Maskottchen "Mammut" von der ehemaligen Gemeinschaftskühlanlage in Summerau

Maskottchen "Mammut" von der ehemaligen Gemeinschaftskühlanlage in Summerau.

„Da es vor 1950 in den ländlichen Haushalten kaum ein Kühlgerät gab, bzw. diese sehr teuer waren, wurden von Mai bis Oktober wegen der warmen Jahreszeit keine Hausschlachtungen gemacht. Wenn dann ab und zu bei einem Bauern eine Notschlachtung zu machen war, musste das Fleisch sehr rasch aufgearbeitet werden, was sich positiv auf die Qualität des Fleisches auswirkte.“ (1) Deshalb kauften Mitte der 1950er Jahre mehrere Ortsbewohner, hauptsächlich Bauern, miteinander eine Gemeinschafts-gefrieranlage, die billiger war, da nur ein Aggregat die Kälte für die gesamte Anlage erzeugte. In den Orten Summerau und Rainbach West war das ein Gefriertruhenblock mit mehreren Abteilen. Diese waren wie bei heutigen Gefriertruhen oben mit einem aufklappbaren Deckel verschlossen.

„In Summerau war diese Kühlanlage im „Schneiderbauer-Stöckl“, das östlich neben dem ehemaligen Kappl-Gasthaus stand. Die Gemeinschaftskühlanlage war wahrscheinlich dort, weil der erste Obmann der Schneiderbauer, Herr Glasner, war. Man erreichte sie auf einem schmalen Weg zwischen dem ehemaligen Schigl-Gasthaus und dem Schneiderbauer-Stöckl.

Durch eine Tür auf der Südseite und einem kleinen unversperrten Vorraum gelangte man in den Raum mit den Kühlboxen. Der Kühlraum hatte eine mittig angeordnete Kühltruheneinheit, die aus zwei Reihen mit je acht Kühltruhen bestand. Im Eingangsbereich war ein Gang in Raumbreite, dann ein Gang links und rechts von der Kühltruheneinheit. Der Raum hatte einen Terrazzoboden und die Wände waren mit einer halbhohen Verkleidung aus Resopalplatten mit Fliesendesign versehen. Die Kühltruheneinheit war mit Resopalplatten verkleidet. Sie war ca. 1,2 m hoch und hatte oben eine dicke Resopalplatte (ähnlich der heutigen Küchenarbeitsplatten). In diese Deckplatte waren 2 mal 8 Stück Kühltruhen bündig eingesetzt. Cirka 10cm dicke, isolierte Deckel verschlossen die nach oben schauenden Öffnungen der Kühlfächer. Die einzelnen weißen Deckel waren nach hinten gegen einen Anschlag aufschwenkbar. Als Verschluss diente ein Knebelhebel, der gegen unbefugtes Öffnen mit einem Vorhangschloss gesichert war.

An der linken Seite beim nördlichen Kellerfenster war das Kühlaggregat positioniert.

Ende 1958 / Anfang 1959 wurde die Anlage der Marke „Mammut“ installiert. Deshalb stand an der Stirnseite des Raumes, zentral über den Truhen, ein weißes Mammut aus Porzellan auf einem an die Wand geschraubten kleinen Podest.

Da die Truhen ziemlich tief waren und man mit kürzeren Armen die eingekühlten Sachen, fast ausschließlich Fleisch, nur schwer erreichen konnte, standen auch zwei Schemel bereit. Wenn man sich darauf stellte, konnte man auch den letzten Winkel im Gefrierfach erreichen. Dieses Hilfsgerät war besonders für Kinder wichtig, wenn diese das Fleisch aus dem Kühlhaus holen mussten. Manche Boxen waren in der Mitte durch eine Holzwand abgeteilt, weil sie von zwei Haushalten genutzt wurden. Es war jedem untersagt Nichtmitgliedern Fleisch einzufrieren. Vergehen dagegen, die gab es, wurden bei den regelmäßigen Gefriertruhenversammlungen abgemahnt. Monatlich waren die Miete und der Stromverbrauch zu bezahlen." (2)

Quelle von Text (1) Karl Leitner (geb.1941), Kerschbaum 1, 4261 Rainbach i. M.

Noch mehr Infos über die Summerauer Gemeinschaftskühlanlage und die weiteren Kühlhäuser in der Gemeinde findet man im Buch "Vom Lagerhaus bis zur Dorfkapelle", in dem man viele weitere interessante Erzählungen über das Leben damals in unserer Gemeinde nachlesen kann.
Hier findet man eine Auflistung der Beiträge dieses Buches. >>>

Fotos
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Im Vordergrund der Hausteil links war das „Scheiderbauer-Stöckl“, in dem die Kühltruhen standen. Im rechten Hausteil im Vordergrund war das Kapl-Gasthaus. - Fotoleihgeber: Gemeindearchiv Rainbach (von der Gemeinde angekaufte Lauftaufnahme)
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Zum Abfotografieren zur Verfügung gestellt von Friedrich Glasner, Summerau Unterort, 4261 Rainbach i. M.
Verfasser

Text (2) Ing. Johann Lonsing, Summerau Mitte 23, 4261 Rainbach i. M.

Info

Wir ersuchen um Ihre Mithilfe:
Bitte sehen Sie nach, ob Sie nicht auch ein Ding haben, das Geschichte(n) erzählt. Wenn ja, dann bitte per WhatsApp mit dem Obmann Johann Lonsing 068181326125 oder an dem Obmann-Stellvertreter Helmut Knogler 06802167484 Kontakt aufnehmen oder diesen anrufen.