Schild "Abort" für das Klo von damals.
Wie unangenehm früher es war, das „tägliche Geschäft“ zu verrichten, wissen viele Menschen von heute nicht mehr. Ein kleines hölzernes Hüttchen war ans Haus meiner Großeltern angebaut. Bei Tag und auch manchmal bei Nacht musste man bei jeder Witterung zuerst ins Freie, wenn man es aufsuchen wollte. Für das "kleine Geschäft" in der Nacht benutzte man einen Nachttopf, der meist unter dem Bett stand.
Eine Beleuchtung gab es auch nicht. Bei Tag drang durch die Ritzen zwischen den Holzbrettern und durch eine herzförmige Öffnung in der Tür etwas Licht ins Innere. Beim Öffnen der hölzernen Tür drang einem schon der Geruch der menschlichen Ausscheidungen entgegen, obwohl ein Holzdeckel die runde Öffnung im Sitzbrett zudeckte. Auf dieses Brett setzte man sich und verrichtete so schnell es ging seine menschlichen Bedürfnisse. Als Klopapier verwendete man Zeitungspapier, das schon in kleine Stückchen geschnitten war. Um es ein bisschen weicher zu machen, knüllte man es zusammen und faltete es wieder auf. Bei meinen Großeltern gab es keine direkte Verbindung zum Misthaufen, damit die Exkremente dorthin rutschen konnten. Sie fielen in ein hölzernes Schaff, das unter dem Sitzbrett stand und auch von vorne durch einen Bretterverschlag verdeckt war. Da es immer erst nach etlichen Tagen entleert wurde, stank es fürchterlich.
Ich war froh, wenn ich zu Hause den "Abort" - so stand auf dem Türschild unseres Klosetts - benützen durfte. Er war nur etwas abgesondert vom Wohnbereich. Durch eine Tür gelangte man vom Vorhaus in einen langen Gang; von diesem wieder durch eine Tür ins Klo. Ein Fenster sorgte für Licht und ausreichend Lüftung. Auch für die Nachtstunden gab es schon elektrische Beleuchtung. Der Sitzbereich war betoniert, oben mit gehobelten Holzbrettern verschalt. Durch eine runde röhrenförmige Öffnung, die ebenfalls mit einem Holzdeckel nach Benützung geschlossen wurde, gelangten die Ausscheidungen in eine Senkgrube, die neben dem Haus unter der Erde war. Man konnte auch aus dem bereitstehenden Kübel immer etwas Wasser nachspülen, womit man erreichte, dass es an diesem Örtchen fast nicht stank. Es sollte aber nicht zu viel sein, da sonst die Senkgrube bald voll war und ein Bauer mit seinem Güllefass kommen musste, um deren Inhalt herauszupumpen und auf die Wiese zu fahren.
Fotos
Verfasser
Helmut Knogler (geb.1949), Labacher Straße 9, 4261 Rainbach i. M.
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