Anstecknadel des Radfahrvereines Rainbach.
Diese einzige noch vorhandene Anstecknadel des Radfahrvereines Rainbach und einige Bierkrüge erinnern daran, dass es eine sehr aktive Radfahrergruppe schon vor 1900 in Rainbach gab.
Rainbach hatte bereits im Jahre 1896 einen „Radfahrverein". Gründungsobmann war Gastwirt Leopold Blumauer, der auch Obmann des Veteranenvereins war. Wie aus Fotos zu entnehmen ist, legte man damals bei den Radtouren weniger Wert auf sportliche, sondern eher auf elegante Bekleidung. Die Herren - von Damen als Vereinsmitglieder ist nichts bekannt - trugen bei den Ausfahrten lange Hose, Hemd und Krawatte oder Fliege. Als Kopfbedeckung diente den Sportlern eine Schirmmütze.
„Nach gemeinsamen Ausfahrten oder Wettfahrten trafen sich die Sportler im Vereinslokal des Obmannes Blumauer. Jedes Vereinsmitglied hatte im Lokal ein Stammglas mit dem Vereinswappen und einem kunstvoll ausgeführten verzinkten Deckel. Manche Gläser waren sogar mit dem Namen des Besitzers versehen. Einige der halb Liter Gläser sind noch der Nachwelt erhalten geblieben. So z.B. cler Krug des späteren Bürgermeisters Alois Traxler, der Krug eines Alois Braunmayer, weiters ein Krug als zweiter Preis bei der Radwettfahrt am 27. September 1903 sowie der „Hochzeitskrug” der Sportkollegen vom Radfahrverein für das Mitglied Mathias Birklbauer anlässlich seiner Hochzeit am 16. Februar 1909." (1)
„Für die Radwettfahrt am 27. September 1903 ersuchte der Radfahrverein das Kommando der FF Rainbach um Beistellung eines Ordnerdienstes, den die Feuerwehr zur Zufriedenheit des Veranstalters versah. Vom Radfahrverein erging auch an die FF Rainbach eine Einladung zum Radfahrerkränzchen am 24. Jänner 1910." (2)
In der Pfarrchronik aus dem Jahre 1905 berichtet Pfarrer Josef Schönbaß in seiner humorvollen Art über ein „Preisfahren" der Rainbacher Sportler, das offensichtlich von Rainbach über Lichtenau, Grünbach, Freistadt und zurück zum Radfahrerlokal Blumauer führte: „Hatte am 6. Juli 1905 einer der rasenden Autostinkkästen hier ein Malheur von nebensächlicher Bedeutung, so geschah bei dem rasend schnellen Preisfahren unseres Radfahrvereines ein Malheur von hauptsächlicher Bedeutung: Ein Preisritter nach dem anderen kam von der Vierzehnerhöh schweißtriefend und nach Luft schnappend angeradelt und wurde mit musikalischem Tusch begrüßt. Nur einer, der Maurerwirt Franz, stellte die sehnsüchtig Wartenden auf eine harte Probe - er kam und kam nicht. Gewiss ein Unglück! Sollte nicht eine Rettungsexpedition abgehen und die Schluchten und die Straßengräben nach dem Verunglückten absuchen? Da, auf einmal kam er, steif wie ein Engländer auf seinem Stahlross sitzend und in aller Gemütsruhe eine Zigarre paffend, angeritten. Er hatte in der Überzeugung, dass für das letzte Best kein Bewerber, kein Konkurrent, zu fürchten ist, seinen Renner beim Weißengruber (Gastwirtshaus in Apfoltern) schonend grasen lassen und sich selbst unterdessen zum Heimritt bierlich gestärkt.
So endete der denkwürdige Preislauf am 17. September mit allgemeiner Heiterkeit und es ist ein praktischer Erfolg desselben, dass beim Blumauer im Radfahrlokal die glänzend weißen Vereinskrüge in Reih und Glied, jederzeit zum „Abzug" bereit, aufgehängt sind." (3)
Leider geht aus keiner Chronik hervor, wer bei diesem denkwürdigen Rennen als Sieger hervorging. Eines ist wohl mit dem Jahre 1905 gleich geblieben: Sport soll Freude und Fitness vermitteln. Es geht nicht nur um Siege.
Quellenverzeichnis:
- Gespräch mit Frau Hilda Blumauer, Gastwirtin, am 26. September 2011
- Protokoll der FF Rainbach vom 6. Sept. 1903 bzw. 24. Jänner 1910
- Aus Pfarrchronik 1885 - 1920
Verfasser: Hans Stöglehner (geb,1939), Stadln 5,4261 Rainbach i. M.
Fotos
Verfasser
Hans Stöglehner (1939-2021, Stadln 5, 4261 Rainbach i. M.
Info
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