Orgelpfeifen der ehemaligen Rainbacher Kirchenorgel

Orgelpfeifen der ehemaligen Rainbacher Kirchenorgel.

Diese Orgelpfeifen stammen von der Orgel aus 1890, einem Werk des Urfahrer Orgelbauers Johann Lachmayr. Pfarrer Schönbass hatte dafür vorher einen Orgelfond ins Leben gerufen, da sich der Reparaturen bei der Vorgängerorgel aus dem Jahr 1775 häuften. "Die neue Orgel, ein Werk des Urfahrer Orgelbauers Johann Lachmayr, wurde bei der Orgelweihe vom Domorganisten Karl Waldeck gespielt. Dieser sparte nicht mit Lob über das gelungene Werk.“ (1)

„Im Zuge des Zubaues zur Kirche 1970 wurde die Empore umgestaltet. Die Orgel, die bis zu diesem Zeitpunkt auf der Südseite der Empore stand, wurde dabei erstmals abgebaut und auf der Nordseite etwas weiter vorne aufgestellt. Dabei litt der Zustand der Orgel und verschlechterte sich in den folgenden Jahren weiter. Pfeifen mussten ausgewechselt werden. Das Pedal war sehr schlecht und bedurfte einer Reparatur. Die Behebung der Schäden hätte zwischen 500.000 und 600.000 Schilling gekostet. So überlegte man, ob nicht eine Neuanschaffung sinnvoller wäre.

Die Diözese Linz als Aufsichtsbehörde der Pfarre war auch der Meinung, dass für die Rainbacher Kirche eine neue Orgel angeschafft werden sollte. Der Rainbacher Organist Josef Stumvoll, der als Musikschullehrer in Freistadt Orgel unterrichtete, hatte Kontakte zu anderen Schulen und Lehrern. Einer davon war der zu Dr. Frieberger aus Aigen-Schlägl, der damals als Orgelsachverständiger weltbekannt war. Dieser besichtigte mit einer Gruppe von Rainbachern verschiedene Orgeln und schlug dann Orgelbauer vor, bei denen Anbote eingeholt werden sollten. Eines davon kam vom Südtiroler Ciresa, von Reil aus Holland und von der Orgelbauschule St. Florian. Vor einer Entscheidung über die Vergabe gab es in der Pfarre eine rege Diskussion, ob die neue Orgel auf der Empore oder im Altarraum aufgestellt werden sollte. Die Sachverständigen der Diözese und Dr. Frieberger schlugen vor, die Orgel solle herunten im Altarraum aufgestellt werden. In der Pfarrbevölkerung waren jedoch viele für eine Orgel oben auf der Empore. Einige vertraten ihre Meinung so vehement, dass manche kurzfristig direkt böse aufeinander waren. Es wurde bei Dorfabenden über den Standort weiter diskutiert. Zeichnungen von der Orgel an verschiedenen Standorten, angefertigt von Josef Zeindlhofer sen., sollten bei der Entscheidungsfindung helfen. Dann stimmten der Pfarrgemeinderat, der Pfarrkirchenrat und das Orgelkomitee ab: 18 waren für oben, 7 für herunten und 2 für links vorne. Man erteilte den Auftrag an Ciresa.

