Wirtshaus-Schild des ehemaligen Gasthauses Sonnleitner.
Dieser Wirtshaus-Schild hing über der Haustür des ehemaligen Gasthauses Sonnleitner, Kerschbaum Nr. 35 – von der Bevölkerung „Kohlberger-Wirtshaus“ genannt. In der geräumigen Stube der Bauernfamilie Sonnleitner trafen sich am Abend, im Winter auch schon früher die Gäste, um hier zu plaudern, aber vor allem ihrer Leidenschaft, dem Kartenspiel zu frönen. Oft wurde bis in die frühen Morgenstunden tarockiert und präferanzt. Dass an drei Tischen gespielt wurde, war keine Seltenheit.
Zu trinken gab es Freistädter Bier, eine Sorte Weißwein und eine Sorte Rotwein und „Kracherl“, wie damals die Limonade genannt wurde. Alle Getränke hatten eine angenehme Temperatur, da sie aus dem kühlen Keller geholt wurden. Am Sonntag Nachmittag war der Wirtshausbesuch besonders gut. Darum gab es für die Gäste Bier vom Fass und in einem Körberl, das auf dem Tisch stand, Luftgeselchte und Semmeln. Die Würste waren am Vormittag nach dem Sonntagsgottesdienst von einem der Sonnleitner Buben bei der Fleischhauerei Haider abgeholt und zu Fuß in einem Einkaufsnetz heimgetragen worden, was diese gerne machten, denn der Fleischhauer schenkte ihnen dafür immer eine Luftgeselchte.
Eigentlich war das Wirtshaus ein Bauernhaus mit 46 Joch Grund und 8 Kühen. Außerdem hielt man sich als Zugtiere zwei Ochsen und ein Pferd, später nur mehr zwei Pferde und 1963 nach dem Stallbau 14 Kühe. Die zehn Kinder der Familie, übrigens ausschließlich Buben, von denen zwei ganz jung starben, wurden schon in frühem Alter bei der landwirtschaftlichen Arbeit eingespannt. Die Wirtsstube war ihre Wohnstube, wo sie sich oft zu den Gästen setzten und aufmerksam zuhörten, was da gesprochen wurde. Sie lernten auch sehr schnell das Kartenspiel und sprangen dann auch manchmal für Kartenspieler ein, die einmal kurz aufs Klo gingen oder wenn ein Spieler zu wenig war. Gar nicht begeistert waren sie, wenn sie am Morgen in der Stube beim Frühstück den kalten Rauch noch rochen. Da wussten sie, dass bis lang in die Nacht hinein oder gar bis in die Früh gekartelt worden war. Fast jeder der Gäste rauchte damals.
Am Wochenende mussten sie mit einer Stangenbürste den Holzboden in der Stube schrubben. Auch die Stühle und die hölzernen Bänke, die entlang der Wände standen mussten von ihnen geputzt werden. Mühsam war das Entfernen des Schmutzes bei den Kreuzgittern der Rückenlehnen der Bänke. Reinlichkeit war dem Wirt, dem Vater der Kinder, ein großes Anliegen, so auch beim Waschen der Trinkgläser, wofür er zum Abtropfen des restlichen Spülwassers ein eigenes Gestell anfertigte.
Da mit der Zeit der Anspruch an ein Wirtshaus gestiegen war, mussten sich die Sonnleitners entscheiden, ob sie das Wirtshaus modernisieren und sich in Zukunft ganz dem Gastgewerbe widmen oder ob sie als Bauersleute eine Landwirtschaft führen, was sie auch dann taten und deshalb im Jahr 1971 den Gasthausbetrieb einstellten.
Einen zweiten alten Wirtshausschild besitzen die Sonnleitners auch noch. Dieser stammt aus der Zeit, zu der im Haus Kerschbaum Nr. 35 Bier gebraut wurde. Alte Schriften von der Brauerei, die es bis 1890 gab, sind auch noch vorhanden.
Mehr über ehemalige Dorfwirtshäuser in der Gemeinde Rainbach erfährt man im Buch "Von der Dorfmauer bis zur Fensterlucka", in dem man viele weitere interessante Erzählungen über das Leben damals in unserer Gemeinde findet.
Hier eine Auflistung der Beiträge dieses Buches. >
Fotos
Verfasser
Verfasst von Helmut Knogler, Labacher Str. 9, 4261 Rainbach i. M. nach einem Gespräch mit Franz Sonnleitner, Kerschbaum 35 und Johann Sonnleitner, Summerau Siedlung 30.
Info
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