Tarockkarten vom ehemaligen Kerschbaumer Gasthaus Sonnleitner

Tarockkarten vom ehemaligen Kerschbaumer Gasthaus Sonnleitner.

Eine der Kartenspieler-Hochburgen war bis zum Jahr 1972 das Gasthaus Sonnleitner, vulgo Kohlberger, in Kerschbaum. Oft wurde bis in die frühen Morgenstunden tarockiert und preferanzt. Natürlich spielte auch der Wirt mit, wenn es zeitlich möglich war. Kartenspielen zählte damals zu den billigsten Unterhaltungsmöglichkeiten. Gespielt wurde um Groschen, und wenn ein Spiel einmal 40 Groschen kostete, war das bereits eine Sensation. Natürlich hatte der Groschen damals noch eine stärkere Zahlungskraft, aber trotzdem, viel konnte man sich auch nicht mehr damit kaufen. Jedenfalls gab es niemanden im Ort, der sich das Kartenspielen nicht leisten konnte. Und dementsprechend lebhaft ging es auch im Gastzimmer beim Kohlberger zu. Dass an drei Tischen gleichzeitig gespielt wurde, war keine Seltenheit. Dazu kommt noch, dass auch in vielen Bauernhäusern die Karten ihre Runden drehten. Aber im Wirtshaus zu spielen, ist halt doch etwas anderes. Viele Kiebitze, die mehr oder weniger oft drein redeten, und dazu die spezielle Wirtshausatmosphäre. Wobei man aber auch sagen muss, dass so mancher Kartenspieler lieber die Ruhe beim Spiel zu Hause genoss und es keineswegs mochte, wenn all zu viele Zuschauer anwesend waren. Aber trotzdem war die Unterhaltung beim Kartenspiel im Wirtshaus einfach anders. Denn die bunte Mischung der Spieler kam nur dort zustande. Und so war es nicht selten, dass auch einmal der Herr Pfarrer oder der Kaplan beim Kohlberger die Karten mischten. Auch die "Wirtsbuben" lernten schon als Kinder tarockspielen und sprangen gerne ein, wenn etwa nur drei Gäste als Spieler zur Verfügung standen.

Ein begnadeter und beliebter Kartenpartner war der "Eibensteiner" aus Kerschbaum. Wenn er einmal "saß", war er kaum vom Kartentisch wegzubringen. Er spielte auch gerne mit der Jugend und war bei ihr sehr beliebt, weil er nicht zuletzt auch einen guten Schmäh drauf hatte. Wenn er einmal beim Spiel verlor, schwor er, nie mehr die Karten anzurühren. Dieser Schwur dauerte allerdings jeweils nur bis zum nächsten Mal. Aber Niederlagen beim Spiel konnte er nicht so einfach wegstecken. Häufig folgten den erfolglosen Spieltagen schlaflose Nächte. Eines der wenigen Mittel, die ihn vom Kartenspielen abhielten, war eine Fahrt nach Linz. Die Landeshauptstadt kannte er von früher, und um wieder dorthin zu kommen, nutzte er jede Möglichkeit.

Der "Eibensteiner" konnte nicht einmal bei seiner Hochzeit in Rainbach das Kartenspielen lassen. Da er nicht tanzen konnte, zog er es vor, zur Unterhaltung in der Gaststube zu tarockieren. Und selbst als ihm die Braut "gestohlen" wurde, dachte er nicht daran, die Karten wegzulegen und die Braut zurückzuholen.

Aus dem Buch "Von der Dorfmauer bis zur Fensterlucka", in dem man viele weitere interessante Erzählungen über ehemalige Dorfwirtshäuser und das Leben damals in der Gemeinde Rainbach erfährt.
Hier eine Auflistung der Beiträge dieses Buches. >

Fotos
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Karten sind im Besitz von Robert Reindl, der diese auch fotografierte.
Verfasser

Helmut Pröll, Summerau Mitte, 4261 Rainbach i. M.

Info

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