Gewerbe in Zulissen in den 1930er Jahren

Gewerbe in Zulissen in den 1930er Jahren.

In meiner Jugendzeit gab es viele Männer, die alles, was durch Abnützung oder sonst wie kaputt ging, wieder gebrauchsfähig machen konnten. Es existierte in der Ortschaft ein Wagner namens Kralik (Zulissen Nr. 3), der mit seinen Lehrlingen und Gesellen und der eigenen Arbeitskraft alles fachmännisch wieder herstellte oder neu entwarf. Als nächste waren drei Schmiede im Ort: der älteste war ein Junggeselle mit dem Namen „Franzensepp“, der in einem Abstand von seinem Haus seine Schmiede aufgebaut hatte. Der Name „Franzensepp“ wurde zum Hausnamen, da er bis heute noch verwendet wird. Die Schmiede wurde vom folgenden Erben namens Greul abgerissen und der Erbe Johann Greul, der ebenfalls verstorben ist, trug auch den Namen „Greul“. Der zweite Schmied war auf dem „Schmiedhäusl“ (Zulissen Nr. 21) in unmittelbarer Nähe der Dorfkapelle. Der dritte Schmied war Franz Kapl, der am „Proierhaus“ (Zulissen Nr. 14) zuheiratete. Er stammte aus Zwarmetschlag, Gemeinde Oberhaid und konnte Pferde beschlagen, Eisenringe auf Wagenräder und Eisstöcke aufziehen, eine wahrhaft heikle Arbeit; er konnte sich in punkto Arbeit mit jedem Schmied messen.

Der Ort Zulissen hatte zwei Wirtshäuser: Das älteste war im „Deibl-Haus“ (Zulissen Nr. 26), das früher einmal Brauhaus war und in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg aufgelassen wurde. Das zweite Wirtshaus war auf Nr. 12 des Ortes und sein Besitzer war Ignaz Wagner mit dem Hausnamen „Maurerhiasl“. Es wurde 1988 vom späteren Besitzer Alois Reisinger aufgelassen.

Um das von allen Landwirten erzeugte Flachsgarn zu Leinen zu verarbeiten, hat so mancher Bauer, besonders aber der Weber Josef Schaufler (Zulissen Nr. 13) mit dem Webstuhl Leinwand erzeugt und auch Fleckerlteppiche gewebt. Sogar einen Schuster, der die zerrissenen Schuhe reparierte, hatte der Ort: Franz Mühleder, mit dem Hausnamen „Heata“ (Zulissen Nr. 22). In der Zeit von 1924 bis 1952 hat Frl. Christine Preinfalk (Zulissen Nr. 2) das Frauen-Kleidermachergewerbe ausgeübt. Bei mir zu Hause (Zulissen Nr. 16) war mein Großvater Josef Kolberger Schneider.

Der Artikel wurde vom Sohn des Verfassers Hr. Hubert Kolberger (Summerauer Str. 29, 4261 Rainbach i. M.) zur Verfügung gestellt. Bei eventuellen Veröffentlichungen ist mit ihm Kontakt aufzunehmen.

Zulissen
1930
Verfasser

Josef Kolberger (geb.1922), +1993, ehemals wohnhaft in Zulissen 16, 4261 Rainbach i. M.

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