Das Orgelkomitee mit Dr. Reichinger als Vorsitzenden hat seinen Betrieb besichtigt und alles mit ihm eingehend besprochen. Da der Orgelbaumeister nach Rainbach einen sehr weiten Weg hatte, übernahm Josef Zeindlhofer die Aufgabe, die Empore genau zu vermessen. Dies war eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, da nach diesen Maßen die Orgel geplant und angefertigt wurde. Die Orgelpfeifen und das Gehäuse durften nirgends an die Rippen des Kreuzgewölbes und an das Gewölbe selber anstoßen. Die Grundfläche hatte der Orgelbauer schon, aber die Höhenmaße benötigte er noch, da er die Höhe optimal ausnutzen wollte. Da die Orgel auch ein Kunstwerk ist, entschied in der Diözese der Kunstrat, ob das Aussehen zur Kirche passt oder nicht. Der damalige Vorsitzende des Kunstrates war der Dombaumeister Architekt Nobel. Das Aussehen des Orgelgehäuses, das Ciresa mit einem Plan dokumentierte, passte Architekt Nobel nicht ganz. Er schlug Änderungen vor und versprach eine Genehmigung, wenn diese gemacht würden. Ciresa hatte mit einer Umplanung nicht viel Freude. Darum fertigte Josef Zeindlhofer einen Plan des Gehäuses an, der dann vom Orgelbauer ausgeführt und vom Kunstrat genehmigt wurde. Die Orgel kostete 2.037.000 Schilling. Die Brüstung der Empore musste durchgebrochen werden, was Kosten von 40.000 Schilling verursachte. Zur Orgelweihe wurde auch die Kirche ausgemalt, was schon länger fällig war, und dafür bezahlte man 168.000 Schilling. Ein Großteil des Geldbetrages musste von der Pfarre aufgebracht werden. Eine Aktion, die auch liturgisch Früchte getragen hat, waren die Orgelsonntage. Man machte jeden Monat eine Sammlung. Dazu gestaltete eine Ortschaft den Gottesdienst. Es war erstaunlich, mit welchem Engagement da gearbeitet wurde und welche Talente und Fähigkeiten zum Vorschein kamen. Die Kehrseite war, dass es fast ein Wettbewerb wurde, der den Namen „Wer macht den schönsten Gottesdienst?“ verdient hätte. Die Musiker „Friedl&Friedl“ boten ihren Gratisauftritt an, wenn aus dem Ball für PfarrmitarbeiterInnen ein Pfarrball mit Eintrittskarten und Vorverkauf würde, was man dann auch im Jahr 1985 erstmals machte. Mit Tombola und einem Kuchen- und Tortenverkauf erzielte man weitere Einnahmen für die Orgel. In der Folge spielten dann verschiedene Musikergruppen, die nicht mehr öffentlich auftraten, nochmals gratis für die Pfarre. Auch das Pfarrfest entstand. Dem Fest im Scherb-Stadl im Jahre 1989, bei dem Pfeifen der alten Orgel verkauft wurden, folgten jährlich weitere Pfarrfeste. So brachte man das Geld für die Orgel zusammen. Dazu kamen noch viele einzelne großzügige Spenden.“ (2)

Am Sonntag, 13. August 1989 wurde die Orgel im Rahmen der Gottesdienste von Dr. Rupert Gottfried Frieberger zum ersten Mal vorgestellt und am folgenden Tag von Diözesanbischof Maximilian Aichern geweiht.

Quellen:
(1) aus der Festschrift "Die neue Orgel in der Pfarrkirche "Maria Himmelfahrt" Rainbach i. M.
(2) Sinngemäße, jedoch nicht wortwörtliche Wiedergabe eines Interviews mit Josef Stumvoll, Josef Zeindlhofer und Pfarrer Anton Stellnberger anlässlich der Veranstaltung "25 Jahre Rainbacher Orgel"

Aus dem Buch "Vom Gleisdreieck bis zur Dorfglocke", in dem man viele weitere interessante Erzählungen über das Leben damals in unserer Gemeinde findet.
Hier findet man eine Auflistung der Beiträge dieses Buches. >>>

Fotos
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Orgelpfeifen der ausgedienten Lachmayr-Orgel wurden verkauft, um einen kleinen Teil der Orgelkosten zu finanzieren. Hubert Kolberger aus Rainbach kaufte damals drei größere Orgelpfeifen. Fotograf: Hubert Kolberger
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Lachmayr-Orgel (Gehäuse mit neugotischem Rankwerk bis 1969) - Foto: Pfarrarchiv Rainbach i. M.
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Lachmayr-Orgel (Gehäuse schlichter, passend zur umgestalteten Kirche - 1970) - Fotoleihgeber: unbekannt
Verfasser

Helmut Knogler (geb.1949), Labacher Straße 9, 4261 Rainbach i. M.

Info

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