Rechnung der Schneiderei Haiböck

Rechnung der Schneiderei Haiböck.

Diese Rechnung stammt von Hans Haiböck, als dieser die Schneiderei in Rainbach 74 (heute Aistweg 10) hatte. Er hatte den Betrieb schon von seinen Eltern übernommen und später gegenüber vom Kindermann ein neues Haus (Rainbach 119 – heute Lichtenauer Straße 10) für die Schneiderei und zum Wohnen gebaut.

Drei Generationen der Haiböcks waren Schneider. Franziska Haiböck, die Schwester von Hans Haiböck erzählte 1989 davon:

Nach dem ersten Weltkrieg sind viele Hausierer von einem Ort zum anderen mit Stoffen gezogen. Die Leute haben viel gekauft, weil jeder Stoff für neue Kleidungsstücke gebraucht hat. Besonders die Bauern haben viel eingekauft. Die Qualität der Stoffe war sehr schlecht zu dieser Zeit. Die Bauern haben sich die Schneider auf die Stör eingeladen. Bei uns haben sie die Nähmaschine abgeholt und mit dem Fuhrwerk auf den Hof gebracht. Am Montag ist dann mein Vater dorthin zu Fuß gegangen und hat den Stoff zugeschnitten. Meine zwei Brüder, der Hansl und der Pepi, die auch schon gut schneidern konnten, sind mitgegangen. Nun wollte die Mutter beim Schneidern auch mithelfen, aber daheim wartete die Landwirtschaft und unser kleiner Bruder Loisl auf sie. Damit sie das machen konnte, habe ich dann wieder daheim gearbeitet. Das Schneidern auf der Stör hat sie dann gerne gemacht. Sie war eine tüchtige Schneiderin und arbeitete oft Nächte lang. Manchmal arbeiteten bei einem Bauern meine beiden Brüder und bei einem anderen die Mutter und der Vater. Sie schneiderten in Summerau, Labach, Apfoltern und Rainbach. Mit der Zeit hörte sich das auf die Stör gehen auf. Sie brachten daheim das Geschäft miteinander auf Schwung.

Meine Brüder sind beide sehr tüchtige Meister geworden. Hans hat den Betrieb von den Eltern übernommen und später gegenüber vom Kindermann ein neues Haus für die Schneiderei und zum Wohnen gebaut. Der Sepp hat in Leopoldschlag eine eigene Schneiderei aufgebaut.

Meine Schwester Meni war auch eine tüchtige Schneidermeisterin und arbeitete bei den Eltern daheim. Weil mein Vater auch Mesner wurde, zogen meine Eltern in die Mesnerwohnung im Haus auf dem Ortsplatz ein. Meni und ich zogen auch dort hin. Der Loisl lernte auch die Schneiderei beim Hans und ich lernte bei der Meni, die leider plötzlich im Alter von 28 Jahren an Diphterie erkrankte und starb. Da ich in der Zwischenzeit das Schneidern auch schon recht gut konnte, machte auch ich die Meisterprüfung. Bei mir lernten dann mehrere Mädchen die Schneiderei.

Der Sohn von Hans Haiböck, der ebenfalls Hans hieß, beschäftigte etliche Angestellte in seinem Betrieb in der Lichtenauer Straße 10. Bald sprach sich herum, dass in seiner Schneiderei vorzügliche Maßanzüge angefertigt wurden. Von weit her kamen Kundschaften und bestellten bei ihm einen solchen. Er führte den Betrieb bis zu seiner Pensionierung.

Erstveröffentlichung im Buch "Vom Lagerhaus bis zur Dorfkapelle", in dem man viele weitere interessante Erzählungen über das Leben damals in unserer Gemeinde findet.
Hier findet man eine Auflistung der Beiträge dieses Buches. >>>

Fotos
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Leihgeber: Helmut Knogler, Labacher Str. 9, 4261 Rainbach i. M.
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Schneiderei Haiböck in der Lichtenauer Straße 10 - Bildleihgeber: Helmut Knogler, Labacher Str. 9, 4261 Rainbach i. M.
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Hans Haiböck sen. (3. von links) und sein Sohn Hans (4. von links) und dessen Gattin (2. von links) mit ihren MitarbeiterInnen in der Schneiderei in der Lichtenauer Str. 10 - Bildleihgeberin: Margarete Haiböck, Leonfeldner Str. 4, 4240 Freistadt
Verfasser

Nach einem Gespräch mit Franziska Haiböck aufgeschrieben von Helmut Knogler, Labacher Str. 9, 4261 Rainbach i. M.

Info

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