,5 m schwamm. So konnten wir ihn relativ leicht herausholen und hatten für das Spiel in der nächsten Woche wieder unseren Fußball." (Schriftlicher Beitrag von Hans Stöglehner, 4261 Rainbach, Stadln 5)

"Ich war schon bei der Katholischen Jugend, bevor Kooperator Loidl nach Rainbach kam. Direktor Leopold Pötscher hielt manchmal im damaligen Schulgebäude, heute Gemeindeamt, eine Heimstunde. Kooperator Loidl wollte die Pfarrjugend auf Schwung bringen. Deshalb wollte er mich als Jugendführer gewinnen. Ich erzählte ihm aber, dass ich bald vorhatte, zu heiraten. Er fragte mich um mein Alter. Ich antwortete ihm: „22“. Da meinte er: „Ein KJ-ler heiratet erst mit 25.“ An einem Sonntagnachmittag fuhr er mit mir mit dem Rad zu meiner zukünftigen Braut. Auf dem Heimweg sagte er: „Du, ich weiß schon, was ich dir zur Hochzeit schenke. Einen Schemel, damit du deine Angetraute ordentlich küssen kannst.“ (Meine Braut war nämlich um einiges kleiner als ich). Im November war dann am Postlingberg bei Linz die Hochzeit. Kooperator Loidl traute uns dort. Er war mit seinem eigenen Motorrad dort angereist. Bei der Hochzeitsfeier im damaligen Gasthaus Waldhauser in der Nähe des Bahnhofs Summerau war er selbstverständlich auch dabei. Ganz viel und nahe bei den PfarrbewohnernInnen zu sein war ihm ein großes Anliegen. Darum war er auch immer viel unterwegs. Er machte den „pfarrlichen Außendienst“, Pfarrer Ennsgraber den Dienst im Pfarrhof." (Teil eines Gespräches mit Ignaz Kralik, 4261 Rainbach, Summerau 124)

Rainbach i. M.
1950
Fotos
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Kaplan Loidl bei der Einweihung des damals neugebauten Feuerwehrzeughauses in der Summerauer Straße (zw. Raumaustatter Leitner und Fleischanderl, ehem. Schugeschäft) am 7. Mai 1956 - Fotoleihgeber: Nachlass Loidl
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Kaplan Loidl auf seinem Motorrad zusammen mit Jugendführerinnen
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Kaplan Loidl Bischof Zauner und Pfarrer Ennsgraber - Empfang des Bischofs anlässlich der Jugendheimeinweihung - Bildleihgeber: Nachlass Loidl
Verfasser

Helmut Knogler (geb. 1949),
Labacher Straße 9,
4261 Rainbach i.M.

Info

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